Lukas Podolski spielt weiterEin Hauch von Normalität in Antalya

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Punktspiel vor leeren Rängen: Lukas Podolski (am Ball) am vergangenen Montagabend im Spiel gegen Sivasspor. Der Kölner gewann mit Antalyaspor 1:0.

  • Lukas Podolski ist einer der ganz wenigen Profi-Fußballer rund um den Globus, der noch um Punkte spielt.
  • Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger" schildert der Weltmeister in Zeiten des Coronavirus den Alltag in der Türkei.
  • In Gedanken ist der 34-Jährige allerdings bei der Familie, den Freunden und seinen Mitarbeitern in Köln.

Köln/Antalya – Der Ball ruht fast überall rund um den Globus. In der Ukraine und Russland wurde am vergangenen Wochenende noch gespielt, in Russland sogar vor Zuschauern. Doch beide Verbände beschlossen jetzt, dass auch ihre Ligen vorerst ausgesetzt sind. In der Türkei allerdings läuft die Meisterschaft immer noch. Und somit ist der Kölner Lukas Podolski, der im Januar zu Antalyaspor gewechselt war, einer der letzten Profis, die in Europa überhaupt noch Spiele bestreiten. Es sind Geisterspiele ohne Fans.

„Der Trainings- und Spielbetrieb geht bisher normal weiter. Ärzte und Fachleute waren bei uns im Klub und haben die Mannschaft über die Situation aufgeklärt. Wir Spieler registrieren natürlich auch, was in anderen Ländern los ist. Aber wir versuchen hier, die Situation so anzunehmen, wie sie ist. Und bis jetzt wird in unserer Liga gespielt“, sagt Podolski im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Spiele ohne Zuschauer seien allerdings nicht das gleiche wie sonst und für alle sehr ungewohnt. Vor allem für einen Spieler wie ihn, der eine enge Bindung zu den Anhängern habe: „Jeder weiß doch, wie wichtig mir die Fans sind.“

Seit zwei Monaten lebt der Weltmeister mit seiner Frau und den beiden Kindern an der Türkischen Riviera. Sportlich läuft es sehr ordentlich. In den acht Spielen seit seiner Ankunft hat Antalyaspor noch nicht verloren. Dank des jüngsten 1:0-Erfolgs gegen Sivasspor kletterten die „Skorpione“ mit 30 Punkten auf Rang elf und haben nun fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge. Am Samstag tritt Antalyaspor bei Besiktas Istanbul an – das ist der aktuelle Stand.

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Erfolg in Spielen vor leeren Rängen

„Was den Wechsel angeht, habe ich bisher alles richtig gemacht. Das Stadion ist modern und das Trainingszentrum vielleicht das beste, das ich jemals gesehen habe. Meine Familie fühlt sich sehr wohl. Es ist unwahrscheinlich schön hier, und die Menschen sind äußerst nett“, schildert Podolski, der bereits von 2015 bis 2017 für Galatasaray Istanbul in der Türkei spielte.

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Doch die Corona-Pandemie hat mittlerweile auch die Türkei erreicht. Auch wenn die von der Regierung veröffentlichte Zahl der Infizierten noch nicht so hoch ist und das Virus im Alltag wenig spürbar sei, wie Podolski erklärt. Geschäfte und Restaurants haben noch geöffnet. Doch auf Anordnung der Regierung wurden jetzt neben Bars und Clubs auch die Universitäten, Schulen und Kindergärten geschlossen. Davon betroffen ist auch die Deutsche Schule, die Podolskis Sohn Louis besucht. Zudem wurden viele Flüge in andere vom Virus betroffene Länder gestoppt. So auch nach Deutschland. Ein Wiedersehen mit der Familie in Bergheim ist erstmal nicht möglich.

In Gedanken bei Familien, Freunden und Mitarbeitern in Köln

Doch nicht nur wegen Familie und Freunden ist Podolski mit den Gedanken immer auch in Deutschland. In Köln und Umgebung betreibt der 34-Jährige mittlerweile zehn Geschäfte. Seine beiden Modeläden haben mittlerweile ebenso geschlossen wie alle fünf Döner-Filialen, auch wenn ein Straßenverkauf weiter möglich gewesen wäre. Doch der Schutz der Angestellten und Kunden stehe an erster Stelle. Nur seine Eisdielen, die überwiegend auf Laufkundschaft setzen, sind noch geöffnet. „Es geht hier aber auch nicht um Poldis Döner-Läden, sondern um die ganze Gesellschaft“, sagt Podolski und ergänzt: „Und da hoffe ich, dass für die Allgemeinheit möglichst schnell Lösungen gefunden werden. Die Gesundheit aller Menschen steht an erster Stelle. Doch viele Betriebe gehen kaputt, wenn sie auf Dauer geschlossen sind“, meint die Kölner Fußball-Ikone.

„Ich fühle mit den Menschen in Italien"

Betroffen machen ihn die teilweise tragischen Bilder aus dem vom Coronavirus gebeutelten Italien. „Ich habe selbst in Mailand gespielt und kenne dort noch einige Leute. Natürlich fühlt man da mit den Menschen, und es macht einen traurig“, sagt der Offensivspieler, der 2015 ein halbes Jahr für Inter Mailand auflief.

Vor seinem Engagement in Antalya lebte und arbeitete er als Stürmer von Vissel Kobe zweieinhalb Jahre in Japan. Und Podolski registriert auch  die vergleichsweise niedrigen Fallzahlen dort – und das trotz der geografischen Nähe Japans zum Ausbruchsland China. „Ganz unabhängig vom Ausbruch des Virus habe ich die Japaner als extrem saubere, zurückhaltende und äußerst disziplinierte Menschen kennengelernt. Sie halten sich genau an Regeln, das könnte jetzt von Vorteil sein. Von ihnen können wir uns eine Scheibe abschneiden“, sagt Podolski. „Doch da müssen wir jetzt irgendwie durch. Und als Gesellschaft zusammenhalten.“

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