Seit Anfang November hat der KEC in jedem DEL-Spiel gepunktet und ist an die Tabellenspitze gestürmt. Das sind die Gründe für den Aufschwung.
EishockeyTrainer, Tiefe, Torhüter – warum die Kölner Haie so erfolgreich sind

Torhüter Janne Juvonen (links) ist einer der Erfolgsgaranten der Kölner Haie.
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In der Deutschen Eishockey-Liga betonen Trainer und Manager immer wieder, wie eng die Vereine sportlich beieinanderlägen. Selbst gegen vermeintlich schwächere Gegner dürfe man sich deshalb keine Phase der Nachlässigkeit erlauben – ein Durchhänger reiche aus, um bestraft zu werden. Das sind keine leeren Floskeln, sondern Sätze, die die Realität ziemlich genau beschreiben – wie die Kölner Haie am Sonntag erneut feststellen mussten.
Beim 6:5-Erfolg gegen die Schwenninger Wild Wings in der mit 18.600 Zuschauern ausverkauften Lanxess-Arena wurde deutlich, dass selbst eine 4:0-Führung im zweiten Drittel, später ein 5:1, in der DEL keine Garantie für einen Sieg ist. Auch nicht in einem Duell mit einem Team wie den Wild Wings, das sich in einer Ergebniskrise befindet und im Dezember lediglich einen Punkt eingefahren hat.
Die Spieler sind weiter hungrig auf Siege, das ist schön zu sehen. In der aktuellen Phase ist es wichtig, die Tage gut zu planen
All dies schienen die Kölner Profis jedoch zu vergessen, als sie nach einem rasanten Anfangsdrittel ein bis zwei Gänge zurückschalteten. Die Konsequenz war ein Spiel, das aus Sicht der Haie unnötig spannend wurde, da Schwenningen bis auf das eine Tor herankam. Dass es dennoch gut ausging, stimmte Trainer Kari Jalonen milde: „Im zweiten Drittel haben wir etwas den Fokus verloren und auch unsere spielerischen Werte“, sagte er. Sein Gesamtfazit fiel positiv aus: „Die Spieler sind weiter hungrig auf Siege, das ist schön zu sehen. In der aktuellen Phase ist es wichtig, die Tage gut zu planen.“ Und: „Wir haben einige Änderungen in der Zusammenstellung der Reihen vorgenommen. Das Gute ist, dass die Jungs taktisch alle auf einem Level sind.“
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Kölner Haie spielen einen fabelhaften Dezember
Das Jahr 2025 endet für den KEC am Dienstag (19.30 Uhr) mit einer Auswärtspartie in Iserlohn, die Bilanz im Dezember ist bislang fabelhaft: neun Spiele, acht Siege – und eine Niederlage, ein 1:2 nach Verlängerung in München. Anders ausgedrückt: In allen Partien des Monats punkteten die Haie. Die letzte Null-Punkte-Niederlage datiert auf den 2. November, die letzte Begegnung vor der Deutschland-Cup-Pause, als sie zu Hause mit 0:2 gegen München verloren. Damals lag der KEC auf dem fünften Tabellenplatz, inzwischen ist Jalonens Team Tabellenführer – mit vier Punkten Vorsprung auf den ERC Ingolstadt.
Sucht man nach den Gründen für den jüngsten Aufschwung, stößt man automatisch auf eine Personalie: Mit dem zurecht viel gelobten finnischen Torhüter Janne Juvonen, den der KEC Ende Oktober nach der Verletzung von Felix Brückmann nach Köln holte, wurden die Haie zu dem Spitzenteam, das sie zurzeit sind. Juvonen war das Element, das einer ohnehin starken Mannschaft noch fehlte, um ganz nach oben zu preschen. Mit ihm im Tor sind die Haie in der Lage, enge Spiele für sich zu entscheiden – etwa gegen Mannheim oder Berlin. Seine Fangquote von 93,28 Prozent unterstreicht, dass er regelmäßig den Ausschlag geben kann.
Dabei darf man nicht vergessen, dass im Eishockey ein starker Torhüter noch stärker ins Gewicht fällt als im Fußball, weil deutlich mehr Abschlüsse abgewehrt werden müssen. Der ursprüngliche Plan der Haie, mit zwei deutschen Torhütern – Tobias Ancicka und Brückmann – durch die Saison zu gehen, darf inzwischen als gescheitert betrachtet werden. Die Entscheidung, für diese Position eine Ausländerlizenz zu vergeben, hat sich ausgezahlt.
Der größte „Difference Maker“, wie es im nordamerikanisch geprägten Eishockey heißt, ist jedoch Trainer Jalonen (65). Seit der finnische Coach im Sommer 2024 zu den Haien kam, wirkt das sportliche Handeln durchdacht und konsistent. Jalonens auf Defensive und Puckbesitz ausgerichtetes Spielsystem haben die KEC-Profis verinnerlicht. Sie wissen, dass die Einhaltung der taktischen Vorgaben die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg deutlich erhöht.
Coach Kari Jalonen sorgt bei den Kölner Haien für den Unterschied
In seiner ersten Kölner Spielzeit führte Jalonen die Haie ins Finale gegen Berlin, das für die von Verletzungen geplagten Kölner jedoch unschön mit drei 0:7-Niederlagen endete. Daraus zog der Trainer Konsequenzen und forderte mehr Qualität in der Tiefe des Kaders – die er auch erhielt. Bei der Zusammenstellung des Teams bewiesen Jalonen und Sportdirektor Matthias Baldys ein sehr gutes Händchen.
Alle neue Profis, von Patrick Russell über Nate Schnarr bis Dominik Uher, haben sich bewährt. Der Kader ist inzwischen so tief, dass die Haie auch ohne Schnarr, der beim Spengler Cup spielt, und ohne den verletzten Gregor MacLeod konkurrenzfähig bleiben.
Bedauerlich aus Kölner Sicht ist, dass Jalonen den KEC nach der Saison verlassen und in Finnland Trainer von Tappara Tampere wird. Sein Nachfolger wird wohl der Schwede Thomas Berglund (56), der momentan in Lulea arbeitet. Bestätigt haben die Haie das aber noch nicht.
