Siegesserie gerissenBayer 04 unterliegt 2:3 bei Mainz 05

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Silva Widmer vom FSV Mainz 05 im Zweikampf gegen den Leverkusener Kerem Demirbay.

Mainz – Im Fünfmeterraum von Bayer 04 Leverkusen herrscht Chaos in Minute 88. Jonathan Tah läuft Piero Hincapie über den Haufen, Edmond Tapsoba steht orientierungslos daneben, Robert Andrich kommt zu spät. Einzig Marcus Ingvartsen behält die Übersicht. Der eingewechselte Stürmer dreht sich geschickt um die eigene Achse und schiebt den Ball unter Lukas Hradecky hinweg ins Netz.

3:2 für den FSV Mainz 05, die meisten der 10.000 Fans in Mainz toben. Es ist der Schlusspunkt eines weiteren wilden Fußballspiels mit Leverkusener Beteiligung. Nur diesmal ohne glücklichen Ausgang für Bayer 04. Nach vier Siegen in Folge kassierte die Werkself am Freitagabend nach 90 von Fouls und Härte geprägten Minuten die erste Niederlage im Jahr 2022.

Hradecky verhinderte frühen Rückstand

Trainer Gerardo Seoane vertraute seiner angsteinflößenden Offensive um Patrik Schick, Florian Wirtz und Moussa Diaby – nach 14 Toren aus den letzten drei Spielen keine Überraschung. Seine ohnehin latent löchrige Viererkette musste der Schweizer aufgrund der Gelbsperre Mitchel Bakkers erneut umbauen. Abwehrchef Jonathan Tah kehrte nach auskuriertem Infekt zurück, Piero Hincapie rückte auf die linke Seite.

Es entwickelte sich ein Spiel nach dem Geschmack der Gastgeber. Denn wie Bayer 04 das Kombinieren und Angreifen mag, so liebt Mainz die Zweikämpfe und das beinharte Verteidigen. Hauptsächlich wegen des Trainers Bo Svensson, früher selbst kompromissloser Abwehrchef am Bruchweg. Leverkusen hatte zunächst Probleme, gegen den robusten FSV ins Spiel zu finden.

Die Werkself produzierte Ballverluste und ließ Mainz Räume für Gegenstöße. So musste Lukas Hradecky früh mit starken Paraden gegen Anton Stach (13.) und Silvian Widmer (17.) einen Rückstand verhindern. Erst als die Werkself den Mainzer Attacken mit Härte begegnete, bekam sie die Partie besser in den Griff.

Überraschende Führung durch Schick

Die Führung in der 35. Minute kam dennoch überraschend. Demirbay spielte Schick gut frei. Der Tscheche, erstmals seit Anpfiff nicht sofort von den Mainzer Abwehrkanten umlagert, zog aus etwa 20 Metern ab. Moussa Niakhaté fälschte ab, der Ball trudelte ins linke Toreck. Es war Schicks 20. Saisontreffer. Diese Marke hatte zuletzt 2012/13 ein Leverkusener geknackt: Stefan Kießling. Der heutige Assistent der Leverkusener Geschäftsführung kam damals am Saisonende auf 25 Tore und stellte den Bayer-04-Klubrekord auf.

Nur wenige Sekunden waren in der ersten Halbzeit noch zu spielen, als Demirbay ein Zeichen setzen wollte. Am Mittelkreis stieg der Leverkusener dem Mainzer Kapitän Niakhaté mit Anlauf auf den Knöchel. Schiedsrichter Benjamin Cortus pfiff Foul und gleichzeitig zur Pause. Demirbay signalisierte dem am Boden liegenden Niakhaté mit eindeutigen Gesten: Hart? Können wir auch! Auf dem Weg in die Kabine folgte eine kleine Rudelbildung, bei der es keinen klaren Sieger gab.

Aus für Schick nach Muskel-Verletzung

Am Spielgeschehen änderte sich nach dem Seitenwechsel nicht viel. Härte blieb das Mittel der Wahl. Demirbay grätschte in der 56. Minute dem  früheren Leverkusener Wadenbeißer Dominik Kohr an der Strafraumkante ohne Gegnerberührung den Ball vom Fuß. Dennoch gab es Gelb und Freistoß. Der Spanier Aaron trat an und verwandelte sehenswert. Kurz darauf schien Mainz die Partie gedreht zu haben, Karim Oniwusu köpfte einen Freistoß an Hradecky vorbei ins Netz. Als beide Teams zum Anstoß bereit standen, griff der VAR ein. Nach dem Studium der Bilder am Seitenrand entschied Schiedsrichter Cortus auf eine aktive Abseitsstellung von Moussa Niakhaté.

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Bayer 04 hatte plötzlich Rückenwind und kam zur erneuten Führung. Über Wirtz und Lucas Alario, eingewechselt für den an der linken Wade verletzten Schick, kam der Ball auf die rechte Seite zu Diaby. Der Franzose bediente Alario, der argentinische Joker zog aus acht Metern trocken ab und verwandelte unter die Latte (74.). Doch die Mainzer Kampfeslust war nicht erloschen – im Gegenteil. Wenig später bekam der von Minute zu Minute wackeliger werdende Tah einen Ball nur unzureichend geklärt. Jean-Paul Boetius traf per Direktabnahme von der Strafraumkante zum 2:2 (84.). Ingvartsens Siegtor aus dem Getümmel krönte die Mainzer Willensleistung und versetzte der Werkself den ersten K.o. des Jahres. Mainz 05: Zentner - S. Bell, Hack, Niakhaté - Widmer, Stach (90.+1 Barreiro Martins), Kohr (82. Boetius), Martín - Lee (69. Stöger) - Burkardt (82. Burgzorg), Onisiwo (82. Ingvartsen); Bayer Leverkusen: Hradecky - Frimpong, Tah, Tapsoba, Hincapié - Andrich, Demirbay (71. Aranguiz) - Adli (71. Paulinho), Wirtz, Diaby - Schick (48. Alario); Schiedsrichter: Cortus (Röthenbach); - Zuschauer: 10 000; Tore: 0:1 Schick (35.), 1:1 Martín (57.), 1:2 Alario (74.), 2:2 Boetius (84.), 3:2 Ingvartsen (88.)

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