EishockeyDie Kölner Haie werden von ihren großzügigen Fans gerettet

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Die Solidaritätsaktion der Kölner Haie wird von den Fans breit unterstützt.

Köln – In der Krise beweise sich der Charakter, stellte einmal der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt fest. In diesem Sinne können die Kölner Haie in der Corona-Krise festhalten: Ihre Fans sind großzügig und hilfsbereit, das Motto „mer stonn zesamme“ scheint für sie nicht nur eine kölsche Floskel zu sein.

Ungefähr 90 Prozent der 5000 Dauerkartenbesitzer des KEC schenkten ihrem Verein das bereits bezahlte Geld für die mutmaßlich zuschauerlose DEL-Saison 2020/21. Die Summe floss in die „Immer Wigger“-Aktion ein, bei der die Haie Unterstützer-Tickets à zehn Euro verkaufen. Dadurch schnellte die Marke auf einen Schlag von gut 37 000 verkauften Tickets auf 86 000 hinauf.

Daraus ergibt sich, dass die Zuschauer dem KEC in der Summe circa 490 000 Euro überlassen haben, damit er es wagen kann, im Dezember in eine Geisterspielzeit zu starten. „Das Ziel ist zum Greifen nah“, sagt Haie-Geschäftsführer Philipp Walter. „Unsere Fans und Sponsoren stehen wie eine Wand hinter uns.“ Als Ziel haben es sich die Haie gesetzt, 100 000 Unterstützer-Karten zu verkaufen, die Aktion läuft weiter.

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Man kann davon ausgehen, dass Hauptgesellschafter Frank Gotthardt auch einen größeren finanziellen Beitrag leisten wird, damit der KEC spielen kann, der sonst 80 Prozent seines Etats aus Zuschauer- und Spieltageinahmen bestreitet. Der Koblenzer Software-Unternehmer wollte die Rettung nicht allein übernehmen– und hoffte auf Unterstützung aus Köln, die es nun gibt. Beantragt hat Walter zudem die 800 000 Euro aus dem Corona-Hilfspaket für Profisportvereine. Und er ist „zuversichtlich“, dass den Haien das Geld bewilligt wird. Denn andere DEL-Vereine haben schon Zusagen. Obwohl ohne Zuschauer geplant wird, sei es das Ziel, in der großen Lanxess-Arena und nicht in der kleinen Trainingshalle zu spielen, erklärt Walter.

Und das hat damit zu tun, dass in der Arena schönere TV-Bilder produziert werden können und die Sponsoren bessere Werbemöglichkeiten haben. Am 19. November wird die DEL zusammen mit den 14 Chefs ihrer Vereine entscheiden, ob und wenn ja wie sie in der zweiten Dezemberhälfte ihren Spielbetrieb aufnehmen wird. Es deutet sich an, dass es eine verkürzte Spielzeit geben wird. Um Reisekosten zu sparen, wird die Liga wahrscheinlich in eine Nord- und Süd-Division unterteilt. „Wir müssen viel improvisieren“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke zuletzt am Rande des Magenta Cup, an dem einige DEL-Klubs teilnehmen, die Haie allerdings nicht.

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Haie-Trainer Uwe Krupp

Falls sie ihren Etat zusammenbekommen, wollen die Kölner am 1. Dezember ihr Trainingslager aufnehmen. „Wir werden eng mit unserer U 20 zusammenarbeiten“, kündigt Trainer Uwe Krupp an, der in der Notlage genauso wie seine Spieler auf einen großen Teil seines Gehalts verzichtet. Es wird überall gespart: Die zwei bis drei Stürmer und der Verteidiger, die dem KEC eigentlich noch fehlen, können aus Kostengründen nicht verpflichtet werden. Die vierte Reihe des Vorjahres muss zur dritten Formation des neuen Teams werden. In der vierten Reihe werden sich die jungen Spieler aus dem KEC-Nachwuchs bewähren können. Auch hier ist Charakter gefragt. 

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