Bei der Wirtschaftsnacht sollen diejenigen sichtbar gemacht werden, die mit Mut vorangehen, Ideen umsetzen und andere inspirieren.
Rebecca Göckel und Michel FornasierDas sind die Keynote-Speaker der Wirtschaftsnacht 2025

Nomoo-Gründerin und Keynote-Speakerin der Wirtschaftsnacht Rheinland: Rebecca Göckel.
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Die Wirtschaftsnacht Rheinland bringt in diesem Jahr zum vierten Mal in Folge etablierte Unternehmer, visionäre Start-ups und kreative Köpfe aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verbänden, Sport und Kultur in Köln zusammen. Unter dem Motto: „Mission: Possible – Zeit für neue Held:innen“ sollen diejenigen sichtbar gemacht werden, die in wirtschaftlich unsicheren Zeiten mit Mut vorangehen, Ideen umsetzen und andere inspirieren.
Menschen wie Rebecca Göckel und Michel Fornasier, die bei der Wirtschaftsnacht ihre Geschichten erzählen – darüber, wie man mit veganem Eis ein Millionen-Unternehmen aufbaut oder mit einer bionischen Handprothese zum Superman aufsteigt.
Rebecca Göckel: „Ich möchte Nomoo zum Fliegen bringen“
Die vegane Eismarke Nomoo (gesprochen „No Muh“) ist eine der Erfolgsgeschichten der Kölner Start-up-Szene. Hatten die Gründer Rebecca Göckel und Jan Grabow mit 19 und 20 Jahren keinen Schimmer von Lebensmittelproduktion, lässt sich ihr Eis inzwischen, rund zehn Jahre später, in den Regalen sämtlicher deutscher Kaufland-Filialen, in 900 Edeka- und 200 Rewe-Märkten finden.
Angefangen hat die Geschichte in einer kleinen Küche am Kölner Barbarossaplatz. Nachts produzierten sie dort Eis mit einer Fünf-Liter-Maschine – 40 Becher konnten sie so herstellen –, tagsüber ging es in die Uni. „Garagenflair wie bei Apple“, schwärmt Göckel einige Jahre später von der Gründerzeit. „Wir haben an unsere Idee geglaubt und einfach gemacht“, sagt sie. „Wir haben Klinken geputzt und uns das gemeinsam von null an aufgebaut.“
Auf dem Weg ging es nicht immer bergauf. „Die schlimmste Zeit war, als der Krieg in der Ukraine ausbrach. In dem Jahr standen wir zweimal kurz vor der Insolvenz.“ Mit Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und privaten Ressourcen wendete Nomoo die Krise ab.
Inzwischen arbeitet ein 15-köpfiges Team in Ehrenfeld am Geschäft mit dem Eis. 2020 knackte das junge Unternehmen die Millionen-Umsatzgrenze – das erste Mal siebenstellig. „Mein Ziel hat sich schnell nach oben verschoben, jetzt will ich die zehn Millionen“, sagt Göckel. Damit nicht genug. „Ich denke jetzt schon darüber nach, wie wir 100 Millionen erreichen könnten. Ein 100-Millionen-Unternehmen zu bauen, das ist als Unternehmerin mein Traum. Ich möchte Nomoo zum Fliegen bringen.“
Michel Fornasier: Wie aus einem Handicap eine Superkraft wurde
Michel Fornasier beruflich als Superman zu bezeichnen, ist keine Übertreibung, sondern eine Tatsache. Mit Umhang und durchsichtiger rechter Hand tritt der Schweizer als „Bionicman“ in Schulen, Krankenhäusern und bei Events auf. Was auf den ersten Blick abgehoben oder aber kindlich klingen mag, hat einen ernsten Hintergrund. Fornasier, der Mann hinter der Figur, wurde ohne rechte Hand geboren.
Heute trägt der 47-jährige Schweizer eine hochmoderne, bionische Prothese: einen computergesteuerten Handersatz – das Markenzeichen von Bionicman. Die Hightech-Hand habe sein Leben verändert, erzählt er. Sie ist eine Entwicklung des britischen Unternehmens Touch Bionics, das mit der Firma Balgrist Tec in Zürich zusammenarbeitet. Die Handprothese verfügt über sechs Motoren, kann über eine App programmiert werden, ist rund 1,2 Kilogramm schwer und 55.000 Franken wert.

Michel Fornasier alias „Bionicman“ erzählt seine Geschichte als Keynote-Speaker bei der Wirtschaftsnacht.
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Während Fornasier seine Behinderung als Kind auch mal unangenehm und peinlich gewesen sei, habe er sich mit der bionischen Prothese öffnen können. „Die sieht innovativ aus, ein bisschen science-fiction-mäßig.“ Noch dazu lieferte sie die Inspiration für eine Comicreihe rund um Bionicman: Aus dem Handicap wurde eine Superkraft.
Das neu gewonnene Selbstwertgefühl wollte Fornasier an Kinder weitergeben. 2019 gründete der gelernte Finanzfachmann die Stiftung „Give Children a Hand“ – auch, um für Menschen mit einer Behinderung zu sensibilisieren, sich an der Entwicklung neuer Hilfsmittel zu beteiligen und den Alltag seiner Mitmenschen zu erleichtern. Dafür steht er als Keynote-Speaker und Motivationstrainer für Firmen und Organisationen auf der Bühne. Er wolle aufzeigen, „was auf dem Gebiet der Robotik möglich ist, Tabus brechen und eine Brücke zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung bauen.“
Von seiner Geschichte könne auch die Wirtschaft profitieren: „Füreinander da zu sein, in guten wie in schwierigen Zeiten, ist eine menschliche Superkraft“, sagt er.
Nathalie Bergdoll: Kölner Moderatorin mit Wirtschaftsexpertise
Neben den beiden Keynote-Speakern wird Nathalie Bergdoll als Moderatorin durchs Programm der Wirtschaftsnacht führen. Jecken dürfte die Kölnerin durch ihr Engagement im Karneval bekannt sein, etwa aus „E Mädche us em Veedel“ und der Jugendsitzung „Tärää!“ in der Flora. Von 2003 bis 2007 gehörte sie dem Ensemble der Gloria-Sitzung an und war 2022 als Präsidentin der ZDF-Mädchensitzung zu sehen. Heute arbeitet die studierte Germanistin als Autorin und freie Moderatorin, zum Beispiel führte sie beim diesjährigen Macherinnen-Award durch den Abend.

Moderatorin Nathalie Bergdoll
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Talks mit Wirtschaftsakteuren inspirieren sie besonders: Die Menschen seien „ehrlich begeistert, wenn sie durch ihr Tun einen Mehrwert nicht nur für sich oder ihr Unternehmen, sondern auch für andere generieren können, materiell wie inspirativ“, sagt Bergdoll.
Gerade in Köln und dem Rheinland gebe es viel Mut und viele ambitionierte kluge Köpfe mit hervorragenden Ideen. „Das lässt in mir die Hoffnung keimen, dass aus dieser mitunter Lethargie-fördernden ‚et hätt noch immer jood jejange‘- Haltung vielleicht doch noch ein ärmelkrempelnderes ‚mer maachen et Beste druss‘ wird.“

