FrauenfußballDeutschland droht TV-Blackout während WM – Neuendorf will vermitteln

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Doris Fitschen, Gesamtkoordinatorin Strategie FIFA Frauen-WM 2027, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich schauen sich die Ausstellung zur Geschichte des Frauenfußballs an.

Doris Fitschen, Gesamtkoordinatorin Strategie FIFA Frauen-WM 2027, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich schauen sich die Ausstellung zur Geschichte des Frauenfußballs an.

Der DFB hat den Frauenfußball für sich entdeckt und will die WM 2027 nach Deutschland holen.

Über eine Stunde konnten DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Generalsekretärin Heike Ullrich und Gesamt-Koordinatorin Doris Fitschen am Mittwochmittag im schmucken DFB-Campus in Frankfurt vom Aufschwung des Frauenfußballs berichten – untermalt von allerlei beeindruckenden Zahlen. So ist die kulminierte TV-Reichweite in dieser Spielzeit im Vergleich zur Vorsaison um satte 59 Prozent gestiegen, die Social-Media-Reichweite sogar um 186 Prozent.

Der Zuschauer-Schnitt stieg, auch begünstigt durch das Rekord-Spiel zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt, von 806 auf 2671. Für das DFB-Pokalfinale der Frauen am Donnerstag kommender Woche (16.45 Uhr/ARD und Sky) in Köln zwischen dem VfL Wolfsburg und dem SC Freiburg wurden bislang mehr als 35.000 Tickets verkauft – schon jetzt 100 Prozent mehr als im Vorjahr.

DFB: Wichtige Ziele bis 2027 erreichen

„Wir haben uns für diese Amtsperiode viel vorgenommen beim Thema Frauenfußball. Und das kann nur funktionieren, wenn es von der Spitze des Verbands so gewollt ist“, sagte Präsident Neuendorf – und dies sei der Fall. Generalsekretärin Ullrich stellte fest: „Der Frauenfußball ist in den Köpfen der Entscheidungsträger angekommen. Und in den Herzen der Menschen.“

Bis 2027 will der DFB weitere ambitionierte Ziele erreichen: Wichtige Titel mit der Frauen-Nationalmannschaft und mit deutschen Bundesligisten gewinnen; 30 Prozent der DFB-Führungsgremien mit Frauen besetzen; Die Zahl der aktiven Fußballerinnen, Trainerinnen und Schiedsrichterinnen um 25 Prozent steigern sowie die Sichtbarkeit auf allen Plattformen verdoppeln. Erstmals konnte für die kommende Saison ein umfangreiches Paket für Übertragungen der Frauen-Bundesliga im Ausland verkauft werden.

Frauen-WM: Bisher keine TV-Rechte vergeben

„Wir sind weltweit sichtbar“, sagte Koordinatorin Fitschen, „Ausnahmen sind Kuba und Nordkorea“. Auf noch größerer Ebene droht Deutschland ein TV-Blackout. Nach wie vor gibt es keine Einigung im Vergabestreit um die Rechte der WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August). Bei aller Freude über den aktuellen Boom des Frauenfußballs wäre das ein gewaltiger Rückschlag mit ungeahnten Folgen. Entsprechend deutlich wurde Neuendorf.

„Alle müssen sich zusammenraufen. Jeder muss sich fragen, ob er seiner politischen Verantwortung im Sinne des Frauenfußballs und der Gesellschaft gerecht wird“, sagte der DFB-Präsident.

„Alle müssen sich fragen, was die Konsequenzen wären, wenn es keine Verständigung gibt. Es wäre ein Imageverlust für alle Beteiligten.“ Als Mitglied im Fifa-Council will sich Neuendorf für eine Lösung einsetzen: „Ich tue alles, was in meiner Macht steht.“ Ein Blackout wäre ein massiver Rückschlag bei der Bewerbung Deutschlands um die Frauen-WM 2027.

Gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden bewirbt sich der DFB unter dem Motto „Breaking New Ground“. Südafrika, Brasilien und die USA gemeinsam mit Mexiko wollen ebenfalls die Endrunde austragen. Die Entscheidung fällt auf einem Fifa-Kongress am 17. Mai 2024.

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