Teams wie die Cologne Centurions sind nicht konkurrenzfähig, die Attraktivität sinkt und das Zuschauerinteresse schwindet.
European League of FootballEine Liga mit zu starkem Leistungsgefälle

Javan Lenhardt, Headcoach der Cologne Centurions, hat mit seinem Team bislang jedes Spiel verloren.
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Die European League of Football (ELF) steht fünf Jahre nach ihrer Gründung vor einem großen Problem. Das Gefälle zwischen der Tabellenspitze und dem Keller in der 16 Teams aus neun Ländern zählenden Liga wächst von Woche zu Woche. Die Spannung fehlt und hohe Ergebnisse sind keine Ausnahme, sondern die Regel.
Die Mannschaft hat sich entschieden, auf jeden Fall weiterzumachen
Nicht nur die Cologne Centurions sind nicht konkurrenzfähig und kassieren eine hohe Pleite nach der anderen. Vor allem bei den Mannschaften aus Köln und Zürich klafft eine große Lücke zwischen der Qualität der eigenen Spieler zu der von der Konkurrenz. Die sportliche Attraktivität der Liga steigt nicht, sie sinkt. Mit der Folge, dass fast überall ein Zuschauerschwund in den Stadien zu verzeichnen ist. Wie hoch der Zuspruch beim neuen Medienpartner Dazn ist, der neben den bei Pro 7 frei übertragenen Spielen alle Einzelpartien der ELF gegen Bezahlung anbietet, bleibt im Ungewissen.
Nur mit größter Kraftanstrengung war es den wirtschaftlich schwächelnden Centurions gelungen, überhaupt ein Team für die neue Saison aufzustellen. Flankiert von Insolvenz-Meldungen der vorherigen Betreibergesellschaft heuerten arrivierte Spieler aus Köln und Umgebung lieber bei der Konkurrenz an. Notgedrungen nahm die sportliche Leitung um Headcoach Javan Lenhardt die Spieler, die sie kriegen konnte – darunter eine Vielzahl an Akteuren, die zuvor in der Regionalliga oder im Juniorenbereich spielten und in wenigen Wochen auf ein sportliches Himmelfahrtskommando vorbereitet wurden.
Cologne Centurions warteten vor der Partie in Stuttgart vergeblich auf den Mannschaftsbus
Mangelnde Qualität und fehlende Erfahrung fordern ihren Tribut mit einer wachsenden Zahl an Verletzten. Beim Spiel in Stuttgart standen Lenhardt nur 35 Spieler zur Verfügung. Gegen Paris befanden sich wieder 48 Akteure im Kader, noch sieben Spieler fehlten verletzt, sollen nächste Woche aber einsatzbereit sein.
Eine erneute Abstimmung, ob man antritt oder nicht, soll es nach Einschätzung des Kölner Headcoachs nicht mehr geben. Der Trainer beklagt zwar die nicht vorhandene „Tiefe“ im Kader, versichert aber, das Votum vor dem Stuttgart-Spiel sei „eine einmalige Sache“ gewesen. „Die Mannschaft hat sich entschieden, auf jeden Fall weiterzumachen“, so Lenhardt. Sechs Partien muss man noch überstehen.
Auch wirtschaftlich sind die Centurions zweifellos angeschlagen. Die Gehälter für Mai sollen in der vorletzten Juni-Woche noch nicht ausgezahlt worden sein. Vor dem Auswärtsspiel in Stuttgart wartete das Team vergeblich auf den Mannschaftsbus. Offiziell ist von einem Buchungsfehler die Rede, die Spieler mussten schließlich in Privatwagen anreisen.
Brisanz birgt auch die Equipment-Frage: Helme und Schulter-Pads stammen aus der Vorsaison und gehören der alten Betreibergesellschaft – obwohl die Nutzung nach internen Informationen durch den Insolvenzverwalter untersagt wurde, kommt die Ausrüstung weiterhin zum Einsatz. Was den Kölnern Sorgen bereiten dürfte, ist die Tatsache, dass außer am Standort Prag, an dem die Lions im letzten Jahr einen Neubeginn starteten, noch keinem Sorgenkind die Wende zum Guten gelungen ist. Mit Leipzig, Barcelona, Mailand und Istanbul sind inzwischen vier „Franchises“ nicht mehr dabei, 2024 wurden die Helvetic Guards gegen die Helvetic Mercenaries ausgetauscht. Viel besser läuft es bei den Schweizern nach der Umbenennung auch nicht. Am vergangenen Wochenende musste die Partie der ebenfalls noch sieglosen Mercenaries gegen Kopenhagen abgesagt werden, weil die Eidgenossen „zu viele verletzte Spieler“ beklagen.
Cologne Centurions verlieren 0:62 gegen Paris Musketeers
Auch am Sonntag war für die Centurions beim Heimspiel gegen die Paris Musketeers nichts zu holen. Beim 0:62 (0:14; 0:14; 0:13; 0:21) im Südstadion kassierten die weiterhin sieglosen Kölner die sechste Saisonniederlage in der ELF und blieben zum zweiten Mal ohne einen einzigen Punkt. In vier Spielen erzielte der schwächste Angriff der Liga weniger als acht Punkte und stellt mit bisher 39 Scorerpunkten die mit Abstand harmloseste Offensive. Die Kurzauftritte der Offensivkollegen, die sich meist nach vier erfolglosen Versuchen vom Ballbesitz trennen mussten, führte auch gegen die konsequenten Franzosen zu einer zunehmend überlasteten und überforderten Defensive. Die Gäste dominierten von Beginn an nach Belieben und brachten im Schlussviertel ihre zweite Garnitur zum Einsatz – trotzdem gelangen den Musketeers noch drei ihrer insgesamt neun Touchdowns.