Fortuna-Kapitän Uzelac im Interview„Wir müssen lernen, noch ekliger zu spielen“

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Fordert eine Steigerung: Fortuna Kölns Kapitän Franko Uzelac

  • Franko Uzelac ist seit Sommer Kapitän des SC Fortuna Köln.
  • Der Südstadt-Klub steckt nach Abstieg und Neuanfang in der Krise und im Tabellenkeller der Regionalliga.
  • Uzelac zieht im Interview ein Fazit der ersten Monate und nennt die Baustellen bei Fortuna Köln.

Köln – Herr Uzelac, Sie sind seit Ihrem Wechsel aus Babelsberg nach Köln im Sommer Kapitän von Fortunas neuformierter Mannschaft. Wie fällt Ihr Fazit der ersten Monate aus?

Ich fühle mich sehr wohl hier. Wir haben in der Vorbereitung relativ schnell zusammengefunden und teilweise richtig guten Fußball gespielt. Dann kam der erste Spieltag und ein bisschen Nervosität. Gegen die U21 des 1. FC Köln war es ein klares 0:0-Spiel, aber wir fangen uns einen Sonntagsschuss und verlieren unglücklich. Im zweiten Spiel (0:4 in Rödinghausen, d. Red.) waren wir zu grün. Da hat man gesehen, dass uns noch einiges fehlt. Dann kam ein Punkt gegen Wattenscheid mit viel Kampf, was eigentlich eher nicht unser Spiel ist. Wir spielen dann richtig geil gegen Oberhausen (3:3, d. Red.). Wir schießen drei Tore auswärts, da muss man das Spiel sogar eigentlich gewinnen. Aber wir haben uns zweimal nach Rückstand gut zurückgekämpft. Das hat gezeigt, dass wir immer mehr zusammenwachsen. In Lippstadt haben wir uns mit dem 1:0 dann endlich belohnt für den Aufwand. Gegen Bonn sind wir in der ersten Halbzeit nicht zwingend gewesen, kommen in der zweiten Hälfte dann zu mehr Möglichkeiten – lassen uns aber naiv auskontern und verlieren das Spiel. Das war ein Rückschlag, ein Nackenschlag. Insgesamt sieht man aber schon eine Entwicklung nach vorne. Ich denke, dass wir uns Woche für Woche weiter festigen.

Hätten Sie die ersten Wochen und Monate so schwer erwartet?

So schwer hätte ich es nicht erwartet. Natürlich rechnet man mit Rückschlägen. Dass die aber so früh zu Saisonbeginn kommen und dass es dann eine gewisse Unruhe gibt und vielleicht von außen Dinge hinterfragt werden, hätte ich nicht gedacht. Aber jetzt ist es so und man muss es hinnehmen. Wir dürfen uns davon aber nicht verrückt machen lassen.

Glauben Sie, dass die Mannschaft die Qualität hat, um die ambitionierten Ziele – Fortuna will auf einem guten einstelligen Tabellenplatz landen – zu erreichen? Oder müssen die Ziele korrigiert werden?

Wir haben eine sehr junge und talentierte Mannschaft. Viele Spieler haben noch nicht auf diesem Niveau gespielt. Die müssen sich noch etwas zurechtfinden. Hier ist das Drumherum auch ein bisschen anders als bei anderen Vereinen. Es wird mit der Zeit noch besser werden. Aber wir müssen jetzt schleunigst gucken, dass wir unten aus der Tabelle rauskommen.

Was meinen Sie mit „anders als bei anderen Vereinen“?

Fortuna ist ein angesehener Klub, hat in den letzten Jahren sogar mal in der Dritten Liga oben mitgespielt. Es ist ein Unterschied zu anderen Vereinen – ich will jetzt niemandem zu nahe treten. Aber Klubs wie Fortuna Köln, Alemannia Aachen oder Rot-Weiss Essen stehen nun mal im Mittelpunkt.

Thomas Stratos hat in den letzten Wochen wiederholt kritisiert, dass die Spieler im Training Dinge zeigen, die er in Spielen dann vermisst. Wie erklären Sie das?

Ein paar Spieler nehmen sich für Spiele noch viel zu viel vor, glaube ich. Dadurch sind sie dann aber gehemmt. Wir müssen das abstellen. Wir müssen mit einer Lockerheit ins Spiel gehen und einer Überzeugung. Wir müssen sagen: „Ich bin besser als die anderen.“ – ohne Überheblichkeit. Das ist ein Entwicklungsschritt, den wir gehen müssen.

Der Trainer sagte auch, dass die Mannschaft noch zu lieb sei.

Ich sehe das auch so. Das hat man gegen Rödinghausen am besten gesehen, eine gestandene Männer-Mannschaft, die schon ein paar Jahre zusammenspielt. Wir haben viele junge Spieler, die noch lernen müssen, ekelig zu spielen und den Gegner auf eine gewisse Art zu provozieren und frech zu sein. Da brauchen die Jungs einfach noch einige Spiele für.

Wie lange darf diese Entwicklungsphase maximal dauern?

Wir müssen jedes Spiel nutzen. Man darf nicht sagen: „Ich habe noch zehn Spiele dafür.“

Sie sind 24 Jahre alt und gehören damit zu den erfahrenen Spielern der Fortuna. Wie fühlen Sie sich in der Rolle als Kapitän von vielen noch jüngeren Akteuren?

Es macht mich stolz, den Verein nach außen zu repräsentieren und die Mannschaft auf dem Feld zu führen. Ich bin sowieso ein Spieler, der gerne Verantwortung übernimmt. Das gibt mir einen gewissen Schub. Ich versuche den Jungs mit meiner Erfahrung zu helfen. Aber Roman Prokoph im Sturm und Kevin Rauhut im Tor helfen mir natürlich.

An Sonntag (15 Uhr) geht es zur Reserve von Schalke 04. Die Mannschaft ist noch schlechter in die Saison gestartet als die Fortuna. Ein Vor- oder Nachteil?

Wir müssen drei Punkte holen, um aus der Zone unten rauszukommen. Wir müssen unsere Leistung abrufen, egal wer der Gegner ist. Wichtig ist, dass wir von der ersten Minute an da sind und zu Torchancen kommen – und sie nutzen. Wir waren oft nicht zwingend genug bislang.

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