Kommentar zum DaxAktien auf Rekordständen – das ist nicht gut

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Der Dax erreichte in dieser Woche erstmals 14.000 Punkte.

Die Börsen melden einen Rekordstand nach dem anderen. Das ist nicht gut, es ist eine Gefahr. Der Deutsche Aktienindex hat zuletzt zwar die 14.000-Punkte-Marke geknackt. Die im Aktienindex Nasdaq gebündelte amerikanischen Technologieaktien sind seit Mitte 2008 im Dauerrausch. Ein Höchststand jagt den nächsten. Doch der großen Gruppe vor allem junger, neuer Anleger, die sich derzeit auf Aktien und andere Finanzanlagen stürzt, fehlt damit eine Erfahrung: ein nachhaltiger Kursrutsch.

Ab Ende Februar waren die Kurse an den Weltbörsen zwar wegen des Coronavirus-Ausbruchs kollabiert, doch sie haben sich in atemberaubenden Tempo erholt. Covid-19 erfasste die Welt, die wirtschaftlichen Aussichten waren und sind unsicher und zuletzt stürmte sogar ein wütender Mob in Washington ein Wahrzeichen der westlichen Demokratie. Viele Aktienkurse kannten und kennen dennoch nur eine Richtung – nach oben.

Befeuert wird die paradoxe Börsenrally von mehreren Phänomen. Zentralbanken in aller Welt stützen die Finanzsysteme. Regierungen verschulden sich in atemberaubenden Tempo, um die Konjunktur zu stützen. Es entsteht der Eindruck, die Mittel seien unbegrenzt und steigende Börsenkurse auch ein Ziel der Politik. Ganz so wie es Donald Trump während seiner vierjährigen Amtszeit vorgelebt hat.

In dieser Phase hat sich ein neuer Anlegertyp herausgebildet: gut ausgebildet, gut bezahlt, technisch affin und zuletzt viel im Home Office und auf der Couch. Die Zeit vor dem heimischen Bildschirm haben viele jüngere Menschen genutzt, sich mit Geldanlage auseinanderzusetzen.

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Das Interesse an der eigenständigen Altersvorsorge ist extrem wichtig und früh Erfahrung zu sammeln ebenfalls. Befeuert wird das neue Interesse an der Geldanlage durch den technischen Fortschritt. Neue Apps machen die Geldanlage einfach und günstig wie nie. Online-Brokern und Betreibern von Finanzapps strömen junge Kundinnen zu. Diese investieren Geld, dass sie in der Corona-Krise an anderer Stelle nicht ausgeben. Die Handelsumsätze steigen, die Zahl der Transaktionen zieht an. Die Kurse steigen weiter, weitere Anleger werden angelockt.

Der sich selbst befeuernde Kursrausch lässt unvorsichtig werden. Heldenlegenden entstehen. In Internetforen fragen frischgebackene Bitcoin- oder Optionsschein-Millionäre nach Tipps, wie sie sich am besten dauerhaft aus dem Erwerbsleben zurückziehen können. Drei Prozent Rendite sind nichts, zehn, zwanzig oder fünfzig Prozent müssen es schon sein.

Ignoriert wird, dass ein Aktienkurs immer nur den Preis der zuletzt gehandelten Aktie anzeigt. Der Weg nach unten kann schnell, schmerzhaft und nachhaltig sein. Als im Jahr 2000 eine Blase bei Technologieaktien platzte, war eine gesamte Anlegergeneration schockiert und schreckte viele Jahre vor Aktien zurück. Die jetzige Kursentwicklung macht eine Wiederholung dieser Ereignisse wahrscheinlicher.

Dieser Boom hat eine Schattenseite. Derzeit sehen sich viele auf der Seite des Lichts. Es kann nicht schaden damit zu beginnen, sich auf dunklere Tage vorzubereiten.

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