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Leverkusener Hürdenläufer Tim Eikermann„Ich schiele auf Olympia in Paris“

Lesezeit 4 Minuten
Deutsche Hochschulmeisterschaften Leichtathletik 2023 Darmstadt, 18.05.2023 Tim Eikermann DSHS Koeln Deutsche Hochschulmeisterschaften Leichtathletik 2023 in der Buergerpark-Stadion in Darmstadt am 18.05.2023, Hessen. *** German University Championships Athletics 2023 Darmstadt, 18 05 2023 Tim Eikermann DSHS Koeln German University Championships Athletics 2023 in the Buergerpark Stadium in Darmstadt on 18 05 2023, Hesse Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/KJPetersx

Tim Eikermann startet am Wochenende für den TSV Bayer 04 bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Kassel.

Der 23 Jahre alte Sprinter vom TSV Bayer 04 Leverkusen spricht über die DM in Kassel und Gedächtnislücken nach Läufen.

Die 123. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften finden am Samstag und Sonntag im Auestadion im nordhessischen Kassel statt. Ausgelagert sind die Wettbewerbe im Stabhochsprung. Diese wurden bereits am Donnerstag und Freitag am Rheinufer in Düsseldorf ausgetragen. Der TSV Bayer 04 Leverkusen stellt mit mehr als 40 Startern in Kassel und Düsseldorf eine der größten Gruppen bei den Deutschen Meisterschaften.

Mit dabei ist auch Tim Eikermann. Wir haben vor den Meisterschaften mit dem Leverkusener Hürdenläufer über seine Ziele gesprochen.

Herr Eikermann, bei den Deutschen Hallenmeisterschaften haben Sie Ende Februar in Dortmund über 60 Meter Hürden den Titel gewonnen, folgt jetzt der Triumph bei den nationalen Meisterschaften unter freiem Himmel?

Das steht tatsächlich auf meiner Agenda, das ist das Ziel. Ich bin zwar nur Vierter der deutschen Jahresbestenliste, aber ich habe meine Trainingsleistungen auch noch nicht im Wettkampf auf die Bahn gebracht. Das Potenzial sollte für Rang eins bis drei reichen.

Wer sind am Samstag in Kassel die Hauptkonkurrenten?

Manuel Mordi vom Hamburger SV, Gregory Minoue vom TV Angermund und Stefan Volzer vom VfL Sindelfingen sind wohl die stärksten Rivalen. Im Grunde sind wir vier Jungs für drei Medaillen. Mal sehen, wofür es bei mir reicht. Körperlich fühle ich mich zurzeit so gut wie nie zuvor. Und noch besser als vor den Hallen-Meisterschaften. Was bislang fehlt, ist ein durchweg guter Lauf. Einzelne Teile waren gut, aber ich hatte eben auch immer kleine Haken drin. Und letztlich hat am Ende etwas die Frische gefehlt. Diese haben wir zuletzt im Training wieder reingeholt. Ich bin auf einem guten Weg, das Potenzial für eine Bestzeit ist daher gegeben.

Wenn ich detaillierte Erinnerungen an das Rennen hätte, hätte ich zu viel nachgedacht
Tim Eikermann

Sie haben unlängst erzählt, von ihrem Gold-Lauf in Dortmund fehle Ihnen die Erinnerung. Wie kommt das?

Das passiert, wenn alles rund läuft. Wenn man den Lauf einfach geschehen lässt und ganz bei sich ist. Wenn ich detaillierte Erinnerungen an das Rennen hätte, hätte ich zu viel nachgedacht. Das sind dann die Rennen, in denen sich kleine Fehler häufen. Wenn nur noch den Startschuss in Erinnerung ist, ist es dagegen perfekt gelaufen. Ich hoffe, dass mir das in Kassel so ergeht. Vom Rennen kann ich mir ja immer noch eine Aufzeichnung anschauen.

Sie haben sich erstmals in einem fünfwöchigen Trainingslager in den USA auf die Sommersaison vorbereitet. Hat sich diese Herangehensweise ausgezahlt?

In den Zeiten hat sich die Vorbereitung bislang nicht widergespiegelt. Ich bringe wohl konstanter meine Leistungen, aber nicht auf dem Niveau, das ich gerne hätte. Das Trainingslager hat mir jedoch nochmal einen anderen Blick auf meinen Sport eröffnet und mich professioneller und konzentrierter werden lassen. Ich denke außerdem, dass sich die im Trainingslager erarbeiteten Grundlagen im weiteren Saisonverlauf noch auszahlen werden.

Wie haben Sie zur Leichtathletik gefunden?

Meine Eltern haben mich in meiner Heimatstadt Duisburg im Verein angemeldet, weil sie davon überzeugt waren, dass mir die Leichtathletik eine gute Basis für viele Sportarten verschafft. So ging das los. Ich hatte Spaß daran und habe mir dort meinen Freundeskreis aufgebaut. Mit 17, 18 Jahren wurde es allmählich professioneller. Damals habe ich auch noch Weitsprung und Kugelstoßen betrieben. Ich wollte mich nicht zu früh spezialisieren und in mehrere Disziplinen hinein schnuppern. Mit dem Wechsel zum TSV Bayer 04 erfolgte dann die Spezialisierung auf den Hürdenlauf. Dort war ich am erfolgreichsten. Bei einer Jugend-DM in der Halle habe ich dann auch eine erste Medaille gewonnen. Damit war mein Weg vorgezeichnet.

National haben Sie bereits ein Ausrufezeichen gesetzt. Bei der diesjährigen Hallen-EM in Istanbul haben Sie das Halbfinale dann um eine Hundertstelsekunde verpasst. Wann folgt auf dieser Ebene der nächste Schritt?

Dass ich das Halbfinale und damit mein persönliches Ziel so knapp verpasst habe, war im ersten Moment sehr ärgerlich. Letztlich konnte mir aber nicht so viel vorwerfen. Ich hatte mein Niveau bestätigt und es war ein Debüt, bei dem ich Erfahrung mitgenommen habe. Mein nächstes Ziel ist die EM 2024 in Rom. Es wäre perfekt, wenn ich schon dieses Jahr die Norm dafür abhaken könnte. Das würde mir Planungssicherheit verschaffen. Für die WM in diesem Sommer in Budapest fehlt mir hingegen wohl noch die nötige Konstanz. Mit einem Auge schiele ich auch noch auf Olympia im kommenden Jahr in Paris. Realistischer ist aber eine Teilnahme 2028 in Los Angeles. Das ist mein großes Endziel als Hürdenläufer.

Zur Person

Tim Eikermann (23) wuchs in Duisburg auf und begann dort mit der Leichtathletik. Als 18-Jähriger wechselte er zum TSV Bayer 04 Leverkusen, wo er sich auf den Hürdensprint spezialisierte. Seinen größten Erfolg feierte er Ende Februar dieses Jahres mit dem Gewinn des Deutschen Hallen-Meistertitels über 60 Meter Hürden. Seine Bestzeiten liegen bei 13,66 Sekunden über 110 Meter Hürden und 7,63 Sekunden über 60 Meter Hürden. Eikermann hat ein Bachelorstudium in Sportwissenschaften abgeschlossen und absolviert nun in Köln ein Lehramts-Studium.