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Kommentar zur NationalelfLöws Analyse und Selbstkritik fällt dürr aus

Lesezeit 2 Minuten
Löw_podium

Joachim Löw während der Videoschalte am Montag

Köln – Im Laufe seiner Ausführungen konnte man sich glatt fragen, warum Joachim Löw überhaupt da saß. Anlass war ja eigentlich die Analyse des 0:6 der deutschen Nationalelf gegen Spanien sowie deren Folgen. Zwar hatte der vor zwei Jahren so bitter entthronte Weltmeister zuletzt selten überzeugt. Die Nacht von Sevilla allerdings hatte den Anlass geliefert, den Bundestrainer und sein gesamtes Wirken grundsätzlich in Frage zu stellen. Schließlich steht im kommenden Sommer eine Europameisterschaft an, da will man sich ungern gleich wieder blamieren.

Schwache Einordnung

Doch Löws Einordnung des Debakels fiel am Montagnachmittag ziemlich bescheiden aus. „Die Spanier waren gut, unsere Mannschaft war einfach insgesamt sehr, sehr schlecht“ – ein solcher Satz wäre schon drei Minuten nach dem Schlusspfiff zu banal gewesen, um ihn laut auszusprechen. Drei Wochen nach dem Spiel mit so einer Aussage zu kommen, war dann deutlich zu wenig. Substanzielleres  sagte Löw nicht mehr zur Pleite von Andalusien; nur noch, dass so etwas eben schon mal passiere „bei einer jungen Mannschaft“. Tatsächlich stand an jenem 17. November eine Elf für Deutschland auf dem Feld, die über erheblich mehr internationale Erfahrung verfügte als der Gegner. Auch diese Feststellung sagte viel aus über die Qualität der Löw’schen Fehlersuche.

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Selbstverständlich hatte Löw kein Interesse daran, sich über Gebühr für ein vor drei Wochen verlorenes Spiel zu rechtfertigen, das hat der 60-Jährige nach 16 Jahren beim DFB auch nicht nötig. Doch in seinem Bemühen, Souveränität zu vermitteln, ging er in gleich mehreren Momenten zu weit. Ob er der Öffentlichkeit, die ihn mit ihrer Aufmerksamkeit bezahlt, Erklärungen schuldet, sei dahingestellt – Löw jedenfalls scheint zu glauben, er schulde grundsätzlich niemandem etwas. Doch darf er glauben, was er mag – nur sagen sollte er es nicht mit einem Satz wie: „Ich bin der Trainer. Ich rede, wenn ich denke, dass es richtig ist.“

Aus der Zeit gefallen

Das wirkte vollends aus der Zeit gefallen, zumal Löw nach dem Vorrunden-Aus 2018 in seiner nicht weniger schwachen Analyse immerhin eingeräumt hatte, seine Spielidee habe „an Arroganz gegrenzt“. Am Montag sagte er: „Wir machen uns die meisten Gedanken und werden beschließen, was das richtige für den Erfolg ist.“

Von Bescheidenheit zeugte auch das nicht. Und es ist dem deutschen Fußball zu wünschen, dass sich die Realität bei der EM an Löws Beschlüsse hält.