US-Basketballerin vor russischem Gericht„Meine Rechte wurden mir nie vorgelesen“

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Griner dpa 270722

Brittney Griner, WNBA-Star und zweifache olympische Goldmedaillengewinnerin, sitzt vor einer Anhörung in einem Gerichtssaal. 

Moskau – Die in Russland inhaftierte US-Basketballerin Brittney Griner hat sich in einem Strafverfahren wegen eines Drogendelikts vor einem Gericht in der Nähe von Moskau verteidigt. Sie habe medizinisches Marihuana in Absprache mit ihrem Arzt als schmerzstillendes Mittel verwendet, sagte sie einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Mittwoch vor dem Gericht in Chimki im Moskauer Gebiet. Das sei übliche Praxis in den USA.

„Ich hatte nicht die Absicht, irgendein Gesetz der Russischen Föderation zu verletzen“, zitierte die Agentur sie. Zugleich räumte Griner erneut ein, die Drogen bei sich gehabt zu haben, warf den russischen Behörden laut der Nachrichtenagentur Reuters allerdings auch vor, sie nicht über ihre Rechte aufgeklärt zu haben. 

Brittney Griner: „Sie hat den Inhalt des Papiers nicht erklärt“

„Meine Rechte wurden mir nie vorgelesen. Niemand hat mir etwas davon erklärt“, sagte Griner demnach. „An diesem Punkt habe ich mein Telefon genommen und meinen Ehepartner, meinen Sportagenten und den Übersetzer meines Klubteams kontaktiert.“ Am Flughafen sei ihr eine Dolmetscherin zur Seite gestellt worden, die allerdings nur „Nachname. Unterschrifft" zu ihr gesagt habe. „Sie hat den Inhalt des Papiers nicht erklärt“, sagte Griner. „Ich wusste nicht genau, was ich da unterschreibe.“

Die 31-Jährige hatte bereits Anfang Juli ihre Schuld eingestanden. Sie hatte erklärt, dass sie kein Verbrechen habe begehen wollen, sondern beim Packen in den USA für ihre Rückkehr nach Russland in großer Hast gehandelt habe. Dabei packte sie die Drogen demnach ohne Absicht ein. Diese Darstellung wiederholte sie nun. Der Prozess hatte Anfang Juli begonnen.

Seit 2015 spielt Griner bei UMMC Jekaterinburg im Ural

Griner war am 17. Februar auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden. Bei der Festnahme habe sie wegen der langen Reise und einer überstandenen Corona-Infektion benommen gewirkt. Sie habe keine Absicht gehabt, etwas Verbotenes im Gepäck zu haben, trage aber dafür die Verantwortung. Zugleich machte sie demnach deutlich, dass sie bei den Saisonspielen kein Marihuana benutzt habe, weil ihr klar gewesen sei, dass es verboten ist – und damit nicht nur sie, sondern ihre Mannschaft hätte disqualifiziert werden können.

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Seit 2015 spielte Griner bei UMMC Jekaterinburg im Ural. Mit dem Club gewann sie viermal die Euroleague. Seit mehreren Monaten sitzt Griner in Untersuchungshaft, die zuletzt bis 20. Dezember verlängert worden war. Der Olympiasiegerin wird der Besitz von Drogen vorgeworfen. Ihr drohen bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft.

Griner hatte auch US-Präsident Joe Biden in einem Brief um Hilfe gebeten. Washington kritisiert, dass Griner zu Unrecht festgehalten werde. Moskau hingegen weist den Vorwurf zurück, der Prozess gegen Griner sei politisch motiviert. Griner soll bei einer Kontrolle ihres Gepäcks im Februar sogenannte Vape-Kartuschen und Haschisch-Öl bei sich gehabt haben. Es soll sich um 0,5 Gramm gehandelt haben. (das/dpa)

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