Abo

21 Jahre ohne TitelKölner Haie knabbern am Playoff-Aus

Lesezeit 4 Minuten
Enttäuschte Haie-Spieler auf der Eisfläche in der Lanxess Arena.

Enttäuschte Haie-Spieler auf der Eisfläche in der Lanxess Arena.

Die Kölner Eishockeyfans sehnen sich nach dem nächsten Meistertitel. 2023 wird es wieder nichts. Eine Analyse der Saison.

Wieder einmal ist eine DEL-Saison für die Kölner Haie früher als erhofft zu Ende gegangen. Diesmal am Sonntag mit einer 2:3-Heimniederlage in Spiel sechs des Playoff-Viertelfinals gegen die Adler Mannheim, die die Serie mit 4:2 gewannen.

Damit wartet der KEC seit 21 Jahren auf einen Titelgewinn. Seit der Meisterschaft 2002, welche die achte und letzte der Vereinsgeschichte war, sind die Haie viermal ins Finale gekommen, viermal ins Halbfinale und achtmal ins Viertelfinale, einmal in die Pre-Playoffs, dreimal waren sie nicht qualifiziert. Ein Rück- und Ausblick.

Was war gut? In der DEL-Hauptrunde 2022/23, die der KEC auf Platz sechs abschloss, bewies die Mannschaft einige Male Comeback-Qualitäten. Höhepunkt war in dieser Hinsicht der 4:3-Sieg im rheinischen Derby in Düsseldorf am 28. Oktober, als die Haie in den letzten 30 Sekunden zwei Tore schossen und in der Overtime siegten. Auffällig war zudem die erste Kölner Sturmreihe mit Louis-Marc Aubry, Maxi Kammerer und Andreas Thuresson, die in der regulären Saison zu den besten der DEL gehörte.

Der Schwede Thuresson verewigte sich mit 60 Punkten (22 Tore, 38 Vorlagen) als der erste Kölner DEL-Topscorer seit Dave McLlwain im Jahr 2007. Verteidiger Nick Bailen war zudem mit 45 Punkten (19 Tore, 26 Vorlagen) der erfolgreichste Defensivmann der Liga. Zurecht kürte ihn die DEL zum Verteidiger des Jahres, eine Ehre, die einem Kölner zuletzt 2013 zu Teil wurde, als Andreas Holmqvist ausgezeichnet wurde.

Eine gute Entwicklung erlebten Verteidiger Maximilian Glötzl (20) und Stürmer Robin van Calster (19), Akteure aus dem KEC-Nachwuchs, die es geschafft haben, sich im Profikader zu etablieren. Top war auch der Zuschauerschnitt der Haie von mehr als 14 000 pro Partie, der Spitzenwert der DEL.

Was war schlecht? Die Haie der Spielzeit 2022/23 hatten zwar einige Ausreißer nach oben, zum Beispiel den 4:2 Sieg im Winter Game gegen Mannheim, aber auch nach unten, wie die 1:4-Heimniederlage gegen Schwenningen drei Tage nach der großen Open-Air-Begegnung in Müngersdorf. Besonders in der ersten Saisonhälfte verschenkten die Kölner durch Inkonstanz und undiszipliniertes Spiel viele Punkte.

Das ist ein Team, das ganz viel Charakter und Moral hat und auch gute Führungsspieler.
Uwe Krupp

Sie wurden zwar noch Tabellensechster, bekamen es aber mit den Adlern Mannheim zu tun; einem Team mit einem exzellenten Kader, das während der Hauptrunde nicht voll in Fahrt gekommen war, das sich in der Playoff-Serie gegen Köln aber kontinuierlich verbesserte.

Anders sah es beim KEC aus, der eine solche Leistungssteigerung nicht hinbekam. Eine Playoff-Weisheit besagt, dass in der Endrunde die besten Spieler am besten spielen müssen. Doch das taten sie bei den Haien nicht. So knüpfte zum Beispiel die erste Sturmreihe nicht an ihre Leistungen aus der regulären Saison an. Das Torhüterduell ging ebenfalls an Mannheim, der 20-jährige Arno Tiefensee, eingesprungen für den verletzten Felix Brückmann, kam auf eine Fangquote von 91,27 Prozent. Der 24-jährige Kölner Mirko Pantkowski demgegenüber auf 89,60 Prozent.

Alles in allem wurde auf dem Eis sichtbar, dass die Haie zwar ein gehobenes Mittelklasse-Team mit kämpferischen Qualitäten sind, die Mannheimer aber in die Topkategorie der DEL gehören.

Wie geht es weiter? In dieser Woche finden wie üblich die Saisonabschlussgespräche statt. Trainer Uwe Krupp stellte seiner Mannschaft am Sonntag ein insgesamt gutes Zeugnis aus: „Die Jungs haben super gefightet. Ich bin die gesamte Saison über schon stolz auf die Mannschaft. Das ist ein Team, das ganz viel Charakter und Moral hat und auch gute Führungsspieler.“

Wie sieht der neue Kader aus? Einige Profis werden trotzdem gehen. Wahrscheinlich werden die Stürmer Zach Sill und Alexander Oblinger keine neuen Verträge erhalten. Genauso wie Torhüter Oleg Shilin und die Verteidiger Jack Dougherty, Ryan Stanton und Alex Roach. Angreifer Julian Chrobot wechselt wohl nach Wolfsburg. Offen ist, ob David McIntyre, Jon Matsumoto und Nick Baptiste in Köln bleiben werden.

Ende der Woche wollen sich die Haie zu diesen Personalien äußern. Bezüglich der Zugänge gibt es zwei Informationen, die bereits durchgesickert sind: Aus Berlin wechselt Torhüter Tobias Ancicka (22) zum KEC, der an der Seite von Pantkowski das neue Torhüter-Duo bilden soll. Angeblich kommt zudem aus München Stürmer Justin Schütz (22) zum KEC.

In welchem Rahmen der erfahrene Trainer Krupp, der bis 2024 an die Haie gebunden ist, den Kader weiter aufstocken darf, ob er personell zu Spitzenklubs wie Mannheim wird aufschließen können, ist noch nicht klar. Es wird in erster Linie davon abhängen, wie generös der Haie-Haupt-Gesellschafter Frank Gotthardt in den Verein investieren wird.

Die Haie hatten vor allem auch in den Playoff-Partien gegen Mannheim zwar sehr gute Ticketumsätze, was den Software-Unternehmer freuen dürfte. Allerdings bescherten ihnen das Winter Game und die zwei weiteren DEL-Spiele im Rhein-Energie-Stadion, die weniger gut besucht als erwartet waren, ein Minus von geschätzten 600 000 Euro.

KStA abonnieren