Last-Minute-LeverkusenKeiner schlägt Bayer ab Minute 90 – oder doch?

Lesezeit 3 Minuten
Die Leverkusener bejubeln vor den angereisten Fans den späten Ausgleichstreffer durch Josip Stanisic. Trainer Alonso wirft sich auf die Jubeltraube.

Die Leverkusener bejubeln vor den angereisten Fans den späten Ausgleichstreffer durch Josip Stanisic. Trainer Alonso wirft sich auf die Jubeltraube.

Bayer Leverkusen rettet gegen Dortmund die eigene Ungeschlagen-Serie erneut dramatisch spät. Ist diese Comeback-Qualität einmalig in Europa?

Über 80.000 Zuschauer im Signal-Iduna-Park und Millionen weltweit sahen am Sonntagnachmittag einen Meister, der schlagbar wirkte. In einem umkämpften Spiel mit ausgeglichenen Spielanteilen, lag die Werkself ab der 81. Minute durch einen Volley von Niclas Füllkrug sogar in Rückstand. Das Spiel war nach einer unübersichtlichen Rangelei und einem falschen Platzverweis für Boniface lange durch den VAR pausiert und der Spielfluss schien endgültig gebrochen.

Im Stadion und vor den Bildschirmen werden sich einige Zuschauer gefragt haben: Schafft es ausgerechnet dieser BVB, der bis zum Jahreswechsel den eigenen Erwartungen hinterherlief und jetzt überraschenderweise im Champions-League-Halbfinale steht, die „Unbesiegbaren“ zu besiegen?

Am Ende sind es doch immer die Bayern, die dem BVB die Suppe versalzen

Im selben Moment folgte wahrscheinlich der nächste Gedanke: Schaffen sie es wieder? Diese Mannschaft bewies Woche für Woche, dass sie jeden Rückschlag wegstecken kann, egal wie spät er sie traf. Und tatsächlich: In der 97. Minute, eine Minute vor Abpiff, schlich ein junger Kroate, scheinbar unbemerkt, durch den schwarz-gelben Strafraum. Florian Wirtz schlug die Ecke vor den kurzen Pfosten und ausgerechnet Bayerns Leihgabe Josip Stanisic schädelte den Ball unhaltbar ins lange Eck. Am Ende sind es doch immer die Bayern, die dem BVB die Suppe versalzen.

Josip Stanisic springt höher als alle Dortmunder und köpft den Ball aufs lange Eck. Kobel kann nur zuschauen.

Josip Stanisic springt höher als alle Dortmunder und köpft den Ball aufs lange Eck. Kobel kann nur zuschauen.

An Liverpool kommen selbst historische Leverkusener nicht vorbei

Schlussminuten - das sind Bayer-Minuten. Das ist nicht nur ein Gefühl, das gibt auch die Statistik her. Die Leverkusener schossen diese Saison 15 Tore ab der 90. Spielminute, über alle Wettbewerbe verteilt. Zum Vergleich: Dem FCB, eigentlich bekannt für seinen „Bayern-Dusel“, gelang das in dieser Saison nur neunmal. Der drittplatzierte VFB Stuttgart schoss sogar nur vier Tore nach der regulären Spielzeit. In Deutschland ist Leverkusen auch in dieser Statistik das Maß aller Dinge, aber gilt das auch im internationalen Vergleich?

Schaut man auf die Insel nach England, sieht man bei den Top-3 unterschiedliche Zahlen. Manchester City traf nur sechsmal nach der 90., kam aber auch nur selten in die Situation, das Spiel so spät noch entscheiden zu müssen. Der FC Arsenal kommt schon näher an Leverkusen ran und schaffte immerhin elf Tore.

Darwin Nunez jubelt nach dem späten Siegtreffer gegen Nottingham Forest. Seine Mitspieler laufen ihm hinterher und weiter hinten gehen die Spieler von Nottingham bedrückt in Richtung Mittelkreis.

Darwin Nunez jubelt nach dem späten Siegtreffer gegen Nottingham Forest. Selbst Leverkusen traf nicht so häufig in der Nachspielzeit wie Liverpool.

Bleibt nur noch der FC Liverpool. Und gegen den muss sich selbst die Werkself geschlagen geben, denn: Keine Mannschaft in Europa hat solche Comeback-Qualitäten wie die Elf von Jürgen Klopp. Ganze 19 mal (!) trafen Salah und Co. in der Nachspielzeit. Schade nur, dass ein direkter Vergleich in dieser Saison verwehrt bleibt, da Liverpool im Europa-League-Viertelfinale gegen Atalanta Bergamo überraschend scheiterte. Doch ungeschlagen ist keine dieser Mannschaften - außer Leverkusen. Die Häufigkeit dieser Last-Minute-Comebacks ist vielleicht gar nicht das Beeindruckendste, sondern, dass es noch nie schief ging.

KStA abonnieren