EishockeyKölner Haie-Geschäftsführer Philipp Walter über den aktuellen Fanzuspruch

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Haie-Geschäftsführer Philipp Walter (Archivbild).

Köln – Herr Walter, die Kölner Haie haben einem Zuschauerschnitt von 12 100 nach fünf Begegnungen in der Lanxess-Arena. Das ist mit Abstand der Spitzenwert in der DEL. Wie schaffen Sie das nach den Corona-Jahren?

Unsere Mannschaft zeigt bisher begeisternde Heimspiele. Sie spielt mit viel Herz und Leidenschaft. In den ersten Partien durften wir Eishockey-Feste und spektakuläre Siege in der Arena feiern. Das ist ein großer Faktor und die beste Werbung. Zudem bin ich sicher, dass die Menschen spüren, dass bei den Haien ein guter Ort ist, um Gemeinschaft und Zusammenhalt zu spüren. Bei uns erleben Menschen Emotionen und Lebendigkeit. Und sie merken, dass wir ambitionierte Ziele haben.

Sind Sie also zufrieden mit den Zahlen?

Ja, bisher schon. Wir betreiben einen hohen Aufwand im Bereich Marketing, PR und Social Media und wollen immer mehr Menschen für den KEC begeistern. Beim nächsten Heimspiel am Mittwoch gegen Wolfsburg dürfen Dauerkarten-Besitzer in einer einmaligen Aktion jeweils zwei Leute einladen. Das ist ein Dank an unsere treuesten Fans und gleichzeitig ein Hebel, um neue Fans zu gewinnen. Die meisten Eishockey-Fans wurden irgendwann mal von jemandem mitgenommen. Wer einmal bei den Haien war, kann sich dem KEC kaum noch entziehen. Am Mittwoch rechnen wir mit 15 000 Zuschauern.

Heißt das, Sie setzen sich für jedes Spiel ein Umsatzziel?

Ein Spiel vor 6000 Zuschauern kann in der Arena schon recht freudlos sein. Mit 14 000 Zuschauern oder mehr ist es ein komplett anderes Gesamterlebnis. Deshalb gilt es, eine hohe Zuschauerzahl anzustreben. Aber natürlich sind wir ein mittelständisches Unternehmen mit Umsatzzielen. Wir dürfen den Kartenpreis nicht verwässern, die Dauerkarte muss immer noch das beste Angebot sein – über die Saison betrachtet.

Andere DEL-Vereine beklagen Zuschauerschwund, was hören Sie von denen?

Es ist für alle eine große Herausforderung, Menschen wieder zu animieren, zu Veranstaltungen zu kommen. Nicht nur im Eishockey, auch in der Unterhaltungsbranche, Kunst und Kultur. Uns gelingt es momentan gut. Wir wollen Mutmacher sein, in Zeiten, die nicht so einfach sind, und vorangehen. Wir merken, dass die Zuschauer eine große Freude haben, bei uns zu sein. Wir schauen in viele leuchtende Augen.

Wie groß ist bei einem Eishockey-Event in der Arena überhaupt der Faktor sportlicher Erfolg?

Das größte Glück für uns alle ist und bleibt, wenn deine Mannschaft das Spiel gewinnt. Es geht aber nicht nur um das Ergebnis. Das 3:7 gegen Berlin im vorigen Heimspiel war die erste Heimniederlage nach vier Siegen zu Hause. Nach dieser Niederlage, die ein Spektakel war, hatte ich den Eindruck, dass kaum ein Zuschauer schlecht gelaunt aus der Halle gegangen ist. Unsere Mannschaft hat sich nicht in die Niederlage ergeben, sie hat alles reingeworfen. Das würdigen die Fans.

In den beiden Corona-Spielzeiten mit ihren Zuschauerrestriktionen hatten die Haie sehr große finanzielle Probleme. Ist die wirtschaftliche Lage wieder entspannt?

Wir spüren noch deutlich die Nachwehen. Es spiegelt sich vor allem in unserem Spielplan in der Arena wider, die zwei ausgefallene Veranstaltungssaisons in 2022/23 packen musste. Es ist uns leider zusammen mit der Arena nicht gelungen, einen attraktiven Haie-Spielplan zu erstellen. Die klassischen Eishockey-Termine am Freitag und Sonntag sind zu rar gesät. Wir sehen es als große Herausforderung, auch das zu meistern. So darf es zukünftig nicht bleiben. Wir brauchen für die nächste Saison wieder mehr attraktive Termine. Da ist auch die Arena in der Verantwortung.

Am 3. Dezember findet das Winter Game gegen Mannheim im Rhein-Energie-Stadion statt, und es gibt zwei weitere Freiluftspiele am 22. Dezember und 8. Januar. Wie ist der Stand der Vorbereitung?

Wir haben für das Winter Game 30 000 Karten verkauft und hoffen, dass es noch deutlich mehr werden und das Stadion voll wird. Die Vorfreude ist riesig. Wir wissen von unserem ersten Winter Game im Januar 2019, dass Freiluft-Eishockey in Köln ein einmaliges Erlebnis für jeden Sportfan ist. Für die beiden anderen Spiele, die Cologne Stadium Series, haben wir uns aufgrund der schlechten Terminsituation in der Arena entschieden und aus der Not eine Tugend gemacht.

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Eishockey unter freiem Himmel verbraucht noch mehr Energie als in der Halle, wie wollen Sie das angesichts der steigenden Preise stemmen?

Das Thema beschäftigt uns auch im Hinblick auf die Arena und unsere Trainingshalle, wir sind mit der Rhein Energie im Austausch und haben eine Task Force, die Einsparungspotenziale ausfindig macht – kurz- und mittelfristig. Bei den Open-Air-Spielen produzieren wir mit Generatoren unseren eigenen Strom. Wir werden unserer Verantwortung gerecht und ich halte es gerade in diesen Zeiten für fundamental wichtig, dass Menschen Erlebnisse haben, die ihnen guttun. Das stärkt die Gesundheit und schweißt unsere Gesellschaft zusammen. Es ist unser Job als Haie, dabei mitzuhelfen.

Wissen Sie schon, wie welcher Mehrbelastung Sie rechnen müssen?

Das können wir momentan noch nicht exakt absehen. Von Angst lasse ich mich nicht treiben, denn dann wäre ich im Eishockey mit all seinen Herausforderungen fehl am Platz.

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