Kommentar zum Nazi-VergleichKeller muss zurücktreten, doch das allein reicht nicht

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DFB-Präsident Fritz Keller

Köln – Die unsägliche verbale Entgleisung von DFB-Präsident Fritz Keller, der seinen Vize Rainer Koch mit dem Nazi-Richter und Holocaust-Organisator Roland Freisler verglich, muss und wird Konsequenzen haben. Mit der Entschuldigung Kellers in Richtung Koch ist der Skandal nicht beendet, selbst wenn DFB-Vize Koch diese noch annehmen sollte. Denn beleidigt wurde nicht nur er – sondern mit ihm auch alle Opfer der Nazi-Verbrechen und ihre Angehörigen, deren Leid durch Kellers unmögliche Wortwahl verharmlost wurde. Als oberster Vertreter der über sieben Millionen DFB-Mitglieder ist Keller nicht mehr tragbar. Nazi-Vergleiche sind immer fehl am Platz. Natürlich auch beim  schon lang anhaltenden Machtkampf an der Spitze des größten Sportverbandes der Welt.

Im öffentlich ausgetragenen Zwist der DFB-Chefetage hat sich das Kräfteverhältnis nun noch einmal verschoben. Keller, bislang von der DFL und deren Präsident Christian Seifert im Amt gehalten, hat offenbar seinen wichtigsten Unterstützer verloren, der Profifußball distanzierte sich nach dem Nazi-Vergleich vom DFB-Chef. Profiteure sind dessen Kontrahenten: Der von Keller beleidigte Vize Koch und DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius.

Rainer Koch und die Präsidenten

Im Januar hatten sich beide Konfliktparteien noch auf einen „letztmalig gemeinsamen Versuch“ geeinigt, „Regeln für eine professionelle Zusammenarbeit festzulegen“. Hintergrund war zuletzt der Vorwurf von DFL und Keller, Curtius und Koch hätten über einen PR-Berater den Profifußball belastende Interna an die Medien durchgestochen. Ein Beweis konnte dafür nicht erbracht werden. Es folgte der Burgfrieden – der nun in Trümmern liegt. Der DFB gibt mal wieder ein erbärmliches Bild ab.

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Daran würde auch Kellers Rücktritt  nichts ändern. Denn in Curtius und Koch hätten sich erneut die Strippenzieher im Hintergrund durchgesetzt. Gerade Koch, seit 2007 im Amt, sitzt seit Jahren in der Schaltzentrale der Macht und gewinnt stetig an Einfluss. Trotz der mannigfaltigen Baustellen beim DFB, wie der fehlenden finalen Aufarbeitung des Sommermärchen-Skandals. Sollte Keller abtreten, wäre er der vierte Präsident nach Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Reinhard Grindel, den Koch  mit installiert und dann zu Fall gebracht hätte.

Dem notwendigen Neustart beim DFB steht also nicht nur sein Präsident im Weg, sondern auch viele Funktionäre in der Reihe dahinter.

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