Kommentar zu Eintracht FrankfurtRückkehr in die romantischen Zeiten des Fußballs

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Frankfurtkommbild

Feiernde Frankfurter Spieler

Köln – Unterschiedlicher als Eintracht Frankfurt und RB Leipzig können zwei Klubs im deutschen Fußball nicht sein. Hier der Volksverein, der aktuell als Symbol für alles Romantische im Fußball durch Europa stürmt und im Finale gegen die Glasgow Rangers den größten Triumph seiner neueren Geschichte feiern kann. Dort der von Juristen entworfene Kunst-Klub mit genau 21 ordentlichen Mitgliedern (Stand 2021), der als deutscher Ableger des globalen Fußball-Netzwerks von Red Bull auch der Mehrung des Energy-Drink-Absatzes dienen soll.

Dass die Schicksale dieser ungleichen Bundesligisten in der Nacht zum Freitag auf so völlig verschiedene Umlaufbahnen gerieten, war so unvorhersehbar wie bewegend. Hier zieht der durch die Heerscharen seiner Fans getragene Traditionsverein sensationell ins Finale des zweithöchsten Europapokal-Wettbewerbes ein. Dort scheitert der Neo-Klub als hoher Favorit bei den Glasgow Rangers, die sportlich auf jeder Position schlechter besetzt waren als das Leipziger Star-Ensemble und über keine anderen Waffen verfügten als Haltung, Anhang und Geschichte.

Dass dies zum Triumph genügte, während die Eintracht mit ähnlichen Mitteln gegen einen reichen Premier-League-Klub ihr Ticket für das Finale erkämpfte, war ein Rücksturz in vergangen geglaubte Zeiten des Volkssports. Und es war zum vorläufigen Ende der Corona-Krise vor allem in Deutschland ein Symbol für die Rückeroberung der Stadien durch die Massen. Erst am 8. April waren bei uns die letzten Beschränkungen gefallen. Am 5. Mai glichen die Eruptionen in Frankfurt und Glasgow einer europäischen Fußball-Walpurgisnacht, in der wild feiernde Menschen die Dämonen vertrieben.

Der Versuch, diese Ereignisse nüchtern zu beschreiben, muss in Pathos und Kitsch enden. Der Fußball hat gewonnen. Das Finale in Sevilla wird schön. Punkt.

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