Nach Peitschen-Einsatz in KölnStar-Jockey Andrasch Starke für Derby gesperrt

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Sammarco (Jockey Bauyrzhan Murzabayev) Sieger im Sparkasse KölnBonn-Union-Rennen Gr. 2 innen vor So Moonstruck_Marc Rühl

Andrasch Starke (vorne) setzt beim Endspurt auf So Moonstruck zu oft die Peitsche ein.

Köln – Andrasch Starke, der erfolgreichste deutsche Jockey, hat das Hamburger Galopp-Derby in seiner Karriere achtmal gewonnen, zuletzt im vergangenen Jahr mit Sisfahan. Am 3. Juli wollte der 48-Jährige versuchen, den neunten Erfolg zu landen. Den Plan muss er aufgeben. Da Starke am Sonntag in Köln bei seinem Ritt im Union-Rennen auf dem Hengst So Moonstruck, mit dem er Rang zwei belegte, die Peitsche sechsmal – und damit einmal zu oft – eingesetzt hat, wird er vom 20. Juni an für 14 Renntage gesperrt. Damit darf er in Hamburg nicht antreten. Zudem muss er auf 50 Prozent seiner Gewinnprozente verzichten. Das Ergebnis des mit 70.000 Euro dotierten Rennens hat dennoch, wie es im Galoppsport üblich ist, Bestand.

Trainer Markus Klug: „Klaps auf die Schulter mitgezählt“

Der frustrierte Jockey wollte zu seinem Fauxpas auf Anfrage keinen Kommentar abgeben. Trainer Markus Klug vom Gestüt Röttgen, bei dem Starke als Stalljockey angestellt ist, fand die Sperre „bitter“. Man habe da auch „einen Klaps auf die Schulter mitgezählt“. Aber so seien die Regeln.

Den illegalen Peitscheneinsatz im Endspurt des Rennens, das Starke in einem spannenden Kopf-an-Kopf-Finish gegen Bauyrzhan Murzabayev auf Sammarco knapp verloren hatte, monierte die Rennleitung erst am Abend nach längerem Videostudium. Man musste tatsächlich genau hinschauen, um das Vergehen zu erkennen. Die Bilder zeigen: Murzabayev trieb sein Pferd am Ende zwar heftiger an als Starke, er überschritt dabei im Gegensatz zu seinem Konkurrenten allerdings die erlaubten fünf Schläge nicht.

Starkes Vergehen dürfte dem Eifer des Gefechts geschuldet gewesen sein, er ging nicht übermäßig hart zur Sache. Das Thema Peitscheneinsatz im Galopprennsport ist dennoch eines, das die Gemüter immer wieder erhitzt und Tierschützer auf die Barrikaden treibt. Viele halten die Schläge für Tierquälerei und Misshandlung. Jockeys und Trainer argumentieren dagegen meist, es gehe allein darum einen Impuls zu setzen, mit dem das Pferd angetrieben oder auch in der Bahn gehalten werde. Die Regeln variieren international. In England sind sieben Peitschenstreiche erlaubt, in Irland acht. In Frankreich sind es seit 2019 fünf. In Deutschland gilt diese Regel schon seit 2013. In der Schweiz sind drei gestattet. In Norwegen ist der Peitscheneinsatz schon seit 1982 ganz untersagt.

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Große Aufregung gab es hierzulande nach dem Derby 2016, das Isfahan (der Vater von Sisfahan) mit dem italienischen Jockey Dariu Vargiu gewann, der dabei sogar neunmal mit der Peitsche zuschlug. Auch der Reiter des Zweitplatzierten Savoir Vivre, Frederik Tylicki, nutzte die Peitsche zu oft. Gegen die Wertung des Rennens, in dem der Sieger 390000 Euro erhält, klagte damals der Besitzer des Drittplatzierten Dschingis Secret, dessen Jockey Martin Seidl sich korrekt verhalten hatte. Er forderte nicht nur individuelle Strafen gegen die Rennreiter, sondern auch die Disqualifizierung der ersten beiden Pferde. Nach langem juristischen Hin und Her hatte das Ergebnis jedoch Bestand.

Die Regeln in Deutschland sind danach noch einmal verschärft worden, sie definieren unter anderem die Beschaffenheit der Peitsche (nicht schmaler als acht Millimeter) und die Art, der Schläge die verabreicht werden dürfen, so muss die peitschenführende Hand immer unter Schulterhöhe bleiben. Es darf nur auf die Hinterhand des Pferdes gehauen werden, und auch Schläge auf die Schulter werden gezählt – wie im Fall von Starke. Ein reines Draufdreschen ist kategorisch untersagt. Dem Pferd muss die Peitsche zudem vorab gezeigt werden, damit das Tier weiß, was geschieht. Die Rennleitungen sind angehalten, jeden Verstoß zu ahnden. Wie sie es am Sonntag in Köln getan haben.

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