Werkself im Europa-League-ViertelfinaleBayer 04 feiert spektakulären 3:2-Sieg in der Nachspielzeit

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14.03.2024, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Fußball: Europa League, Bayer Leverkusen - FK Karabach Agdam, K.o.-Runde, Achtelfinale, Rückspiele in der BayArena, Leverkusens Patrik Schick (r) jubelt nach seinem Tor zum 3:2. Foto: Federico Gambarini/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Leverkusens Matchwinner: Patrik Schick (r.)

Dank Patrik Schick gewinnt Bayer 04 Leverkusen nach einem 0:2-Rückstand 3:2 gegen Karabach Agdam.

Es läuft die zweite Minute der Nachspielzeit, Bayer 04 liegt im Rückspiel der des Europa-League-Achtelfinals gegen Karabach Agdam mit 1:2 zurück. Alles sieht nach dem Aus und der ersten Niederlage im 37. Pflichtspiel aus, doch zehn Minuten später ist die Bay-Arena in völliger Ekstase. Zwei Tore von Patrik Schick bringen Leverkusen doch noch ins Viertelfinale. Das 3:2 ist der nächste Höhepunkt einer unvergesslichen Saison. „Wir waren bereit für eine spezielle Nacht in der Bay-Arena mit vielen Emotionen“, sagte Xabi Alonso. „Den Glauben kann man nicht trainieren, das sind die Spieler. Das haben sie super gemacht.“

Die schwache erste Hälfte beim 2:2 im Hinspiel in Baku wurde durchaus auch Xabi Alonso zur Last gelegt. Der Trainer hatte auf acht Positionen durchgewechselt. Im Rückspiel waren es am Donnerstagabend immerhin auch noch sechs Neue im Vergleich zum 2:0 gegen Wolfsburg am Sonntag, doch in Granit Xhaka und Florian Wirtz standen diesmal zwei Unterschiedsspieler von Beginn an auf dem Rasen. Dafür bekamen Jonathan Tah, Alejandro Grimaldo und Patrik Schick eine Pause verordnet.

Bayer 04 Leverkusen vergibt reihenweise Großchancen

Und wieder hatte die Werkself Probleme im ersten Durchgang, was im Gegensatz zum Hinspiel aber vor allem an einer katastrophalen Chancenverwertung lag. Dass es zur Halbzeit 0:0 stand, war eigentlich unfassbar. Bayer 04 kam mit dem ganz klaren Anspruch aus der Kabine, kurzen Prozess zu machen. In den ersten zehn Minuten sahen die 30 210 Zuschauer in der ausverkauften Bay-Arena sage und schreibe sechs Großchancen der Hausherren.

Allein Borja Iglesias hatte vier gute Gelegenheiten, um das erlösende frühe 1:0 zu erzielen. Seinen Kopfbällen und Schüssen fehlte es aber an jeglicher Präzision. Auch Piero Hincapie und Amine Adli brachten den Ball trotz bester Schusspositionen nicht im Karabacher Tor unter. Die Gäste schauten in den ersten 20 Minuten eigentlich nur zu, schienen überrascht von der Leverkusener 4-1-4-1-Formation, die sie zuvor in dieser Saison nie gespielt hatten.

Doch das Team aus Aserbaidschan blieb seiner Linie, mit Flachpässen aufzubauen und auf lange Bälle gänzlich zu verzichten, treu. Bayer war sichtlich geschockt, dass es nicht schon mindestens mit zwei Toren führte und vernachlässigte zusehends das Mann-gegen-Mann-Pressing. Nach knapp einer halben Stunde musste dann auch noch Jonas Hofmann vom Platz. Nach der Nichtnominierung für die Nationalelf der nächste Rückschlag für den 31-Jährigen, der sich immer wieder an die linke Hüfte fasste.

Schlampigkeiten im Spiel von Bayer 04 Leverkusen

Karabach wurde fortan immer mutiger und frecher, spielte im letzten Drittel sehr zielstrebig, ohne dabei aber Matej Kovar im Leverkusener Tor vor große Aufgaben zu stellen. Die Werkself hingegen wurde im Ballbesitz bis zur Pause immer schlampiger, spielte plötzlich ganz einfache Fehlpässe, die man bisher in dieser Spielzeit sehr selten gesehen hatte.

Passend zum ersten Durchgang vergab Florian Wirtz in der Nachspielzeit noch die klarste aller Torchancen und traf aus sieben Metern nur die Latte – allerdings hätte der Treffer aufgrund vorheriger Abseitsposition nicht gezählt. Es passte dennoch perfekt ins Bild.

Karabach Agdam trifft in Unterzahl zum 2:0

Auch nach dem Seitenwechsel bot sich dasselbe Bild: Die Alonso-Elf hatte viel den Ball, kombinierte immer wieder bis zum Strafraum – oder auch hinein – doch der letzte Pass fehlte. Gerade, als Alonso in Grimaldo und Schick personell nachlegen wollte, rollte ein weiterer Konter der Gäste aufs Bayer-Tor zu – mit fatalem Ende. Hincapie entschied sich für den falschen Laufweg und Frimpong war einen Kopf zu klein, um das Tor von Abdellah Zoubir zu verhindern – 0:1 (58.).

Leverkusen wollte das Missgeschick umgehend reparieren und drängte Karabach so zur Roten Karte. Frimpong war Elvin Jafarguliyev davongelaufen. Schiedsrichter Anthony Taylor aus England entschied nach Ansicht der TV-Bilder auf Notbremse. Mit einem Mann mehr und einer halben Stunde Zeit war nichts verloren. Doch der nächste Rückschlag folgte nur fünfMinuten später. Diesmal verteidigten Andrich und Kossounou nicht konsequent genug. Juninho erhöhte auf 2:0.

Patrik Schick wird zum späten Matchwinner

Bemerkenswert: Das Leverkusener Publikum erhöhte jetzt noch einmal die Dezibelzahl, zahlte für eine bisher unglaubliche Saison mit Lautstärke zurück. Noch lauter wurde es schließlich, als Frimpong nach Grimaldo-Flanke (72.) auf 1:2 verkürzte. Der Glauben war endgültig zurück. Und dann kam Patrik Schick und brachte das Stadion zur emotionalen Gefühlsexplosion.

Die Auslosung der Viertelfinal- und Halbfinalpartien findet am Freitag (13 Uhr) in Nyon statt. Bayer kann unter anderem auf Liverpool oder den AC Mailand treffen. „Wir haben gezeigt, dass wir gut genug sind, um auch die Großen zu ärgern“, sagte Granit Xhaka. „Aber jetzt müssen wir uns erst einmal gut erholen, um am Sonntag wieder bereit zu sein für ein schweres Spiel.“

Für Leverkusen geht es vor der Länderspielpause am Sonntag (15.30 Uhr/Dazn) zum SC Freiburg. Dort soll der Zehn-Punkte-Vorsprung auf den FC Bayern verteidigt oder sogar ausgebaut werden. Die Meisterschaft und der Pokalsieg sind in greifbarer Nähe und der Europapokaltraum lebt auch weiter.

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