Vorwurf der IrreführungFoodwatch mahnt Fruchtgummi-Riesen Katjes ab

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Süßigkeiten-Verkauf in einem Supermarkt.

Süßigkeiten-Verkauf in einem Supermarkt.

Weniger Inhalt, aber gleicher Preis: „Shrinkflation“-Produkte kosten mehr und sie bedeuten mehr Müll. Verbraucher sind verwirrt.

Wenn der Inhalt schrumpft, die Verpackung oder der Preis aber gleich bleiben, ist das für viele Verbraucherinnen und Verbraucher ärgerlich. Das Phänomen, das unter dem Namen „Shrinkflation“ bekannt geworden ist, fällt auf den ersten Blick im Supermarkt of gar nicht auf. Und genau das ist der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch schon länger ein Dorn im Auge. Nun haben die Verbraucherschützer den Süßwarenhersteller Katjes ins Visier genommen.

Der habe den „Shrinkflation-Trick“ bei zahlreichen seiner Fruchtgummis angewendet, heißt es in einer Mitteilung, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorab vorliegt. So sei der Inhalt in den Packungen beispielsweise von 200 und 300 Gramm auf 175 und 250 Gramm reduziert worden. „Preis und Verpackungsgröße blieben allerdings gleich – eine versteckte Preiserhöhung von 14 beziehungsweise 20 Prozent“, kritisiert Foodwatch. Solche „Preisabzocke“ sei für die Verbraucher kaum zu erkennen, weswegen es eine Kennzeichnungspflicht brauche.

Packungsgrößen geschrumpft, Preis gleichgeblieben: „Shrinkflation“

Foodwatch will das Süßwarenunternehmen aus Emmerich am Niederrhein nun abmahnen. Der Grund: Katjes werbe gleichzeitig damit, Ressourcen zu schonen und „so wenig Müll wie möglich zu produzieren“, heißt es. Entgegen dieser Aussage verursache das Unternehmen „durch die gesunkene Fruchtgummimenge in gleichbleibend großer Verpackung eine nicht unerhebliche Menge an Extra-Verpackungsmüll“, schreiben die Verbraucherschützer in der Abmahnung. „Aus Sicht von Foodwatch verstößt Katjes damit gegen das Irreführungsverbot.“ Auf eine RND-Bitte um Stellungnahme antwortete Katjes bis zum Redaktionsschluss nicht.

Foodwatch beruft sich bei seiner Kritik unter anderem auf eine Berechnung der Verbraucherzentrale Hamburg. Demnach benötige das Unternehmen für 1000 Tonnen Fruchtgummis durch die luftigere Verpackung 700.000 Plastiktüten mehr.

„Das ist alles andere als süß: Katjes stellt sich zwar als nachhaltiges Unternehmen dar – wenn es um Profite geht, spielt die Umwelt aber keine Rolle mehr“, sagte Manuel Wiemann von Foodwatch. „Shrinkflation“ sei mittlerweile ein alltägliches Ärgernis im Supermarkt, kritisierte er und rief Bundesumweltministerin Steffi Lemke dazu auf, der versteckten Preiserhöhung einen Riegel vorzuschieben.

Die Grünen-Politikerin hatte bereits angekündigt, dagegen vorgehen zu wollen. „Mogelpackungen“ seien ein großes Ärgernis, sagte sie im vergangenen Herbst dem „Handelsblatt“. In der Novelle des Verpackungsgesetzes solle es deshalb entsprechende Vorgaben geben, um dem Einhalt zu gebieten. Künftig solle klar geregelt werden, „dass gleichbleibend große Verpackungen bei verringertem Inhalt unzulässig sind“, so die Ministerin. Das solle auch gelten, wenn der Inhalt gleich bleibe, während die Verpackung vergrößert werde.

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