Nach Beinbruch an SpitzeKölner Galopphengst Rip van Lips gewinnt in Hoppegarten

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Rip van Lips mit dem französischen Gastjockey Gerald Mosse nach dem Sieg im 50. Comer Group International Oleander-Rennen.

Rip van Lips mit dem französischen Gastjockey Gerald Mosse nach dem Sieg im 50. Comer Group International Oleander-Rennen.

Köln – Ein Beinbruch kann für ein Pferd ein Todesurteil sein, besonders nach schweren Frakturen werden immer wieder Tiere eingeschläfert. Nicht jeder Besitzer kann oder will sich aufwendige Behandlungen und Operationen leisten, deren Erfolg nicht garantiert werden kann. Einige Pferde haben aber Glück, wie der fünfjährige Galopphengst Rip van Lips, der vom Österreicher Andreas Suborics in Köln-Weidenpesch trainiert wird.

Im Frühjahr 2019 erlitt Rip van Lips als Dreijähriger im Training einen Beinbruch. „Es war kein offener Bruch, eher ein Haarriss“, berichtete Suborics, also eine Fissur im Knochen, die sich das Pferd im leichten Training ohne Sturz zuzog, einfach durch ein falsches Auftreten. Suborics: „Wenn es möglich ist, versuchen wir immer die Pferde zu retten.“ Und es war in diesem Fall möglich. Das verletzte Bein wurde operiert und dabei viermal geschraubt, im ganzen Jahr 2019 war an keinen Start zu denken. Der Besitzer und Züchter des Pferdes, Hans-Dieter Lindemeyer, hatte die nötige Geduld mit Rip van Lips.

Nach einem längerem Aufbautraining kehrte der Hengst im vergangenen Jahr auf die Rennbahnen zurück, startete 2020 insgesamt sechsmal und erzielte dabei schon einige gute Resultate. Beim zweiten Berliner Renntag 2021 ließ Rip van Lips nun am Sonntag auf der Rennbahn Hoppegarten einen großen Erfolg folgen. Mit dem französischen Gastjockey Gerald Mosse gewann er das Hauptrennen, den mit 100 000 Euro dotierten Oleanderpreis über 3200 Meter. Im vergangenen November hatte Rip van Lips in diesem Gruppe-2-Rennen schon den zweiten Rang belegt, diesmal siegte er souverän mit zweieinhalb Längen Vorsprung vor Memphis mit der Stute Jockey Michal Abik.

Rip van Lips sei „ein phänomenales Pferd“

Rip van Lips sei „ein phänomenales Pferd“, jubelte Besitzer Lindemeyer. Suborics meinte: „Wir haben gewusst, dass er Luft nach oben hat. Wir sind stolz, einen solchen Kämpfer im Stall zu haben.“ Selten schaffe es ein Pferd, nach einer so schweren Verletzung wieder an die Spitze zu laufen. „Rip van Lips hat einen sehr guten Charakter“, erzählte der Trainer weiter. „Er ist so brav, dass man ein Kind auf ihn setzen könnte.“

Der Sieg im Oleander-Rennen soll aber noch nicht alles gewesen sein, es gibt im Sommer zwei Optionen für Rip van Lips. Er könnte am 17. Juni beim illustren Gold Cup in Ascot laufen, in einem Rennen über 4014 Meter, das mit 250 000 britischen Pfund dotiert ist (circa 290 000 Euro). Diese sehr lange Distanz sei kein Problem für den Hengst, meinte Suborics: „Je länger das Rennen, desto besser für ihn.“

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Die zweite Möglichkeit ist ein Start über 3200 Meter beim Belmont Gold Cup in New York am 4. Juni. Das Rennen ist mit 400 000 Dollar (circa 329 000 Euro) dotiert. Für diesen Wettbewerb hat Rip van Lips eine Einladung erhalten. Noch ist es nicht entschieden, die Tendenz geht laut Suborics aber in Richtung Ascot.

Rip van Lips bekommt nach seinem Erfolg von Hoppegarten zunächst ein paar Tage zur Regeneration. Er durfte am Montag hinaus auf eine Koppel, in den kommenden Tagen wird er hauptsächlich spazieren geführt. Serviert werden dem Pferd, wie Suborics berichtete, jede Menge Bananen. Denn das ist Rip van Lips Lieblingsspeise, die manchmal auch eingesetzt wird, um ihn zu bestechen, damit er stillhält. Denn das sonst so brave Pferd lässt sich nicht gern putzen und kann dabei sogar rabiat werden.

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