Der Höhenberger Drittligist setzt sich 2:1 beim Mittelrheinligisten durch, muss in der 98. Minute aber gewaltig zittern.
Platzsturm in der SchlussminuteViktoria Köln erlebt dramatischen Pokalabend gegen Vichttal

Jubel bei Viktoria Kölns Raphael Ott (Nummer 14)
Copyright: Viktoria Köln/Besnik Abazaj
So viel Dramatik wie es am Mittwochabend im Sportpark Dörenberg zu bestaunen gab, ist selbst für klassische Pokal-Verhältnisse ungewöhnlich. Mittelrheinligist VfL Vichttal hatte in seiner Stolberger Heimspielstätte den FC Viktoria Köln zum Mittelrheinpokal-Zweitrunden-Duell zu Gast. Der Drittligist hatte eine gute erste Halbzeit gespielt und problemlos 5:0 führen können – doch es hieß nach einem Doppelschlag von Raphael Ott (26./28.) nur 2:0. In der Schlussphase kam es dann, wie es im Pokal so häufig kommt: Dem Außenseiter gelingt mit der ersten klaren Chance der Anschlusstreffer (Henrik Artz/74.) und hintenraus entwickelt auch der beschaulichste Sportpark eine erstaunliche Atmosphäre. So auch der in Stolberg, in dem sich in der 98. Minute der Höhepunkt des Abends ereignete. Vichttal hatte alles nach vorne geworfen, unter anderem stand Torwart Frederik Said im Viktoria-Strafraum und lauerte auf eine letzte Ecke.
Vichttal-Torwart Frederik Said gelingt das vermeintliche 2:2
Nach der scharf geschlagenen Hereingabe stand der Schlussmann dann auch in Stürmer-Manier beeindruckend hoch in der Luft und drückte den Ball per Kopf in Richtung Viktoria-Keeper Arne Schulz. Der reagierte prächtig und parierte mit dem linken Arm – doch landete der Abpraller wieder bei Said und dann zum vermeintlichen 2:2 im Netz. Eine Jubelexplosion folgte. „Es war verrückt, es gab schon einen Platzsturm“, berichtete Viktoria-Trainer Marian Wilhelm, der sich gedanklich auf eine Verlängerung einstellte – „da hätte ich volles Vertrauen in die Jungs gehabt.“ Allerdings war der Coach wegen der vehementen Proteste seiner Spieler stutzig. Wie hatte der Abpraller von Keeper Said den Weg ins Viktoria-Tor gefunden?
Schiedsrichter Jan-Philipp Schöneseiffen besprach sich kurz an der Seitenlinie mit seinem Assistenten und traf die unpopulärste Entscheidung des Abends: Handspiel, kein Tor. Viktoria atmete kollektiv durch, für Vichttal gab es nach dem Jubelsturm die kalte Dusche. „Respekt an den Schiedsrichter, der die Hilfe vom Linienrichter sucht und dann so eine Entscheidung bei diesen Lichtverhältnissen trifft“, lobte Wilhelm. Auch mit Blick auf die nächste englische Woche war Viktorias Trainer erleichtert, keine Verlängerung spielen zu müssen. „Im Pokal kann es immer so einen Hexentanz geben. Es ist auch wichtig, dass die Jungs so eine Erfahrung machen und die Herausforderung bestehen“, sagte der Trainer, der seiner zweiten Garde Einsatzzeit verschafft hatte. „Mit der ersten Halbzeit bin ich absolut zufrieden. Abgesehen davon, dass wir viel höher hätten führen müssen. In der zweiten Hälfte machen wir dann fast zu viel, da brauchen wir mehr Kontrolle. Am Ende verteidigen wir einen langen Ball nicht gut, dann wird es noch einmal spannend“, resümierte Wilhelm.
Am Sonntag ist der VfL Osnabrück zu Gast in Höhenberg
In der Meisterschaft wartet am Sonntagabend ein anderes Kaliber auf die Viktoria: Der VfL Osnabrück ist zu Gast in Höhenberger Sportpark (19.30 Uhr). „Eine sehr reife Mannschaft mit einer klaren Spielanlage und hoher Effektivität – ein ganz anderes Spiel als die letzten beiden gegen Hoffenheim II und Stuttgart II“, so Wilhelm. Statistisch lässt das Team von Ex-FC-Trainer Timo Schultz die wenigsten Torchancen aller Drittligisten zu. „Wir brauchen alle Energien, um so eine Spitzenmannschaft zu bezwingen“, sagte Wilhelm. Verzichten muss der Coach auf den an der Schulter verletzten Verthomy Boboy. Vize-Kapitän Lars Dietz ist nach seinem Muskelfaserriss zurück im Mannschaftstraining – ob es für einen Einsatz am Sonntagabend reicht, ist laut Wilhelm noch unklar.