Cannabis-LegalisierungKölner Anbieter sind noch skeptisch

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Cannabis-Anbau

Das Cannabis wurde illegal angebaut. (Symbolbild)

Köln – Nicht bei allen Themen sind sie sich einig, doch bei der Legalisierung von Cannabis herrscht Konsens zwischen den Ampel-Parteien. Jetzt kamen erste Einzelheiten aus dem Entwurf eines Ergebnispapiers der Koalitions-Arbeitsgruppe Gesundheit und Pflege in die Öffentlichkeit: „Wir führen den kontrollierten Verkauf von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein“, sollen Verhandler von SPD, Grünen und FDP nach Informationen des RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) festgehalten haben.

Die beiden Kölner Anbieter von Cannabis zu medizinischen Zwecken, Cannamedical und Cannaflos, begrüßen die Entscheidung, doch der Einstieg in das Geschäft mit dem Freizeitkonsum kommt nur für ersteren in Frage: „Wir werden auf jeden Fall partizipieren“, sagt David Henn, Gründer und Geschäftsführer von Cannamedical, Teil der Semdor Pharma Gruppe, im Gespräch mit dieser Zeitung. „Schließlich ist da ein unglaubliches Potenzial im Markt, das da auf uns zurollt.“ Das Unternehmen habe mehrere Konzepte vorbereitet, die teilweise auch eigene Ladenlokale umfassen. Dafür brauche man aber noch mehr Klarheit: „Sobald uns die Ampel-Pläne vorliegen, werden wir unsere Konzepte konkretisieren – aber noch stehen Politik und damit auch wir vor etlichen Herausforderungen.“

Verstoß gegen UN-Konvention

Henn spielt damit auf das sogenannte Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel der Vereinten Nationen an, das den freizeitlichen Cannabis-Konsum verbietet. „Bisher halten sich die Ampel-Parteien bedeckt, wie sie die Pläne dennoch umsetzen wollen“, sagt Henn. Mehrere Länder sind bereits vorangeprescht: Kanada und Uruguay verstoßen mit der Legalisierung von Cannabis gegen die Konvention. Die Duldung des Cannabis-Verkaufs in den Niederlanden stellt die Konvention mindestens in Frage.

Wie auch bei anderen Genussmitteln wie Alkohol oder Kaffee sieht Henn den verantwortungsvollen Umgang mit diesen im Vordergrund. Da sieht er den Gesetzgeber in der Verantwortung. Dasselbe gelte dabei, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das Cannabis nicht den Weg in den Schwarzmarkt findet.

Unterschiedliche Ansätze

„Im Moment sind wir aber dem medizinischen Cannabismarkt verpflichtet“, betont Henn. Man verhelfe damit Patienten zu mehr Lebensqualität. Ähnlich sieht es Maximilian Schmitt, Mitgründer und Geschäftsführer von Cannaflos. Für ihn ist das jedoch genau der Grund, nicht in den Markt für Genussmittel einzusteigen: „Wir werden weiterhin ausschließlich medizinisches Cannabis für Patienten zugänglich machen und einen Beitrag dazu leisten, die Versorgung mit qualitätsgesicherten Arzneimitteln sicherzustellen“, sagt er.

Trotzdem begrüßt auch er den Schritt der Koalitions-Arbeitsgruppe: „Eine regulierte Abgabe könnte den Schwarzmarkt eindämmen und die Qualität und Sicherheit der Produkte sicherstellen.“ Denn immer wieder werden auf dem Schwarzmarkt Drogen mit giftigen Substanzen gestreckt, um eine höhere Marge zu erhalten – auf Kosten der Konsumenten.

Gefahr durch Eigentherapie

„Prävention und Jugendschutz sind elementare Pfeiler für eine regulierte Abgabe und müssen gestärkt werden“, sagt Schmitt und zieht ebenfalls den Gesetzgeber in die Verantwortung. Aus diesem Grund spricht er sich gegen eine Abgabe in Apotheken aus. „Eine Vermengung von Genuss und medizinischer Behandlung muss in unseren Augen vermieden werden“, sagt er.

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Die Trennlinie zieht er noch weiter: Durch die Abgabe von Cannabis für den Freizeitgebrauch dürfe die Versorgung mit dem medizinischen Pendant nicht eingeschränkt oder gefährdet werden. Schmitt empfiehlt grundsätzlich die Beratung durch Ärzte oder Apotheker, um falschen Gebrauch, zum Beispiel durch Eigentherapien zu verhindern. Das sieht er auch bei CBD-Produkten so, die im Gegensatz zum ebenfalls im Cannabis enthaltenen THC nicht psychoaktiv wirken, und als Entspannungsmittel in Drogerien erworben werden können.

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