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Kader noch nicht finalBayer 04 setzt auf Unterschiedsspieler Echeverri

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Claudio Echeverri, hier als Kapitän der argentinischen U20-Nationalmannschaft

Claudio Echeverri, hier als Kapitän der argentinischen U20-Nationalmannschaft

Claudio Echeverri steht beim runderneuerten Bayer 04 Leverkusen zum Auftakt gegen die TSG Hoffenheim besonders im Fokus.

Simon Rolfes tendiert nicht zum Überschwang. Umso bemerkenswerter war ein Zitat bei der Mitteilung zur Verpflichtung von Claudio Echeverri. Solche Klubmitteilungen sind meist sehr wohlwollend, aber doch eher sachlich formuliert. Ein Satz stach deshalb heraus: „Für einen wie Claudio kommen die Fußballfans ins Stadion“, betonte Bayers Sportgeschäftsführer – und steigerte damit die Erwartungshaltung an den 19-Jährigen, der für ein Jahr zur Leihe, ohne Kaufoption, von Manchester City zu den Leverkusenern kommt.

Zwei Trainingseinheiten müssen dann auch reichen, ehe er den Worten des Sportchefs gerecht werden muss. Beim Bundesliga-Auftakt am Samstag gegen die TSG Hoffenheim (15.30 Uhr, Sky/Dazn) dürfen sich die Anhänger in der Bay-Arena dann selbst eine Meinung bilden, ob ihr Eintrittsgeld gut angelegt ist. „Claudio wird im Kader stehen“, sagte Erik ten Hag. Der neue Coach feiert wie Echeverri, der dem Vernehmen nach auch direkt in der Startelf stehen wird, sein Bundesligadebüt und sagt über den jungen Argentinier: „Er ist mit dem Ball am Fuß geboren.“

Claudio Jeremias Echeverri wurde im Januar 2006 in Resistencia in Argentinien geboren, misst nur 1,70 Meter und wurde in Bueons Aires bei River Plate ausgebildet. An große Erwartungshaltungen und Druck hat er sich schon in dieser Zeit in dieser fußballverrückten Stadt gewöhnt. Noch mehr Erfahrungen in dieser Hinsicht sammelte er dann beim Premier-League-Topklub Manchester City, bei dem er seit etwas mehr als einem halben Jahr unter Vertrag steht, bei der Klub-WM sein erstes Tor schoss. Echeverri soll bei der Werkself die Rolle als Unterschiedsspieler ausfüllen.

Echeverry wird „der kleine Teufel“ genannt

In Anlehnung an den ehemaligen bolivianischen Nationalspieler und fast Namensvetter Marco Etcheverry wird auch er „El Diablito“, zu Deutsch „kleiner Teufel“, genannt. Seine Spezialität ist außergewöhnliches Ballgefühl, gepaart mit Dribbelstärke und kleinen, schnellen Bewegungen, die den Gegner verwirren und das Publikum mitreißen sollen. Die neue Nummer 9, die aber nicht als Spitze, sondern dahinter agieren wird, soll mit ihrer „Kreativität unserem Spiel neue, attraktive Facetten verleihen“, wie Rolfes sagt.

Auf zwei andere Zugänge müssen die Bayer-Fans aber noch ein wenig länger warten: Der neue Innenverteidiger Loic Badé brachte eine Verletzung von Ex-Klub FC Sevilla mit. Ten Hag hofft darauf, dass er den 25 Jahre alten Franzosen kommende Woche beim Auswärtsspiel bei Werder Bremen einsetzen kann. Gleiches gilt für Malik Tillman (23). Der Offensivspieler stieg nach einer Faszienverletzung in der Wade erst am Donnerstag wieder ins Training ein. Ein Einsatz gegen Hoffenheim kommt zu früh. Auch Exequiel Palacios, Jonas Hofmann (beide Muskelverletzung im Oberschenkel) und die Langzeitverletzten Jeanuel Belocian (Aufbau nach Kreuzbandriss) und Martin Terrier (Aufbau nach Achillessehnenriss) sind weiter nicht im Kader.

Ten Hag freut sich auf sein erstes Bundesligaspiel als Cheftrainer: „Ich habe richtig Bock drauf. “ Mannschaft und Fans sollen noch mehr zusammenwachsen. Deshalb nutzt Bayer ab dieser Spielzeit – erstmals seit Mitte der 1990er Jahre – wieder die Ersatzbank, die näher zur Nordkurve steht. „Ein Argument ist die Nähe zu den Fans, die uns mit ihrer Stimmung antreiben“, betonte der Coach. „Und der Linienrichter. Der ist bei der anderen Bank oft in meinem Sichtfeld. Das ist kein Vorteil für mich.“ Bei nun freier Sicht auf den Rasen erwartet ten Hag vor allem eines zu sehen: „Wir müssen mit Sieger-Mentalität auf dem Platz stehen. Wir werden alles dafür tun, um das Spiel zu gewinnen. Wir haben Vertrauen, dass wir das Spiel gewinnen können.“

Die TSG hat allerdings – zumindest in der Vorbereitung – ebenfalls Sieger-Mentalität an den Tag gelegt. Alle acht Testspiele gewann das Team von Trainer Christian Ilzer. Bei den letzten Partien gegen Werder Bremen (4:0), den FC Metz (8:0) und im DFB-Pokal bei Drittligist Hansa Rostock (4:0) kassierten die Hoffenheimer kein Gegentor mehr. „Es ist die erste volle Vorbereitung für den Hoffenheimer Trainer, der schon in der vergangenen Saison da war. Sie haben also einen kleinen Vorsprung“, sagte ten Hag. „Aber das muss nichts heißen. Wir haben gute Spieler und eine gute Mannschaft.“

Die könnte sich bis zum Ende des Sommertransferfensters am 1. September aber noch weiter verändern – sowohl auf Abgangs- als auch auf Zugangsseite. Victor Boniface steht kurz vor einem Wechsel zur AC Mailand auf Leihbasis mit Kaufoption. Auch ein, zwei weitere Spieler könnten den Verein noch verlassen. Dafür sollen noch mindestens zwei Spieler kommen – unter anderem für die rechte Seite. Der Franzose Jonathan Clauss (32) von OGC Nizza ist im Gespräch, würde mit nur einem Jahr Restlaufzeit wohl eine Ablösesumme von unter zehn Millionen Euro kosten.

Auch der Transfer von Clauss Landsmann Eliesse Ben Seghir (20) von der AS Monaco soll nach Möglichkeit realisiert werden. Bayer will für den Offensivspieler maximal 25 Millionen Euro zahlen, Monaco möchte mehr. Dass ten Hag einen jungen Kader mit wenig Bundesligaerfahrung zur Verfügung hat, stört den Niederländer – zumindest nach außen hin – nicht: „Wir haben junge Spieler, aber wir haben auch noch immer viele erfahrene Spieler. Mark Flekken, Edmond Tapsoba, Robert Andrich und Patrik Schick. Das ist die Achse, und die ist sehr erfahren. Ich glaube, die Mischung ist gut.“

Leverkusen: Flekken – Quansah, Tapsoba, Hincapie – Arthur, Andrich, Garcia, Grimaldo – Echeverri, Maza – Schick; Hoffenheim: Baumann – Coufal, Arthur Chaves, Machida, Bernardo – Avdullahu, Burger – Kramaric, Touré – Lemperle, Asllani.