Kölner Bier-Managerin„Sind nicht so abhängig von Gastronomie wie Kölsch-Brauereien“

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Tyskie

Tyskie ist in NRW das meistimportierte Bier und eine Marke von Asahi.

Köln – Während die Kölner Brauereien unter Corona und dem nasskalten Sommer schwer leiden, hat es viele internationale Biermarken nicht ganz so hart erwischt. „Das schlechte Wetter ist nicht so problematisch wie der Lockdown vorher“, sagt Nora Stiller dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie ist Marketingchefin bei Asahi für die Region Deutschland, Österreich und Schweiz.

Zum japanischen Unternehmen Asahi, dessen Deutschlandsitz in Köln ist, gehören eine Reihe mehr oder minder bekannter Biermarken. Die prominenteste: Pilsner Urquell. Daneben reihen sich unter anderem das polnische Bier Tyskie, Peroni aus Italien, Kozel aus Tschechien und Grolsch aus den Niederlanden ein.

90 Prozent über den Handel verkauft

Auch der Lockdown fiel für die Asahi-Marken schon nicht so hart aus wie für die Kölsch-Biere, die häufig am Kneipentresen und auf Festen verkauft werden. „Wir sind nicht so abhängig von der Gastronomie wie andere Brauereien und wurden auch nicht so hart von der Pandemie getroffen wie sie“, sagt Stiller.

Knapp 90 Prozent seines Volumens verkauft Asahi in Supermärkten, Discountern und Kiosken. Die Schließungen von Gaststätten konnten zusätzliche Handelsverkäufe dennoch nicht vollständig kompensieren. Hierzulande habe es 2020 daher ein kleines einstelliges Volumen-Minus gegeben, so die Managerin. Die Asahi-Gruppe kosteten die weltweiten Einschränkungen für den Aufenthalt im privaten Raum im Kerngeschäft der alkoholhaltigen Getränke im vergangenen Jahr derweil 14,5 Prozent ihres Umsatzes.

Tyskie ist NRW-Importbier Nummer eins

Eine Erholung des Geschäfts macht Nora Stiller unter anderem an Tyskie fest. Das polnische Bier ist in Nordrhein-Westfalen die meistgekaufte Importmarke und laut Stiller bei einer jungen Zielgruppe beliebt, die auf der Suche nach neuen Bieren sind – und Menschen mit Wurzeln in Polen. Diese tränken Tyskie häufig bei Familienfesten und anderen Feieranlässen. Doch diese Anlässe hätten in der Pandemie gefehlt, sagt Stiller. Jetzt, wo es wieder bergauf gehe, gehe es auch mit Tyskie steil bergauf. „Den Drang der Menschen, sich wieder miteinander zu treffen und das normale Leben zu genießen, merken wir sehr stark“, lautet Stillers Resümee. 

Dennoch: Aufgrund des langen Lockdowns und anhaltenden Einschränkungen für Veranstaltungen rechnet Asahi für das laufende Jahr mit weniger Volumen und weniger Umsatz als 2020. Stiller geht davon aus, dass sich erst ab 2022 ein klarer Aufwind abzeichnen wird.

Internationale Bier in starker Position

Insgesamt sieht sie internationale Biermarken im Wettbewerb mit deutschen Bieren in einer starken Position. Während insgesamt immer weniger Bier getrunken werde und darunter vor allem die heimischen Marken litten, seien internationale Biere in Deutschland um durchschnittlich 6,5 Prozent jährlich gewachsen. „Wir sind dabei durchgehend mit dem Markt gewachsen“, sagt Stiller.

Ihre Erklärung: „Die Menschen trinken weniger Bier, und wenn, dann bewusster und ausgesuchter.“ Sie würden öfter als früher eine neue Marke probieren, auch mal einzelne Flaschen verschiedener Biere kaufen statt gleich große Gebinde.

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Derweil sind auch alkoholreduzierte oder alkoholfreie Biervarianten bei Asahi immer beliebter: „Bei Tyskie sind Radler und das alkoholfreie Bier zwei zarte Pflänzchen mit zunehmender Bedeutung.“ Eine bestimmte Biermarke von Asahi werde aber definitiv keine Light-Varianten erhalten: „Pilsner Urquell hat seit 1842 eine unveränderte Rezeptur“, sagt Stiller über das tschechische Pils: „Davon wird es auch niemals ein Radler oder eine alkoholfreie Variante geben.“

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