Der Auftritt der Werkself in Lissabon bringt keine Glanzpunkte, aber ein Stück Sicherheit zurück. Die Defensive überzeugt mit Einsatz.
Leverkusens Flekken hält Bayer 04 im SpielEin starker Rückhalt in Lissabon

Leverkusen Torwart Mark Flekken agierte als sicherer Rückhalt in Lissabon.
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Befreiung und Erleichterung lagen dicht beieinander an diesem Abend in Lissabon. Der 1:0-Sieg von Bayer 04 Leverkusen bei Benfica am vierten Spieltag der Champions League verschafft der Mannschaft von Trainer Kasper Hjulmand eine bessere Ausgangslage in der Champions League. Er war hart erarbeitet, ein Kraftakt nach Wochen hoher Belastung.
Starke Defensivleistung von Bayer 04
Glanz verbreitete die Werkself aber nur teilweise. Hjulmand musste erneut improvisieren: Wegen der angespannten Personallage begann der offensiv geschulte Ibrahim Maza als defensiver Mittelfeldspieler. Leverkusen stand tief, setzte auf Umschaltmomente und suchte vor allem Stabilität. Benfica kontrollierte weite Phasen, erarbeitete sich Chancen und traf zweimal das Aluminium. Patrik Schick hingegen traf nach seiner Einwechslung direkt per Kopf. Leverkusen hielt mit Einsatz und Disziplin dagegen. Die Defensive um Loïc Badé warf sich in alle Schüsse, blockte Flanken, verteidigte unbeirrt – und zeigte in vielen Zweikämpfen eine klare Steigerung gegenüber den Spielen zuvor.
Nach den deutlichen Niederlagen gegen Paris Saint-Germain (2:7) und Bayern München (0:3) war die körperliche Präsenz ein Kritikpunkt gewesen. In Lissabon wirkte Leverkusen in den Duellen hingegen robuster und entschlossener. Die Statistik blieb zwar einseitig – 21:7 Torschüsse für Benfica –, doch zeigte sie nicht, wie konsequent die Werkself in den direkten Duellen arbeitete. Dass der Abend ohne Gegentor endete, lag zudem an Mark Flekken, der im Estádio da Luz seine bislang beste Leistung im Leverkusener Trikot zeigte.
„Auf diesem Niveau lässt sich nicht alles verhindern. Aber die Abläufe haben gestimmt, die Jungs haben gekämpft, sind viel gelaufen und haben die Aufgaben konsequent abgearbeitet“, sagte Flekken. Der Niederländer hielt Leverkusen mehrfach im Spiel. Die verbliebenen Abstimmungsprobleme im Abwehrverbund führt er auf fehlende Automatismen zurück. „Die Verbindungen auf dem Platz sind noch nicht zu hundert Prozent da. Das ist ein Prozess, der Zeit braucht. Die haben wir nicht immer. Dann greift man auf den Schutzmechanismus zurück, tiefer zu verteidigen. Das sind Lernprozesse. Diese Woche haben wir das in Einzelgesprächen noch einmal klar angesprochen.“
Starker Flekken hält Bayer im Spiel
Flekken selbst durchläuft eine anspruchsvolle Startphase bei Bayer 04. In den vier Partien vor Lissabon kassierte er 15 Gegentore – ein Wert, der an einem Torhüter nagt. „Mir hat zuletzt oft der Flow gefehlt und das Quäntchen Glück, wenn man mal einen hält. Gegen Paderborn pariere ich erst, dann fällt trotzdem das Gegentor. Heute überwiegt das Positive. Vielleicht war das der Moment, in dem der Schalter umgelegt wurde. Solche Spiele braucht man. Das will ich in die nächsten Wochen mitnehmen.“
Trainer Hjulmand lobte den Charakter seiner jungen Mannschaft. „Es war unser drittes Auswärtsspiel in sieben Tagen. Großes Kompliment an das Team. Wir können besser spielen, müssen besser spielen. Doch es war wichtig, hier zu gewinnen. Die älteren Spieler übernehmen mehr Verantwortung, zeigen Ruhe – das überträgt sich. Das war Sprit für Wachstum.“
Vor der Länderspielpause steht noch ein Pflichtsieg auf der Agenda: Am Samstag empfängt Leverkusen den 1. FC Heidenheim (Bay-Arena, 15.30 Uhr). Die Kräfte sind nach intensiven Wochen knapp. Nathan Tella und Lucas Vázquez fehlen weiter, Jonas Hofmann und Martin Terrier dürften wieder spielen. Beide sind nicht gemeldet für die Champions League. Das Comeback von Malik Tillman brachte in Lissabon zumindest einen Schub. „Wenn man den Kader betrachtet, ist die Situation nicht optimal. Viele Verletzte, dazu Spieler, die nicht im Aufgebot stehen. Da brechen Optionen weg. Die Belastung steigt für alle anderen“, so Flekken.
Für die Profis ohne Nationalmannschaftsreise bleibt die Pause wenigstens ein kleines Zeitfenster zur Erholung. Leverkusen hat in Lissabon etwas zurückgewonnen, das sich nicht in Tabellen ablesen lässt: Halt, Widerstandskraft, ein Ansatz von Stabilität. Wie weit es trägt, werden die kommenden Wochen zeigen.


