TV-Experte Kai Hospelt„Mit den Kölner Haien bin ich manchmal kritischer“

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Kai Hospelt beim Torjubel für den KEC im Jahr 2019.

Kai Hospelt beim Torjubel für den KEC im Jahr 2019.

Der gebürtige Kölner und ehemalige KEC-Profi, der im TV die DEL-Spiele kommentiert, erklärt, was er den Haien in dieser Saison zutraut.

Herr Hospelt, Sie kommentieren seit drei Jahren bei Magenta Sport als Experte Spiele der Deutschen Eishockey-Liga. Ist Ihnen der Wechsel vom Eis zum Mikrofon schwergefallen?

Schwer gefallen ist er mir nicht, denn ich sehe Eishockey, nur weil ich jetzt Experte bin, nicht anders als vorher. Ich schaue mit Spieleraugen darauf. Was ich schon merke: All die ehemaligen Spieler, die Experten sind, natürlich auch die Expertin Ronja Jenike – wir kritisieren vielleicht nicht ganz so hart wie andere. Ich meine: Wenn ein Tor fällt, gebe ich mir Mühe, die positiven Sachen herauszustellen, zu sehen, wer was gut gemacht hat. Anstatt auf denjenigen zu schauen, der vorher vielleicht einen Fehler begangen hat. Das müssen wir auch ansprechen, für mich steht aber das, was auf dem Eis gut gemacht wurde, immer im Vordergrund.

Also sind Sie insofern noch Spieler, als dass Sie mit den Spielern auf dem Eis fühlen?

Ja, genau. Ich weiß sehr genau, dass niemand absichtlich Fehler begeht. Und dass, wenn Fehler passieren, es am schlimmsten für diejenigen ist, die sie begangen haben. Das sieht man den Leuten dann auch oft an.

Sie sind gebürtiger Kölner und bei den Haien groß geworden. Wenn Sie Spiele der Haie kommentieren, gewinnt man Eindruck, dass Ihnen der Verein noch sehr wichtig ist. Ist das richtig?

Ja. Eines ist klar: Ich freue mich, wenn die Haie Erfolg haben, auch wenn ich natürlich neutral bin, wenn ich kommentiere. Da die Haie mein Verein sind, bin ich im Umkehrschluss vielleicht manchmal kritischer mit ihnen als mit anderen Vereinen. Denn ich möchte, dass sie gut dastehen. Man muss auch sehen, dass es für das deutsche Eishockey und die DEL wichtig ist, dass große Vereine wie die Haie, die Eisbären oder die Adler gut sind, da sie die meisten Fans haben, die größte Aufmerksamkeit. Das mag vielleicht nicht jeder hören, aber es ist so. Wenn man zum Beispiel sieht, wie die Haie mit den Zuschauern in dieser Saison vorneweg marschieren - das ist für das deutsche Eishockey einfach super.

Die Haie haben in der Hauptrunde nur noch drei Spiele, das erste am Freitag in Wolfsburg, dann in Ingolstadt und gegen Mannheim, und wollen sich noch vom siebten auf den sechsten Tabellenplatz verbessern. Trauen Sie ihnen das zu?

Ich glaube, dass die Haie-Mannschaft sehr viel Potenzial hat. Ihre Stärken liegen auf jeden Fall in der Offensive. In der Defensive ist es kein Fall von nicht können oder nicht bereit sein, es geht eher darum, dass alle in die gleiche Richtung arbeiten müssen. Man hat manchmal das Gefühl, dass es  Abstimmungsschwierigkeiten gibt. Trotzdem hat die Mannschaft, wie gesagt, viel Potenzial. Falls es für die Top Sechs nicht mehr reichen sollte, sehe ich auch den siebten Platz nicht ganz so kritisch.

Warum?

Vor der Saison habe ich zwar gesagt, man sollte mit der Mannschaft der Haie unter die ersten vier kommen. Aber so eng, wie die Liga in diesem Jahr ist, dürfte man einen siebten Platz nicht überbewerten. Man müsste schauen, gegen wen es in den Playoffs geht und wie es da aussieht. Ich glaube, der Plan der Haie passt in fast allen Spielen, auch die Einstellung und die Arbeitsmoral stimmen. Ich habe zum Beispiel das Spiel gegen die Eisbären gesehen, das die Haie mit 2:3 verloren haben. Es war ein gutes Spiel von ihnen. Der einzige Fehler bestand darin, dass die Haie ihre Chancen nicht so wie sonst in der Saison genutzt haben. Sie haben vielleicht manchmal ein Problem, wenn etwas Negatives im Spiel passiert, das dann zu stoppen. In dieser Hinsicht sehe ich Berlin unglaublich stark, die sind so abgeklärt, dass sie es bei einem Negativerlebnis es meistens schaffen, das Spiel zu beruhigen, bis alles wieder klar ist und es weitergehen kann. Falls die Haie das auch hinkriegen sollten, könnten Sie aus Ihrem Riesenpotenzial noch mehr herausholen.

Wie schätzen Sie die Spitze ein? Sind die Eisbären Berlin und Titelverteidiger Red Bull München Ihre Favoriten auf die Meisterschaft?

Berlin auf jeden Fall. München hat zwei Verteidiger nachverpflichtet, die läuferisch stark sind. Das ihnen geholfen und einen Push gegeben. Aber ich sehe auch wirklich Bremerhaven vorn. Das ist eine gute Mannschaft, die in den vergangenen Jahren Lehrgeld in den Playoffs bezahlt und sich weiterentwickelt hat. Bremerhaven hat in der Saison außerdem oft schon nach Rückstanden gewonnen. Das sind Sachen, die man in den Playoffs braucht. Auf der anderen Seite ist die Liga in diesem Jahr, wie gesagt so eng, dass Prognosen sehr schwierig sind. Man kann sich eigentlich nur in die Nesseln setzen.

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