Zweiter Kölner im IOCMichael Mronz: „Eine große Freude und Verantwortung“

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Der Kölner Sportmanager Michael Mronz ist neues Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees und wird während der 141. IOC-Session in Mumbai vereidigt.

Der Kölner Sportmanager Michael Mronz ist neues Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees und wird während der 141. IOC-Session in Mumbai vereidigt.

Interview mit dem Kölner Sportmanager Michael Mronz, der nach Fast-Nachbarin Britta Heidemann nun ebenfalls dem IOC angehört.

Herr Mronz, Glückwunsch, Sie sind gerade in Mumbai auf der Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zu dessen Mitglied gewählt worden. 64 von 73 der abstimmenden IOC-Mitglieder votierten für Ihre Aufnahme. Was bedeutet das für Sie?

Michael Mronz: Es ist schön, im Kreis der IOC-Mitglieder mit einem so starken Ergebnis willkommen geheißen zu werden. Es freut mich sehr und ist zusätzlicher Ansporn, mich einzubringen.

Kann man davon ausgehen, dass Ihre Kandidatur ursprünglich auf eine Initiative des deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach zurückgeht?

Das kann ich so nicht sagen. Es war ein Vorschlag aus dem Kreis des IOC heraus. Alle Vorschläge werden zunächst von der Evaluation- und Ethik-Kommission diskutiert und bewertet. Dann werden sie gemeinsam mit einem „Motivation Letter“, einem Motivationsschreiben, an das Executive-Board weitergegeben. Insofern kann ich gar nicht konkretisieren, woher der Vorschlag ursprünglich kam. Es hat mich aber auf jeden Fall sehr gefreut.

Mit Thomas Bach sind Sie aber gut bekannt?

Ja, ich kenne ihn seit seiner Zeit als DOSB-Präsident (2006 bis 2013, d. Red.). Er war, bevor er IOC-Präsident wurde, auch viele Jahre Beirat in Aachen beim CHIO (Mronz ist Geschäftsführer des Reitturniers, d. Red.). Ich schätze ihn sehr, und er wird auch international für seine Arbeit sehr geschätzt, die er für das IOC leistet.

Was stand in Ihrem Motivationsschreiben für das IOC?

Daraus kann ich nicht zitieren, das ist intern. Ich kann nur sagen, dass es eine große Ehre und Verantwortung für mich ist, da ich von der Wichtigkeit einer Institution wie dem IOC überzeugt bin. Sport ist in unserer Gesellschaft keine Kann-, sondern eine Muss-Investition, auch in das Sozialgefüge unserer Gesellschaft. Er kann Brücken bauen, das ist heute wichtiger denn je. Zusätzlich werden 90 Prozent der Einnahmen aus dem IOC wieder in den internationalen Sport zurückgeführt. Jede fünfte nationale olympische Organisation kann in ihrem Land den Sport nur deshalb fördern.

Als IOC-Mitglied sind Sie gleichzeitig auch Mitglied des Gremiums des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Werden Sie sich als erfahrener Sportmanager vor allem darum kümmern, eine erfolgreiche deutsche Olympiabewerbung für 2036 oder später auf den Weg zu bringen? Seit 1986 gab es sieben gescheiterte deutsche Anläufe.

Durch meine Funktion im IOC bin ich geborenes Mitglied im DOSB, unter anderem, um dort auch die internationale Sichtweise einbringen zu können. Ich halte es für richtig, dass das strukturierte Verfahren für eine Olympiabewerbung beim DOSB liegt, dass er es an sich gezogen hat, und freue mich, künftig in meiner neuen Funktion auch mehr über den Bewerbungsstand und die Konzeption zu erfahren. Eine deutsche Bewerbung wird grundsätzlich nur möglich sein, wenn sie formal den Grundlagen der IOC-Charta entspricht. Das ist die Basis.  Sobald diese Voraussetzung erfüllt ist, gilt es zu schauen, dass es eine Konzeption ist, die international eine Akzeptanz findet.

Damit kennen Sie sich aufgrund Ihrer Rhein-Ruhr-City-Initiative, mit der Sie sich um die Spiele 2032 in Nordrhein-Westfalen bewerben wollten, bevor sie nach Brisbane gingen, vermutlich gut aus? Lebt diese Initiative weiter?

Es gibt verschiedene Olympia-Interessenten in Deutschland, das sind Berlin, Hamburg, München, Leipzig und Nordrhein-Westfalen. Ich kenne den aktuellen Planungsstand des DOSB nicht, deshalb kann ich dazu heute nicht mehr sagen. Wichtig ist mir: Wie ich damals bei Rhein-Ruhr schon gesagt habe, geht es darum, die beste Konzeption für Deutschland zu haben. Dazu muss Deutschland die IOC-Kriterien vollumfänglich erfüllen. Deshalb freue ich mich auf den Austausch im Gremium. Gemeinsam mit Britta Heidemann, die ja auch im Präsidium ist.

Die Kölner Fast-Nachbarn Britta Heidemann (r.) und Michael Mronz gehören zum IOC.

Zusammen im IOC: die Kölner Fast-Nachbarn Britta Heidemann und Michael Mronz

Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann ist als Athletenvertreterin drittes deutsches IOC-Mitglied, und auch Sie ist aus Köln…

… ja, wir kennen uns seit vielen Jahren und leben 500 Meter voneinander entfernt. Wenn wir beide gemeinsam auch den internationalen Blick einbringen können in das DOSB-Präsidium, freue ich mich sehr.

Bei Rhein-Ruhr-City haben Sie darauf geachtet, die Initiative mit Sponsoren zu finanzieren, nicht mit öffentlicher Förderung, also Steuergeld. Sehen Sie darin auch das Konzept für eine künftige deutsche Olympiabewerbung?

Ich glaube, dass in den letzten Jahren unter der Führung von Thomas Bach viele Dinge einen großen und starken Veränderungsprozess erfahren haben. Besonders auch das Bewerbungsverfahren. Früher gab es einen Stichtag mit vier oder fünf Kandidaten, und es gab einen Sieger und drei oder vier Verlierer, die viel Geld umsonst investiert hatten. Heute gibt es ein „Games Department“. Jeder Interessent kann sich mit dem IOC zusammensetzen und gemeinsam mit ihm an der eigenen Konzeption arbeiten, was die Kosten deutlich reduziert. Zusätzlich ist das IOC dadurch auch in der Lage, potenzielle Bewerber anzusprechen, die es für geeignet hält. Das Thema der Nachhaltigkeit und Kostenstruktur nimmt das IOC sehr ernst. Eine Bewerbung heute kostet in etwa nur noch ein Fünftel dessen, was früher der Fall war.

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