Mit Olympiasiegerin in der KreisligaViktoria Kölns neues Frauenteam startet ambitioniert – aber warum erst 2023?

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Marina Buschinski, Teammanagerin des neuen Frauen-Teams von Viktoria Köln, im Sportpark Höhenberg.

Marina Buschinski, Teammanagerin des neuen Frauen-Teams von Viktoria Köln, im Sportpark Höhenberg.

Mit großen Ambitionen startet das Frauen-Team von Viktoria. Die Teammanagerin erklärt das rechtsrheinische Projekt.

Juli 2022: Die Ex-Profifußballerin Marina Buschinski ist gerade mit der Familie im Sommerurlaub. Ihre dreijährige Nichte rennt wild umher und ruft „Fußball, Fußball!“ Die Frauen-Europameisterschaft euphorisiert derzeit ganz Deutschland. Plötzlich klingelt das Handy: Eric Bock, Geschäftsführer Profifußball der Viktoria Köln, ruft an und möchte mit Buschinski über Frauenfußball reden.

Aus den Gesprächen folgen schnell konkrete Pläne: In der Saison 2023/24 geht erstmals ein Frauen-Fußballteam für den FC Viktoria Köln an den Start. Im Ligabetrieb des Fußball-Verbands Mittelrhein (FVM) starten die Viktoria-Frauen in der Kreisliga mit Buschinki als Teammanagerin.

Viktoria Köln: Viele Fragen beim neuen Frauen-Team

Die Gründung eines Fußball-Teams hat es in sich, erklärt Buschinski: „Bei der Viktoria ist selbstredend schon ein Grundstock an Ressourcen vorhanden, an die man sich anlehnen kann“, sagt die 34-Jährige, „aber bei den Frauen gab es im Prinzip noch gar nichts. Trainingsequipment, Trainer-Akquise, Spielerinnen-Anmeldungen, Absprache wegen Testspielen – das alles musste organisiert werden.“

Bei der Zusammensetzung des Teams achtet Buschinski, die selbst etwa 30 Jahre lang unter anderem für die SG Wattenscheid, Sportfreunde Siegen und Fortuna Köln Fußball spielte, bewusst darauf, ein angenehmes Umfeld zu schaffen.

Harmonisches Umfeld soll junge Spielerinnen fördern

Das fand sie in ihrer Spielerinkarriere nicht immer vor: „Manche Spielerinnen sind in einem angemessen harmonischen Umfeld einfach besser. Ist es anders, fallen viele durchs Raster, die grundsätzlich sehr gute Fußballerinen mit Potenzial sind. Damals habe ich mir vorgenommen, darauf zu achten, sollte ich mal die Fäden in der Hand haben.“ Das fängt mit der Priorisierung an: „Für die Spielerinnen ist es erstmal ein Hobby. Beruf, Schule, Ausbildung und Studium haben Priorität“, so Buschinski.

Nach drei Probetrainings und 60 Bewerberinnen steht Buschinski nun ein Team von 21 Spielerinnen und zwei Probespielerinnen zur Verfügung. 24 sollen es letztlich werden. „Die tolle Resonanz zeigt, wie aktuell der Frauen-Fußball in Köln ist und welche Attraktivität Viktoria Köln ausstrahlt“, so Buschinski.

Beim FC Viktoria Köln mussten die Frauen lange warten

Nach Vorwärts Spoho Köln (seit 1998), Fortuna Köln (seit 2003) und dem 1. FC Köln (seit 2009) stellt die Viktoria als vierter großer Verein der Stadt eine Frauen-Mannschaft auf. Ein früherer Einstieg in den Frauenfußball wäre nach Ansicht von Geschäftsführer Bock aus infrastrukturellen Gründen nicht möglich gewesen: „Ein Frauen-Team steht schon länger auf dem Plan. Nur haben wir in Höhenberg nur zwei Plätze, einer ist etwas abgelegen in einem Waldstück. Daher mussten wir das erst regeln.“

Viktoria Köln stellt eine von insgesamt 75 Frauen- und Juniorinnen-Teams in Köln (Stand: 1. Januar 2023). Das zeigen Statistiken des FVM.

In der Region sinkt die Zahl der Frauen-Teams: Nach einem Höchststand von 579 Teams im Jahr 2015 sank die Zahl in den darauffolgenden sieben Jahren auf 400. Dabei zählt der FVM stets mehr Juniorinnen- als Frauen-Teams. Aktuell sind 44.821 Frauen und Mädchen aktive Mitglieder im FVM – 6,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein Großteil der Neuanmeldungen ist auf Jugendspielerinnen zurückzuführen.

Aufstieg des Frauen-Fußballs hängt von der Basis ab

Die Statistiken geben Hinweise auf einen Trend im Frauen-Fußball: Während immer mehr Deutsche große Events wie die EM 2022 verfolgen und mehr Mädchen Fußball spielen, schrumpft die Anzahl an Frauen-Fußballteams. Mit der fortschreitenden Professionalisierung des Sports verteilen sich die Spielerinnen also auf immer weniger Mannschaften.

Um eine nachhaltige Professionalisierung anzugehen, muss es an der Basis funktionieren, sagt Buschinski: „Ich bin davon überzeugt, dass sich zukünftig im Frauen-Fußball vieles kleinschrittig, nachhaltig positiv verändern wird. Kleinschrittig, weil zum einen infrastrukturelle Voraussetzungen noch nicht ausreichend zur Verfügung stehen und unter anderem auch vieles ans Ehrenamt gebunden ist.“

Viktoria Köln: Mit Mandy Islacker den Aufstieg schaffen

Im rechtsrheinischen Sportpark Höhenberg möchte Buschinski ein „ambitioniertes, leistungsorientiertes, cooles Fußball-Zuhause“ für junge Frauen in der Region schaffen. Den Start macht das „bunt gemischte“ Team, das am 13. August in der Kreisliga startet. Es sei „tendenziell eher jung, aber auch gut gespickt mit Spielerinnen, die durchaus schon viel Erfahrung haben“, verrät Buschinski. Damit meint sie vor allem Mandy Islacker.

Die Verpflichtung der Ex-FC-Kapitänin und Olympiasiegerin unterstreicht die Ambitionen des Vereins. Buschinskis Saisonziel heißt: Aufstieg. Doch die Teammanagerin weiß die Herausforderung in der siebten Spielklasse zu schätzen: „Auch wenn wir bei Viktoria Köln eine Frauenmannschaft gründen, müssen wir uns einordnen können. Erfolg müssen wir uns erarbeiten.“ Eine erste aussagekräftige, sportliche Bilanz könne erst im Winter gezogen werden.

Coach Marcus Rottkirchen und sein Co-Trainer Marco Hartel (beide zuvor SV Auweiler-Esch) begrüßen ihre Spielerinnen am 14. Juli erstmals zum Training. Danach sollen vier Testspiele folgen bevor die Pokalsaison am 6. August beginnt. Beim Trainingsstart wird Teammanagerin Buschinski mit einer Cola am Spielfeldrand sitzen und erstmal durchatmen.

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