Pharma-SparteNeues Krebsmedikament soll Leverkusener Bayer-Konzern Milliarden bringen

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Bild nach Wiesdorf mit Bayerkreuz von der Autobahnbrücke aus. Foto: Ralf Krieger

Das Bayer-Kreuz leuchtet am Leverkusener Nachthimmel.

Schon in diesem Jahr soll ein Mittel gegen Prostata-Krebs Milliardenumsätze verzeichnen. Bayer sieht weitere Blockbuster-Kandidaten.

Der Leverkusener Bayer-Konzern erhofft sich von seinem Krebsmedikament Nubeqa Milliardenumsätze. Bereits in diesem Jahr soll das Präparat gegen Prostatakrebs, das seit 2019 auf dem Markt ist, die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro überschreiten. Künftig rechnet der Konzern in der Spitze mit Erlösen von bis zu drei Milliarden Euro. Damit wäre es der nächste Blockbuster im Pharma-Portfolio des Unternehmens.

Nubeqa schon jetzt auf Platz vier

Im vergangenen Jahr war der Umsatz mit dem Medikament bereits deutlich auf 869 Millionen Euro gestiegen, nach 466 Millionen im Jahr zuvor. Damit liegt es bereits auf Platz vier der umsatzstärksten Pharma-Produkte von Bayer.

Der Konzern braucht Produkte wie dieses derzeit dringender denn je. Denn die Patente großer Umsatzbringer laufen demnächst aus. Dann drängen Nachahmer-Präparate auf den Markt und drücken den Preis. Die derzeit wichtigsten Mittel Xarelto (Gerinnungshemmer) und Eylea (Augenmittel bei Netzhauterkrankungen) machen aktuell gut 40 Prozent der gesamten Pharmaumsätze aus. Und bislang fehlt es dem Unternehmen an großen Hoffnungsträgern, die nachfolgen können.

Gerinnungshemmer Asundexian enttäuschte in einer Studie

Von einem musste sich der Konzern im November vergangenen Jahres schmerzvoll verabschieden. Der Gerinnungshemmer Asundexian scheiterte in einer entscheidenden klinischen Studie. Geprüft wurde, ob Asundexian – wie erhofft – einen therapeutischen Vorteil gegenüber der Standardbehandlung bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko bietet. Doch Asundexian war im Vergleich zur Kontrollgruppe unterlegen. Bis zu fünf Milliarden Umsatzpotenzial hatte Bayer dem Medikament zugetraut – ein absoluter Spitzenwert.

Bayer will nun unter der Führung des neuen Vorstandschefs Bill Anderson die Qualität der Forschung durch eine „rigorose Bereinigung des Portfolios“ weiter deutlich stärken. „Wir haben den Wert unserer Pipeline deutlich gesteigert“, sagte Bayer-Pharmachef Stefan Oelrich anlässlich der jährlichen Pressekonferenz der Sparte. „Gleichzeitig bauen wir unsere Präsenz in wichtigen Therapiebereichen weiter aus und erzielen große Fortschritte darin, das volle Potenzial unserer neu eingeführten Produkte auszuschöpfen.“

Den Fokus seiner Forschung legt Bayer künftig auf vier Kerntherapiebereiche (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Onkologie, Immunologie sowie Neurologie & Seltene Erkrankungen). Durch Kooperationen und den Erwerb von Plattformunternehmen seien Kompetenzen weiter ausgebaut worden.

Große Hoffnungen setzt Bayer auf den Wirkstoff Elinzanetant, die Wechseljahresbeschwerden von Frauen in der Menopause deutlich lindern soll. Bis 2030 wird der Weltbevölkerungsanteil von menopausalen Frauen voraussichtlich auf 1,2 Milliarden anwachsen, mit weiteren 47 Millionen Frauen, die pro Jahr neu dazu kommen. Mehr als ein Drittel der Frauen berichtet über starke Beschwerden, die zehn Jahre oder länger andauern können und sich erheblich auf die Lebensqualität auswirken. „Unsere Ergebnisse sind hier sehr ermutigend“, sagte Cecilia Caetano, Leiterin Global Medical Affairs Women’s Health bei Bayer.

Auch bei der Behandlung von inoperablem oder metastasierendem Lungenkrebs, sieht sich Bayer auf einem guten Weg.

Suche nach Partnern

„In der Forschung und Entwicklung haben wir die letzten 24 Monate fokussiert gearbeitet und wichtige Fortschritte darin erzielt, wieder eine gesunde Pipeline aufzubauen“, sagte Forschungschef Christian Rommel. 2023 seien acht Anträge für neue Prüfpräparate gestellt worden, bei vier Präparaten stehe bis Jahresende der Übergang in die zweite von insgesamt drei Phasen der klinischen Entwicklung an. Der Konzern mache zudem Fortschritte bei sieben Studienprogrammen im Bereich der Zell- und Gentherapien – seit 2020 habe Bayer über 3,5 Milliarden Euro in den Aufbau von Technologieplattformen in diesem Bereich investiert.

Um seine Pipeline aufzubauen, wolle der Konzern künftig auch „weiterhin nach Möglichkeiten für attraktive neue Partnerschaften oder Vereinbarungen Ausschau halten“, sagte Forschungschef Christian Rommel.

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