Simon Rolfes zur Zukunft von Xabi Alonso„Er hat gerade seinen Vertrag verlängert, das ist eine Tatsache“

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Simon Rolfes herzt Jeremie Frimpong.

Simon Rolfes herzt Jeremie Frimpong.

Im zweiten Teil des Interviews spricht der Bayer-04-Geschäftsführer über Xabi Alonso und die Nachwuchsarbeit.

Xabi Alonso gilt als Erfolgsfaktor Nummer eins. Wie wichtig ist er im Gesamtkontext?

Simon Rolfes: Der Kopf ist der Kopf. Er ist der Cheftrainer, der vorangeht. Er bringt Qualitäten und Erfahrung ein und sorgt für die Richtung, in die alle gehen. Das macht er hervorragend.

Was hebt ihn ab von Vorgängern?

Wir haben viele Verhaltensmuster einzelner Spieler immer wieder trainiert. Es gibt ein sehr gutes Verständnis der Spieler untereinander: Wie verhält sich der andere, was muss ich machen? Mit jeder Übung im Training fördert Xabi die Spielintelligenz und diese Muster. Und: Er hat Biss und Energie, die er vorlebt.

Wie steht es um Neid im Klub? Wie kommt Bayer 04 damit klar, dass der Trainer der Star ist?

Nicht nur der Trainer ist der Star. Wir haben viele hervorragende Spieler. Dass Xabi Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist doch okay. Besser als andersrum. Dadurch steigt auch unsere internationale Strahlkraft weiter an. Das ist gut für uns alle, das ist doch kein Problem. Erfolg ist keine begrenzte Masse, die nur auf eine bestimmte Anzahl an Personen zu verteilen ist. Wenn wir Erfolg haben, ist für alle genug Anerkennung übrig.

Wie groß ist denn die Chance, ihn zu halten, wenn wirklich Real Madrid im Sommer anklopft?

Er hat gerade seinen Vertrag verlängert, das ist eine Tatsache. Und wenn man seine Karriere als Spieler und Trainer betrachtet, so ist sie geprägt von großer Seriosität.  Dass es Spekulationen gibt bei Erfolg, ist normal. Xabi weiß, was er bei uns als Verein hat: eine Topmannschaft in einem hochprofessionellen Umfeld.

Xabi Alonso spricht auch immer vom „Projekt“. Ist aus ihren Gesprächen hervorgegangen, dass er es auch für sich als langfristiges Projekt sieht?

Ja, absolut. Er ist mit seiner Familie von Spanien nach Deutschland gezogen, das machst du ja auch nicht, wenn du nur auf ein halbes Jahr oder ein Jahr aus bist. Wir tauschen uns viel aus. Ein Trainer hat im Tagesgeschäft aber immer einen kurzfristigen Blick auf die Dinge, ich langfristig, das ist die richtige Aufteilung. Xabi versucht, Spieler besser zu machen, Erfolg zu haben.

Sie waren Jugendleiter. Wie bewerten Sie die Nachwuchsarbeit in Leverkusen?

Wir haben gute Schritte in den vergangenen Jahren gemacht und inzwischen signifikant mehr Jugend-Nationalspieler. Als ich Jugendspieler war, war Leverkusen das Aushängeschild der Nachwuchsarbeit in ganz Deutschland. Diesen Status hatten wir verloren, aber jetzt haben wir wieder etwas in Bewegung gesetzt. Wir wollen nicht nur national und international konkurrenzfähig, sondern auch an der Spitze sein.

Über die neuen Spielformen im Jugendfußball wurde kontrovers diskutiert. Wie verfolgen Sie das?

Zuerst: Alle Beteiligten sollten sich mal alle Konzepte und Regeln vorher durchlesen, bevor sie etwas sagen. Das würde helfen. Es wird nicht das Streben nach Siegen abgeschafft. Wir reden von Acht- bis Elfjährigen, die wollen nicht nur Fußball spielen, sondern immer auch gewinnen. Darum geht es auch weiterhin, nur eben nicht mehr in einem ablesbaren Tabellenformat. Kleine Spielformen machen einfach Sinn, weil du im jungen Alter einfach schon viel mehr Ballkontakte und Ballaktionen hast. Dadurch wirst du automatisch besser und die Motivation wird aufrechterhalten.

Zum Abschluss die klassische Job-Interviewfrage: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In fünf Jahren will ich die gleiche Begeisterung dafür haben, Dinge zu entwickeln. Das ist meine Motivation. Ich bin kein Verwalter. Ich sehe hier noch genug Felder, in denen wir ein noch besserer Klub werden können.

Also: Für immer Leverkusen – oder gibt es doch noch neue berufliche Träume?

Um „für immer“ zu sagen, bin ich vielleicht noch ein bisschen zu jung. (lacht) Man wird sehen. Ich bin gerne hier und kann mir auch vorstellen, länger zu bleiben. Wir wollen erfolgreich sein. Das treibt mich an. Ich bin keiner, der von Job zu Job hoppen wird. Wenn ich etwas tue, setze ich mir langfristige Ziele. Das ist für mich das Reizvolle. Ich schaue nicht opportun auf die nächsten Möglichkeiten.

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