Live zu sehen vom Viertelfinaleinzug des DHB-Teams war im frei empfangbaren Fernsehen: nichts.
Der Heim-WM nicht würdigWas soll die spärliche TV-Übertragung der Handball-WM?


Die deutsche Handballerin Katharina Filter
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Da ist ein innerer Konflikt: Sport schauen: ja! Frauensport gucken: definitiv! Mal was anderes als Fußball oder Wintersport: klar! Mit den Handballfrauen bei der Heim-WM mitfiebern: auf jeden Fall! Geld dafür zahlen: puh... Noch dazu 6,99 Euro pro Spiel: nein danke! Zumal der Streamingdienst Sporteurope.tv nicht unbedingt für hochqualitative Produktionen bekannt ist. Und dann hatte man den Salat. Live zu sehen vom Viertelfinaleinzug des DHB-Teams, von fünf Siegen in fünf Spielen und großartiger Stimmung in den Hallen in Stuttgart und Dortmund war im frei empfangbaren Fernsehen nämlich nichts.
Eurosport zeigte spätabends Wiederholungen, eine wurde wegen technischer Probleme abgebrochen. Bei ARD und ZDF gab es popelige Zusammenfassungen. Einer Heim-WM ist das nicht würdig. Die Ausrede, bei der Rechtevergabe 2019 sei der Ausrichtungsort noch nicht bekannt gewesen, wirkt verschlafen. Noch dazu geben die öffentlich-rechtlichen Sender zu, dass begrenzte Etats eine Rolle gespielt hätten und Frauen-Handball eben kein Bestandteil der programmlichen Strategie gewesen sei. Das Pendant der Männer hingegen schon. Willkommen im Jahr 2025. Rein wirtschaftlich ist das nachzuvollziehen, die Priorisierung dennoch bedauerlich, vor allem für Sender, die weniger von Einschaltquoten abhängig sind, sondern durch Rundfunkgebühren finanziert werden.
Nachfrage wäre da
Außerdem: Eine gewisse Nachfrage wäre da. Mit 800.000 Mitgliedern, davon 312.000 weibliche, gilt Handball als eine der beliebtesten Sportarten in Deutschland – auch unter Frauen und Mädchen. Wenn DHB-Präsident Andreas Michelmann mit Blick auf die Übertragungssituation von einer „Schande“ spricht, kann man ihm nur Recht geben. Soziale Verantwortung gleich null, wenngleich es nicht die Aufgabe des Fernsehens ist, für Gleichberechtigung im Sport zu sorgen. Oder einen Handball-Hype zu entfachen. Das nämlich ist die Mission des DHB-Teams, das sich aus der Nische kämpfen will.
Im Schattendasein hinter der Bezahlschranke von Sporteurope.tv ein happiges Ziel. Mit dem Viertelfinaleinzug schalten sich nun zumindest ARD und ZDF ein – zu spät, wohlgemerkt. Die Chance, eine Heim-WM in einer Handballnation zu dokumentieren, wurde verpasst. Den Frauen bleibt jetzt nur, sich in der K.o.-Runde zu bewähren und das Publikum mit einer Fortsetzung der Handball-Party zu überzeugen.

