KommentarBayer-Trainer Bosz hat sich verzockt, jetzt helfen ihm nur noch Siege

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Bosz Kommentarbild

Trainer Peter Bosz (rechts) mit Spielern

Leverkusen – Ein Markenzeichen des Trainers Peter Bosz ist schonungslose Offenheit in der ersten Spielanalyse. Nach dem verrückten 3:4 von Bern, das Bayer 04 vor allem durch eine sagenhaft schlechte erste Halbzeit selbst verursachte, nahm der Niederländer die Schuld mit bemerkenswerter Klarheit („Ich habe wahrscheinlich einen Fehler gemacht“) auf sich. Das ist eine Charaktereigenschaft, die man unbedingt schätzen sollte. Allerdings gab es in diesem Fall kaum Alternativen zur Selbstgeißelung.

Der Plan des Trainers, beim bekanntermaßen bärenstarken Schweizer Meister die wichtigsten Spieler jedes Mannschaftsteils zu schonen, wirkte schon vor Spielbeginn mutig. Nach einer halben Stunde hatte er sich in einen Alptraum verwandelt, den man nach den instabilen Leistungen der letzten Wochen auch hätte kommen sehen können. Eine personelle und taktische Korrektur zur Halbzeit bewies, wo der kolossale Irrtum gelegen hatte.

Wären wir noch im November, in einer Europa-League-Phase mit belanglosen Gruppenspielen gegen unterlegene Mannschaften, mitten in einem generellen Hoch, hätte die ultraoffensive Personalauswahl weniger Verwunderung ausgelöst. Seit Ende Dezember hat die Werkself jedoch eine Abwärtsentwicklung genommen, die alle Saisonziele eliminiert oder gefährdet hat.

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Das Scheitern im DFB-Pokal gegen Essen ist eine Wunde, die wohl noch lange bluten wird. Das Abrutschen in der Liga von Platz eins auf fünf hinter Mannschaften, die man im direkten Duell alle nicht bezwingen konnte, gibt Anlass zu größter Besorgnis. Ein Aus in der ersten K.o.-Phase der Europa League gegen Bern wäre ein Nackenschlag, der das Vertrauen in Trainer Peter Bosz auch im Klub selbst erschüttern würde.

Das wäre bedauerlich, weil Fußball mit Peter Bosz immer spektakulär ist und sich Talent unter seiner Anleitung zuverlässig weiter entwickelt. Aber es ist der Klub, der seine Ziele definiert. In diesem Fall wurden sie eindeutig benannt: Erreichen der Champions League durch mindestens Platz vier in der Liga und die Existenz der Chance, in Pokalwettbewerben Titel zu gewinnen. Wenn die Entwicklung des Jahres 2021 so weitergeht, wird der Tag kommen, an dem das alles nicht mehr zusammenpasst. Und es gibt nur ein Gegenmittel: Siege. Am Sonntag gegen Augsburg. Am nächsten Donnerstag gegen Bern.  

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