Handball-EMKrönungsmesse für Frankreich und Nikola Karabatic

Lesezeit 4 Minuten
Frankreichs Veteran Nikola Karabatic (mit En-Trophäe) bei der Siegerehrung in Köln.

Frankreichs Veteran Nikola Karabatic (mit En-Trophäe) bei der Siegerehrung in Köln.

Beim Kölsch feiern Frankreichs Handballer den EM-Titel. Es ist eine weitere Trophäe für die Handball-Dynastie.

Drei Kästen mit kühlem Kölsch stehen inmitten der Kabine der Franzosen, daneben befindet sich eine große Schublade voller Früchte. Danach greift aber kaum einer der Sieger von Köln, das Bier findet deutlich mehr Interessenten.  Schon wieder also können Frankreichs Handball-Gesandte einen Titel mit alkoholischen Getränken feiern, nach dem spannenden 33:31-Erfolg nach Verlängerung gegen Dänemark ist das Team von Trainer Guillaume Gille nun nicht mehr nur der aktuelle Olympiasieger, sondern auch noch Europameister.

Und Gille ist der erste Handballer, der als Spieler und Trainer diesen Titel gewann. Auch bei Olympischen Spielen ist Gille ein Pionier. Dort ist er ebenfalls der Erste, der als Akteur und Coach Gold gewann.

Gefeiert hatte das Team schon bei der Siegerehrung intensiv. Kurz danach lief der klassische französische Gewinnersong, der bei solchen Gelegenheiten immer wieder aufgelegt wird, eine Tanznummer von Vegedream mit dem Titel „Ramenez la coupe à la maison“ (Bringt den Pokal mit nach Hause), die zu Ehren der Fußball-Weltmeister von 2018 eingespielt wurde. Nun hüpften zum Bass die französischen Handballer vor der Tribüne mit ihren Fans, zu denen auch Lala Karabatic gehörte, die Mutter der gegen die Dänen siegreichen Brüder Luka und Nikola Karabatic.

Frankreichs Handballer: 23 Medaillen bei Großturnieren

Luka Karabatic (35), Kreisläufer und Kapitän des Teams, stand nach dem Match mit noch am Hals klebenden goldenen Konfettistreifen im Keller der Kölner Arena, die eine Kanone bei der Übergabe der Siegertrophäe in die Luft jagte. „Das fühlt sich unglaublich an. Aber die Jungs in unserem Team zeichnet einfach ein besonderer Siegeshunger aus. Wir haben quasi unmögliche Dinge geschafft.“

Die unmöglichen Dinge in Zahlen: 23 Medaillen bei Großturnieren, fünf bei Olympischen Spielen (drei goldene, zwei silberne), zwölf bei Weltmeisterschaften (sechs goldene, zwei silberne, vier bronzene) und sechs bei Europameisterschaften (vier goldene, zwei bronzene). Kentin Mahé macht für den aktuellen Triumph eine Art demokratische Teamführung verantwortlich: „Wir Führungsspielerhaben ein Mitspracherecht. Das zahlt sich aus. Hinzu kommt die Erfahrung.“

Heimfahrt mit dem Zug und Goldmedaillen: Die Brüder Nikola (l.) und Luka Karabatic.

Heimfahrt mit dem Zug und Goldmedaillen: Die Brüder Nikola (l.) und Luka Karabatic.

Luka Karabatics Bruder Nikola, er wird im April 40 Jahre alt, war bei allen EM-Titelgewinnen der Franzosen dabei – 2006, 2010, 2014 und 2024. Seine Mutter Lala Karabatic hatte ihn während des Turniers daran erinnert, dass er doch bitte unbedingt EM-Rekordtorschütze werden solle, was er zwischenzeitlich auch geschafft hatte, ehe ihn der Däne Mikkel Hansen im Finale noch übertraf: 296:295 Treffer steht es nun für Hansen.

Nikola hat eine unglaubliche Siegermentalität.
Trainer Guillaume Gille

Dazu sagte Nikola Karabatic: „Mama, ich möchte nur Spiele gewinnen, gut auf dem Spielfeld und für die Mannschaft da sein. Ich spiele auch Pässe, ich spiele auch mal in der Verteidigung.“ Das hieß so viel wie: Ich bin auch ohne erzielte Tore wertvoll. Nach dem Finale war Lala Karabatic, die Wangen blau-weiß-rot gefärbt, mit ihren Söhnen auf dem Spielfeld zu sehen, Nikola Karabatic sagte: „Sie hat mir gesagt, dass sie stolz auf mich ist“.

13 internationale Titel haben die Franzosen gewonnen, an elf davon war Nikola Karabatic beteiligt, was auch seinen Trainer Guillaume Gille staunen ließ: „Nikola hat eine unglaubliche Siegermentalität.“ Bei diesem Titelgewinn jedoch glänzten vornehmlich andere Franzosen, allen voran Ludovic Fabregas, der phänomenale Kreisläufer des Teams, der nach fünf Jahren für den FC Barcelona nun für Veszprem in Ungarn spielt. Seine Besonderheit: Er nutzt fast alle seine Chancen.

Acht Treffer erzielte er bei zehn Versuchen im Finale, insgesamt traf er bei dieser EM 44 Mal bei 50 freien Würfen vor dem Tor, das macht eine  phänomenale Quote von 88 Prozent. „Ich bin froh, dass ich meinen Beitrag zum Titelgewinn leisten konnte“, sagte Fabregas, während im Hintergrund Linksaußen und Kabinen-DJ Hugo Descat laut singend mit der EM-Trophäe, eine Art goldener Teller, auf dem Kopf durch die Katakomben der Lanxess-Arena sprintete. Spieler des Turniers wiederum wurde Regisseur Nedim Remili, der auch in Veszprem spielt.

Die nächste Mission dieser Mannschaft sind die Olympischen Spiele daheim in Paris. „Wir haben im Sommer noch ein großes Ziel. Frankreich wird hinter uns stehen“, sagte Nikola Karabatic. Danach wird er seine großartige Karriere beenden.

KStA abonnieren