Ehemaliges 4711-WerkBelegschaft protestiert gegen Schließung

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Köln – Die Stimmung in der Belegschaft des Parfümherstellers Coty in Köln-Bickendorf war nach Angaben des Betriebsrates aufgeheizt und kämpferisch, als zahlreiche Beschäftigte mit lautem Getöse über das Gelände des ehemals traditionsreichen 4711-Werkes zogen, um gegen die Schließung des Standorts zu protestieren.

300 Menschen verlieren ihre Jobs

Ende Januar hatte der  US-Kosmetikkonzern Coty für die Belegschaft völlig überraschend angekündigt, die Produktion in Köln  aufzugeben. Rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden damit ihre Jobs am Standort verlieren.  Bislang produziert Coty in Köln-Bickendorf Düfte für Marken wie etwa Hugo Boss, Escada, Lacoste, Mexx oder Bruno Banani. Die Schließung solle im Sommer 2022 abgeschlossen sein, hieß es von Seiten des Unternehmens. Der Konzern, der mehrheitlich der deutschen Milliardärsfamilie Reimann gehört, begründet den Schritt mit Überkapazitäten im Segment Düfte.  

„Wir waren alle völlig konsterniert“, sagt Betriebsratschef Robert Flesch dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Eigentlich sollte die Kölner Produktion ausgebaut werden. „Dafür haben die Mitarbeitenden mehr gearbeitet und auf Lohn verzichtet. Das nun das Aus droht, ist unverschämt“, so Flesch.

Neben Köln hat der US-Konzern noch zwei weitere Werke in Europa –  im französischen Chartres sowie in Spanien. Dorthin soll nun die Produktion verlagert werden.  „Wir vermuten, dass es das wertvolle Kölner Grundstück ist, das lukrativ verkauft werden soll, als Ursache für die Schließung“, sagt Betriebsrat Flesch. Eine Unternehmenssprecherin wollte dies nicht kommentieren. „Die Beschäftigten sollen  den Preis für Managementfehler zahlen.  Dies hat die Belegschaft nicht verdient!“ Bislang habe die Geschäftsführung keine konkreten Zahlen als Basis für die Pläne vorgelegt. Man wolle sich weiter wehren, sagt Flesch.

OB Reker zum Handeln aufgefordert

Der Demonstration war eine interne Betriebsversammlung vorangegangen, in der Wolfgang Reissner, Geschäftsführer für den Kölner Coty Standort, noch einmal die Gründe für die geplante Schließung erläuterte. Er betonte dabei, dass die Gespräche zwischen der Geschäftsführung und dem Betriebsrat regelmäßig und mit gegenseitigem Respekt stattfinden. Das gemeinsame Interesse sei, dass die Mitarbeiter so bald wie möglich Klarheit haben.

Der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Köln-Ehrenfeld, Udo Hanselmann (SPD), positionierte sich zu der Standortschließung und zeigte im Namen der Bezirksvertretung Solidarität mit den Beschäftigten: „Die Bezirksvertretung Köln-Ehrenfeld hat mit großer Bestürzung von den Plänen Kenntnis erhalten. Dies wäre ein herber Verlust für den Stadtbezirk, in dem nicht wenige der Coty-Beschäftigten wohnen.“ Am kommenden Montag werde  eine Resolution in die Bezirksvertretung eingebracht, in der auch die Oberbürgermeisterin sowie die Köln Business Wirtschaftsförderung  zum Handeln aufgefordert werden.

„Bei dem Vorhaben des Arbeitgebers, geht es weder um wirtschaftliche Vernunft, noch um soziale Verantwortung, sondern um Profitgier“, sagte  Sarah Jansen, Gewerkschaftssekretärin der IG BCE Köln-Bonn.

Auch der langjährige Bezirksbürgermeister. Josef Wirges (SPD), rief in einem emotionalen Appell die Beschäftigten zum Kampf um ihre Zukunft am Standort auf.

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