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KommentarTatjana Marias Tennis-Märchen kann eine Niederlage nichts anhaben

Lesezeit 2 Minuten
Mariakomm

Tatjana Maria

Köln – Die Wimbledon-Geschichte der Tatjana Maria, geborene Malek, ist so schön und lehrreich, dass ihr auch eine Niederlage im Halbfinale gegen die gute Freundin Ons Jabeur nichts anhaben kann. Wie sie es als vergessene Außenseiterin des deutschen Tennis mit ihren eigenen Lebensplan, ihrem eigenen Spiel und einer vom Sport unabhängigen persönlichen Größe geschafft hat, die besten Spielerinnen der Welt zu bezwingen und an die Tür des Finales im größten Turnier der Welt anzuklopfen, ist bewundernswert.

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Und während die Welt darüber gerätselt hat, wie die Deutsche das im Alter von 34 Jahren alles schafft, holte sie ihre Töchter schon wieder aus der Wimbledon-Kinderbetreuung ab, umarmt ihren Trainer und Ehemann und wusste, dass es ein Glück gibt, das unabhängig von Ergebnissen ist.

In der Welt der Getriebenen und Siegsüchtigen, die stets nur eine Niederlage vom Einsturz entfernt ist, wirkt Tatjana Maria wie eine Außerirdische. Allerdings sind dieses familiäre Glück und die Unabhängigkeit, die sich durch die stolze Wimbledon-Prämie von mehr als 600 000 Euro verfestigt hat, hart erkämpft. Spielerinnen, die Kinder bekommen, müssen nach der Schwangerschaft in der Weltrangliste quasi bei null anfangen. Niemand empfängt sie mit offenen Armen.

Nach der Geburt ihrer zweiten Tochter war Maria Ende 2021 in der Weltrangliste bis auf Platz 279 zurückgefallen und kämpfte sich im Frühjahr mit teils ernüchternden Ergebnissen, aber auch einem Turniersieg in Kolumbien, durch kleine und kleinste Turniere, um Punkte zu sammeln. Wimbledon begann sie als Nummer 103 der Welt.

Was folgte war ein Tennis-Märchen mit einer Dreisatz-Niederlage gegen ihre beste Tennis-Freundin im Halbfinale. So etwas nennt man trotz allem ein Happy End.