WM in KatarEngland nimmt Strafe für One-Love-Binde in Kauf – Franzosen entziehen sich

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Die spezielle Kapitänsbinde als Zeichen gegen Diskriminierung und für Vielfalt.

Die spezielle Kapitänsbinde als Zeichen gegen Diskriminierung und für Vielfalt.

Mehrere Kapitäne von europäischen WM-Teilnehmern hatten sich auf das Tragen einer Anti-Diskriminierungsbinde in Katar verständigt. Titelverteidiger Frankreich schert allerdings aus.

Die Fußball-Weltmeisterschaft startet am Sonntag (20.11.2022) in Katar und bringt neben Spitzenfußball auch eine Menge kritischer Stimmen in den kleinen Golf-Staat.

Die englische Fußball-Nationalmannschaft nimmt etwa in Kauf, möglicherweise für die mehrfarbige One-Love-Kapitänsbinde bei der WM in Katar bestraft zu werden. Dies sagte Verbandsboss Mark Bullingham in einem Interview „Sky News“.

Man habe bislang keine Antwort auf die offizielle Ankündigung erhalten, sagte Bullingham mit Blick auf die Organisatoren. „Ich denke, es besteht die Möglichkeit, dass wir dafür bestraft werden. Und wenn das passiert, werden wir diese Strafe bezahlen.“ Für ihn sei es „sehr wichtig, unsere Werte zu zeigen. Und das ist es, was wir tun werden.“

Auch Deutschland setzt Zeichen – Frankreich will Sport und Politik trennen

Die WM in dem Emirat steht wegen Menschenrechtsverstößen und des Umgangs mit Arbeiterinnen und Arbeitern aus anderen Ländern schon lange in der Kritik. Neben England mit Kapitän Harry Kane planen auch weitere Nationen - darunter Deutschland mit Spielführer Manuel Neuer - den Einsatz der bunten Kapitänsbinde als Zeichen für Toleranz und Weltoffenheit. „Die Liebe zum Fußball verbindet uns alle. Egal, wo wir herkommen, wie wir aussehen und wen wir lieben. Fußball ist für alle da. Und der Fußball muss für alle da sein, die sich diskriminiert und ausgeschlossen fühlen, überall auf der Welt“, erklärte Neuer seine Auffassung. Die Binde mit dem Herz in bunten Farben und der Aufschrift „One Love“ ist ohnehin bereits ein Kompromiss, um mit dem Tragen einer Armbinde in Regenbogenfarben die Situation in Katar nicht noch weiter anzuheizen.

Seine Teilnahme an der Aktion zurückgezogen hat dennoch Weltmeister Frankreich, wie Kapitän Hugo Lloris in dieser Woche erklärte. Er wolle das Gastgeberland respektieren und stelle sich hinter den Präsidenten des französischen Fußballverbandes, Noël Le Graët, der sich gegen die Binde ausgesprochen habe. „Wenn man Ausländer in Frankreich aufnimmt, möchte man, dass sie sich an unsere Regeln halten und unsere Kultur respektieren. Das werde ich auch tun, wenn ich nach Katar gehe. Man kann damit nicht einverstanden sein, aber ich werde Respekt zeigen“, sagte Lloris. 

Frankreich-Präsident Macron wehrt sich gegen Kritik

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich gegen Kritik an seinem möglichen Besuch der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar verteidigt, wenn die französische Mannschaft ins Halbfinale oder Endspiel gelangt. „Ich glaube, man muss den Sport nicht politisieren“, sagte Macron am Donnerstag während einer Asienreise in Bangkok. „Diese Fragen muss man sich stellen, wenn man die Wettkämpfe vergibt“, erklärte Macron mit Blick auf Klima- oder Menschenrechtsfragen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. „Man sollte sie sich nicht jedes Mal stellen, wenn das Ereignis da ist, sondern in dem Moment, in dem man es vergibt.“

Der Élyséepalast hatte kürzlich erklärt, Macron werde nach Katar reisen, wenn die Équipe Tricolore es ins Halbfinale oder Finale schafft. Frankreich tritt in Katar als Titelverteidiger an. (ksta/dpa/sid)

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