FührungspositionenBayer kündigt drastischen Stellenabbau an

Lesezeit 3 Minuten
Ein Schild des Chemie-Riesen Bayer bei der Zentrale in Leverkusen. Der Konzern hat angekündigt, Hierarchieebenen streichen zu wollen. (Symbolbild)

Ein Schild des Chemie-Riesen Bayer bei der Zentrale in Leverkusen. Der Konzern hat angekündigt, Hierarchieebenen streichen zu wollen. (Symbolbild)

Der neue Konzern-Chef Bill Anderson will Hierarchieebenen streichen.  Vor allem das mittlere Management am Standort Leverkusen dürfte betroffen sein.

Die Schulden in Rekordhöhe, die Aktie am Tiefpunkt. Der Leverkusener Bayer-Konzern ist in schwerem Fahrwasser. Im dritten Quartal machte das Unternehmen unterm Strich einen Verlust von 4,6 Milliarden Euro. Der neue Bayer-Chef Bill Anderson, seit Juni im Amt, steht unter massivem Druck.

Zahl der gefährdeten Jobs unklar

Nun will er den Traditionskonzern drastisch umbauen, Hierarchieebenen und damit Stellen streichen. Das dürfte vor allem zahlreiche Führungspositionen am Konzernsitz des Dax-Unternehmens in Leverkusen treffen. Wie viele Jobs genau es sein werden, dazu wollte sich Anderson zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äußern. Es sei aber kein traditionelles Kostensparprogramm, sondern es gehe um eine komplett neue Arbeitsweise, betonte Anderson.

Deshalb werde man auch keine Zahl definieren, um dann dementsprechend zu streichen, sondern es gehe darum, die Arbeitsweise erst umzustellen und dann zu prüfen, welche Arbeitsplätze und Aufgaben entfalle können, erklärte Anderson am Mittwoch (8. November). Die interne Organisation sei insgesamt zu schwerfällig und langsam. „Zwischen mir und unseren Kunden gibt es immer noch zwölf Ebenen“, so Anderson am Mittwoch in Leverkusen. „Das ist einfach zu viel.“ Er wolle „weg von einer statischen Befehls- und Kontrollstruktur“.

Neues Gehaltsmodell für den Vorstand

Bei Bayer sollen künftig kleinere Teams arbeiten, die sich weitgehend selbst organisieren und die sich auf einen Kunden oder ein Produkt konzentrieren. Mitarbeitende sollen wie Unternehmer handeln. 95 Prozent der Entscheidungen sollen künftig von den Managern auf die Mitarbeiter verlagert werden, die die Arbeit machen. Mit der Verschiebung der Verantwortung in kleinere Teams will Anderson nicht nur Geld sparen, sondern Zeit für das Wesentliche schaffen. Innovationen würden so gefördert.

Außerdem sei ein neues Vergütungssystem für den Vorstand vorgesehen, das stärker an die langfristige Entwicklung des Aktienkurses gekoppelt sei, erklärte Anderson weiter. Auch bürokratische Hürden sollen abgebaut werden. So habe Bayer insgesamt 1362 Seiten mit Bayer-spezifische Regeln. Das müsse deutlich zusammengestrichen werden, so der Vorstandschef. Alles, was nicht zum Erreichen der Mission beitrage, werde verschwinden, kündigte Anderson an.

Investoren machen Druck

Nicht nur bei der Zahl der betroffenen Jobs, auch bei der Höhe der Einsparungen insgesamt, wollte sich der studierte Chemieingenieur nicht festlegen. Konkretes dazu will Anderson im März 2024 auf dem Kapitalmarkttag bekannt geben. Bis dahin soll auch feststehen, wie Bayer in seiner gesamten Struktur umgebaut wird. Im Raum steht nach wie vor eine Aufteilung. Eine gleichzeitige komplette Aufspaltung des Unternehmens in drei Teile schloss Anderson aber am Mittwoch aus.

Weiterhin geprüft werde aber eine Trennung von der Sparte Consumer Health (rezeptfreie Medikamente) oder Crop Science (Agrar). Auch die Beibehaltung aller drei Divisionen inklusive Pharma sei eine Option, so der Bayer-Chef. Der Konzern steht unter starkem Druck der Investoren. Die Aktie hat in der Vergangenheit dramatisch an Wert verloren – von ehemals rund 140 Euro auf nun mehr nur noch 40. Einige Investoren fordern daher schon länger eine Aufspaltung Bayers, da sie die Einzelteile für wertvoller als den Konzern als Ganzes halten.

Bayer machte Aktionären am Mittwoch nach einem bisher schwierigen Jahr 2023 wenig Hoffnung auf eine deutliche Besserung, bestätigte aber seinen im Juni bereits reduzierten Konzernausblick. Die Wachstumsaussichten blieben in dem Marktumfeld eher schwach. Im dritten Quartal bekamen die Leverkusener abermals rückläufige Preise für Glyphosat zu spüren.

Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwas mehr als acht Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Auch Währungseffekte belasteten. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brach um fast ein Drittel auf 1,7 Milliarden Euro ein und damit stärker als von Experten erwartet. Unter dem Strich stand ein Verlust von 4,57 Milliarden Euro - auch wegen erneuter Wertminderungen im Agrargeschäft. Vor einem Jahr strich Bayer einen Gewinn von 546 Millionen Euro ein.

KStA abonnieren