Kölner Freiwilligen-AgenturAyah, Doa und Lara erkunden Köln

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Ayah, Doa und Lara Masso

Köln – Einmal in der Woche ist es für die Mädchen Ayah (8) und Doa (10) ein besonderer Tag. Dann besuchen sie ihre Patinnen Lara und Lea und bereiten den Kindern einen schönen Nachmittag. Sie gehen auf den Spielplatz, backen zusammen Plätzchen oder machen schon mal eine Bootstour auf dem Rhein. An diesem Donnerstag ist Lea verhindert und Lara lädt die Geschwisterkinder zu einem Kinobesuch ein – es läuft die „Die Eiskönigin II“. Wir treffen sie zu einem Gespräch in der Kölner Freiwilligen-Agentur in der Nähe des Neumarkts vor der Vorstellung.

Die Kölner Freiwilligen-Agentur (KFA) hat das Patenprojekt „Patenschaften für die außerschulische Begleitung von Flüchtlingskindern“ mit dem Kölner Flüchtlingsrat für geflüchtete Kinder im Jahr 2014 gegründet. Seitdem konnten mehr als 300 Mädchen und Jungen mit Paten zusammengebracht werden. Manche der Paten waren von dem Projekt so überzeugt, dass sie sich gleich mehrmals an dem Programm beteiligten. Sie erhalten bei der KFA einen Vorbereitungskurs und können während des Projekts an Reflexionstreffen teilnehmen, in dessen Rahmen sie sich mit anderen Paten austauschen können.

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Mitbringen sollten die Paten etwas Zeit: drei bis fünf Stunden seien erforderlich, um die Kinder kennenzulernen und mindestens einen schönen Nachmittag pro Woche miteinander verbringen zu können, sagt Bildungsreferentin Corinna Schüler. Insgesamt sei das Patenprojekt auf ein Jahr ausgelegt, könne bei Bedarf aber verlängert werden. Die KFA sucht noch nach weiteren ehrenamtlichen Helfern. „Es gibt einfach zu viele Kinder und zu wenige Paten“, so Schüler.

Nudeln mit Marmelade

Die Schwäbin Masso (25) ist nach Köln gekommen, um an der Universität Ethnologie und Geografie zu studieren. Sie empfand schnell, dass es zu wenige Integrationsangebote für geflüchtete Kinder in Köln gebe. „Ich wollte etwas tun, damit die Kinder ihre neue Heimat Köln kennenlernen können“, sagt sie. „Aber ohne einen professionellen Hintergrund hätte ich mir das nicht zugetraut.“ Den fand sie bei der KFA.

Ayah und Doa sind mit ihrer Familie vor Jahren aus dem kurdischen Teil Iraks geflohen. An die Flucht können sich die Kinder nur teilweise erinnern. „Wir waren in vielen Ländern und sind viel gelaufen“, sagt Ayah. Seit einem Jahr sind sie in Köln. und sind ziemlich schnell ihren heutigen Patinnen Lara und Lea begegnet. Von Anfang an lief es gut zwischen Lara Masso und ihrem Patenkind Ayah. „Anfangs hatten wir keine gemeinsame Sprache“, erinnert sich Masso. Das galt auch für die Eltern. Lara Masso hatte daher zum ersten Treffen einen Bekannten mitgenommen, der kurdisch sprach und dolmetschen konnte. Die Familie war zuvor vom Kölner Flüchtlingsrat auf das Projekt vorbereitet worden. Die Mülheimer Grundschule, die Ayah und Doa besuchen, hatten die Mädchen für das Projekt empfohlen.

SO KÖNNEN SIE HELFEN

Mit „wir helfen: dass auch Du dazugehörst“ bitten wir um Spenden für Projekte, Initiativen und Vereine, die ausgegrenzten Kindern und Jugendlichen in Köln und in der Region dabei helfen, wieder in Gemeinschaften zu leben. Bislang sind 986 293,30 Euro eingegangen.

Die Spendenkonten lauten:

„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e.V.“

Kreissparkasse Köln, IBAN:

DE03370502990000162155

Sparkasse Köln-Bonn, IBAN:

DE21 37050198 0022252225

Kontakt: „wir helfen e.V.“,

Amsterdamer Straße 192,

50735 Köln, (0221) 224-2789 (Förderung, 8.30 bis 14 Uhr),

224-2840 (Spenden, 9 bis 13 Uhr), 224-2519 (Redaktion, 10 bis 18.30 Uhr)

E-Mail: wirhelfen@dumont.de

www.wirhelfen-koeln.de

Das war vor einem Jahr. Die Liste der schönen Nachmittage von Patin und Patenkindern ist seitdem lang. Sie haben Muffins gebacken, eine Verkleidungsparty organisiert, zusammen Eis gegessen und den Kölner Zoo besucht, wo sich Ayah vor allem die Esel und Rentiere beeindruckt haben. Es gab Schokoladen-Crêpes auf dem Weihnachtsmarkt, eine Fahrt mit der Bimmelbahn und Doa hat im Lauf des Patenprojekts sogar etwas Schwimmen gelernt.

Als Lara Masso einmal schwäbisch kochte – es gab süße Schupfnudeln – wunderten sich die Kinder, warum man Nudeln mit Marmelade essen solle. Beide Kinder sprechen mittlerweile gut deutsch. Ein Effekt, der sicher nicht nur auf das Patenprojekt zurückzuführen ist. Aber die Nachmittage mit den Deutsch sprechenden Patinnen dürften nicht geschadet haben.

Voneinander lernen

Oft ist es aber auch umgedreht: „Ich glaube, Lara und Lea haben auch viel von uns gelernt“, sagt Ayah stolz. Ein bisschen kurdisch zum Beispiel. Lara kann sich auch an eine schöne Szene im Kino erinnern, als sie sich den Disney-Film „König der Löwen“ ansahen: Da hatte Ayah plötzlich ihre Plätzchen ausgepackt und jedem Kind in ihrer Reihe eines angeboten. „Diese Form von Höflichkeit war ganz normal für sie“, sagt die Studentin. „Unsere Lehrerin hat gesagt, man muss immer helfen“, fügt Ayah bescheiden hinzu.

Masso kann das Patenprojekt der KFA nur empfehlen. Es gebe viele Menschen, die im Rahmen eines solchen Projekts helfen wollten, aber viele zögerten. „Ich kann für mich sagen, dass es keine Last war, sondern, dass ich viel mitgenommen habe.“ Wie geplant läuft im Mai die Patenschaft aus. Masso wird dann nach ihrem Studium für einen Job bei einer Nichtregierungsorganisation nach Berlin ziehen. Den Kontakt zu den Kindern will sie aber aufrechterhalten.

Wer sich für das Patenprojekt interessiert, kann sich bei der Kölner Freiwilligen-Agentur, Clemensstraße 7, unter Ruf 0221/88 82 78-22 oder per E-Mail melden und an einer Infoveranstaltung teilnehmen. Die Infotreffen finden am 17. März (17 Uhr), 2. April (17 Uhr), 7. April (18 Uhr) sowie am 16. April (17 Uhr) statt.

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mentoren@koeln-freiwillig.de

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