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Afrikanische SchweinepestBauern hoffen auf Eindämmung der Seuche

Lesezeit 4 Minuten
Nordrhein-Westfalen, Kirchhundem: Ein Schild warnt vor dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen

In Kirchhundem warnt ein Schild vor dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen.

Die Schweinepest ist erstmals auch in NRW. Jäger sollen Blutproben einreichen. In Hessen setzt man auf den Bau von Zäunen. Landwirte sind bislang zuversichtlich.

Nordrhein-Westfalens Bauern und Jäger sind schon seit vielen Jahren in großer Sorge vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Lange Zeit war das Bundesland von der Tierseuche verschont geblieben, anders als ostdeutsche Bundesländer oder das Nachbarland Hessen. Nun ist vor einer Woche der Fall eingetreten. Ein Überblick.

Wo ist die Afrikanische Schweinepest aufgetreten?

In Kirchhundem im Kreis Olpe ist am 14. Juni der Ausbruch der ASP bei einem Wildschwein festgestellt worden. Im Umkreis von 15 Kilometern um die Fundstelle wurde eine sogenannte infizierte Zone festgelegt, die auch Gebiete des Hochsauerlandkreises umfasst, darunter Teile der Stadt Schmallenberg und der Gemeinde Eslohe, heißt es von der Pressestelle des Hochsauerlandkreises. In der gesamten infizierten Zone befinden sich rund 90 schweinehaltende Betriebe mit rund 7000 Schweinen, von denen 4700 Schweine auf dem Restriktionsgebiet des Hochsauerlandkreises leben. Inzwischen berichtet das NRW-Landwirtschaftsministerium von fünf registrierten Fällen.

Ist die Schweinepest für den Menschen gefährlich?

Nein, Menschen können sich nicht mit dem ASP-Virus infizieren, auch nicht über die Aufnahme von verseuchten Nahrungsmitteln. Auch Hunde sind nicht gefährdet.

Für welche Tiere stellt die Schweinepest eine Gefahr dar?

Für Haus- und Wildschweine ist ASP eine hochansteckende, unheilbare Virusinfektion, die fast immer innerhalb weniger Tage zum Tod der infizierten Tiere führt. Es gibt keine Impfung.

Wie viele Betriebe waren schon von der ASP betroffen?

Seit Ausbruch der ASP in Deutschland 2020 waren nach Behördenangaben 19 Schweinehaltungen betroffen. In Niedersachsen gab es im Juli 2022 im Landkreis Emsland einen Ausbruch bei einem Ferkelerzeuger.

Wie viele Landwirte halten in Deutschland Schweine?

Bundesweit wurden Ende vergangenen Jahres 21,3 Millionen Schweine gehalten - mit Abstand die meisten davon, nämlich sieben Millionen in Niedersachsen. NRW folgt mit rund 5,8 Millionen Tieren. Innerhalb NRWs sind die schweinehaltenden Betriebe ungleich verteilt. Im Rheinland gibt es noch Schweinehalter, obwohl die Anzahl der Betriebe und Schweine in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen ist. Im Vergleich zu Westfalen sind im Rheinland weniger Betriebe mit Schweinehaltung angesiedelt. Der Schwerpunkt der liegt in Ostwestfalen.

Welche Rolle spielen die Jäger in NRW?

Beim Schutz vor der Schweinepest haben Jäger eine wichtige Rolle. „Sie leisten wichtige Präventionsarbeit gegen die ASP bei der Bejagung von Wildschweinen. Jetzt ermöglichen wir, dass mit Unterstützung der Jägerschaft alle erlegten oder auch tot aufgefundenen Wildschweine landesweit schnell auf ASP untersucht werden können“, sagte Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) und kündigte ein landesweites ASP-Monitoring an. 

Was genau sollen die Jäger nun tun?

Das Ministerium ruft Jägerinnen und Jäger auf, bei erlegten Wildschweinen eine Blutprobe zu entnehmen oder bei tot aufgefundenen Wildschweinen eine Tupferprobe. Das Material soll über alle Kreise und kreisfreien Städte zur Verfügung gestellt werden. Das Land übernimmt die Kosten für die Tests.

Werden Wildschweine stärker bejagt?

In NRW ist die Bejagung der Wildschweine zum Schutz vor der ASP ganzjährig erlaubt. Aktuell ausgenommen ist die Jagd innerhalb der ASP-infizierten Zone, die die Kreise Olpe, Hochsauerlandkreis und Siegen-Wittgenstein erlassen haben.

Wie schätzen die Bauern die Situation ein?

Nach den ersten Fällen von ASP bei Wildschweinen in NRW sind Schweinehalter zuversichtlich, dass das Seuchen-Geschehen regional begrenzt bleibt. „Glück im Unglück ist, dass es kein Gebiet mit hoher Dichte an schweinehaltenden Betrieben getroffen hat, wenngleich die Betriebe in der Restriktionszone dadurch natürlich erheblichen Schaden haben“, sagt Torsten Staack, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Schweinehalter Deutschlands (ISN). Während große Betriebe hohe hygienische Standards einhalten müssen, gelten Kleinstbetriebe mit wenigen Tieren, teilweise sogar im Freiland, als größte Sorgenkinder.

Helfen Zäune bei der Eindämmung der Seuche?

Schutzzäune können eine Ausbreitung verhindern, weil sie den Bewegungsspielraum der Wildschweine einschränken. „Intakte Zäune und geschlossene Gatter oder Tore sind daher für eine Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest extrem wichtig“, heißt es vom Landwirtschaftsministerium in Hessen, wo es aktuell die meisten Fälle gibt. Bereits errichtet wurden rund 250 Kilometer Elektrozäune in Südhessen. (mit dpa)