„Win-win-Situation für beide“Xabi Alonso - Darum bleibt der gefragteste Mann im Weltfußball in Leverkusen

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Xabi Alonso wird nach dem Sieg gegen Werder Bremen von Fotoreportern begleitet.

Xabi Alonso wird nach dem Sieg gegen Werder Bremen von Fotoreportern begleitet.

Xabi Alonso, einst erfolgreicher Spieler und jetzt begehrtester Trainer im Weltfußball, bleibt trotz zahlreicher Angebote bei Bayer 04 Leverkusen.

José Mourinho hat es kommen sehen. In einem Video von 2019, das in den Sozialen Netzwerken jetzt noch einmal viral ging, prophezeite der weltbekannte Coach seinem ehemaligen Schützling Xabi Alonso eine glorreiche Trainerkarriere.

„Sein Vater war Spieler, sein Vater war Trainer“, betonte Mourinho. „Dann wurde er selbst Spieler, ein Top-Spieler mit sehr großem Spielverständnis. Er spielte in Spanien für Real Madrid, in England für den FC Liverpool und in Deutschland für den FC Bayern, wurde von Pep Guardiola, Carlo Ancelotti, Rafael Benitez und mir trainiert. Wenn man all das zusammennimmt, hat Xabi beste Voraussetzungen, um ein richtig guter Trainer zu werden.“ Fünf Jahre später ist Xabi Alonso der wohl gefragteste Mann im Weltfußball.

Das Meisterstück mit Bayer 04 Leverkusen brachte noch einmal mehr internationale Aufmerksamkeit für den ohnehin schon omnipräsenten Spanier. „Bayer Leverkusen unter Xabi Alonso ist bereits eine Legende“, schrieb „Mundo deportivo“ aus Alonsos spanischer Heimat. Das Fachblatt „Marca“ aus Madrid hob Alonso als „Xabi I. von Deutschland“ in den Adelsstand. „Eine XXL-Leistung, die Respekt abnötigt“, befand die französische „L'Équipe“, und der Schweizer „Tagesanzeiger“ urteilte: „Selten hat die Bundesliga einen besseren Meister gesehen.“

Xabi-Alonso-Allee bald Realität?

Die Anhänger der Werkself hatten bereits vor der feststehenden Meisterschaft Straßenschilder in Leverkusen mit dem Schriftzug „Xabi-Alonso-Allee“ überklebt. Nun prüft die Stadtverwaltung wirklich, ob die Voraussetzungen für eine offizielle Benennung einer Straße, eines Platzes oder eines Weges nach Alonso gegeben sind. Der Hype um den 42-Jährigen kennt keine Grenzen.

Mit der Serie von mittlerweile 43 Spielen ohne Niederlage bei seiner ersten Station als Cheftrainer im Profifußball könnte sich Alonso nach dieser Spielzeit einen neuen Arbeitgeber aussuchen. Der FC Liverpool hatte seine Fühler als Nachfolger von Jürgen Klopp nach ihm ausgestreckt. Der FC Bayern hatte ganz offiziell bekanntgegeben, dass er Alonso als Nachfolger für Thomas Tuchel ab dem Sommer gerne gehabt hätte. Doch Alonso sagte schon vor wenigen Wochen ab. Er bleibt lieber in Leverkusen, wo er zu Beginn der Saison seinen Vertrag bis 2026 verlängert hatte. Die Entscheidung passt zum Charakter des Basken, der seine Schritte sorgfältig plant.

Selbst die Münchner, die erstmals in der jüngeren Vergangenheit – womöglich sogar erstmals überhaupt – nicht ihren Wunschtrainer bekommen, hegen keinen Groll, sondern zollen Respekt: „Wir würden ihn gerne verpflichten, es wird aber sehr schwierig, um nicht zu sagen wahrscheinlich unmöglich“, hatte Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß kurz vor der offiziellen Bekanntgabe des Verbleibs in Leverkusen gesagt und ausgeführt: „Ich kann mir vorstellen, dass er, so wie ich ihn kennen- und schätzen gelernt habe, eher geneigt ist, da noch weiterzumachen, weil er das jetzt nicht zurücklassen will.“ Alonso bestätigte das kurz später: „Nach nur einem Jahr fühlte es sich nicht nach dem richtigen Zeitpunkt an und deshalb bleibe ich.“

Leverkusen behält sein Fußballgenie

Bayers Geschäftsführer-Duo Fernando Carro und Simon Rolfes bekommt auch deshalb das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Schließlich behält Leverkusen damit nicht nur sein Fußballgenie und seinen Meistermacher. Nein, von dieser Entscheidung geht auch eine Signalwirkung für die Zukunft aus – intern wie extern. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Leverkusener Traumsaison somit kein One-Hit-Wonder bleiben wird.

Einen großen Ausverkauf hat Rolfes bereits ausgeschlossen. Anführer Granit Xhaka wird bleiben, Ausnahmespieler Florian Wirtz auch. Carro kündigte allerdings gegenüber der spanischen Zeitung „AS“ am Dienstag an: „Wir werden wahrscheinlich einen großen Verkauf tätigen, und damit können wir zwei oder drei Neuverpflichtungen finanzieren.“ Vielleicht werden sich Jonathan Tah oder Jeremie Frimpong den Traum vom Wechsel in die Premier League erfüllen.

Falls das passieren sollte, hat Bayer 04 aber eben Alonso als Faustpfand. Der Trainer wirkte schon in der Sommer-Transferperiode 2023 als Spielermagnet. Granit Xhaka, Alejandro Grimaldo, Jonas Hofmann, Victor Boniface – alle berichten, wie entscheidend Alonso für einen Wechsel zur Werkself war. Seine Anziehungskraft wird sich nach dieser Saison ganz sicher sogar noch einmal verstärkt haben. Zu Leverkusen und Alonso zu wechseln, hat mittlerweile auch für Spieler aus dem obersten Regal einen großen Reiz.

Alonso ist sich bewusst, was er innerhalb von nur 18 Monaten bei Bayer 04 aufgebaut hat. Er hat Lust auf mehr, will mit Leverkusen auch in der Champions League für Aufsehen sorgen. Dass er in absehbarer Zeit auf einer Trainerbank eines Klubs mit noch größerem Renommee sitzen wird, ist ohnehin unvermeidlich. Doch er ist sich trotz seines jetzt schon außergewöhnlichen Status im Klaren darüber, dass er noch sehr frisch im Trainergeschäft ist. In Leverkusen würden sie ihm auch eine sportliche Krise verzeihen, ihm Zeit geben, aus schwereren Tagen zu lernen. Darauf könnte er später aufbauen.

Xabi hat mit Bayer Leverkusen den perfekten Verein gefunden, um seine Idee zu verwirklichen
Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bayer 04 Leverkusen

„Natürlich sind wir sehr glücklich mit ihm. Xabi ist bereits ein großer Trainer, jung, mit einer langen Karriere. Er wird einer der ganz Großen der Geschichte sein, genau wie er es als Spieler war“, sagt Carro. „Xabi hat mit Bayer Leverkusen den perfekten Verein gefunden, um seine Idee zu verwirklichen. Es ist ein Projekt, das wir mit ihm begonnen haben, und es ist sehr wichtig, dass er weitermacht, es ist eine Win-win-Situation für uns beide.“ Win-win ist für Bayer 04 mit Alonso ja ohnehin die Marschrichtung.

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