Kampf um die KundenWarum Kölner Geschäfte plötzlich die Gastronomie entdecken

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Seit Neuestem wird in der Butlers-Filiale am Hohenzollernring auch Eis verkauft.

Seit Neuestem wird in der Butlers-Filiale am Hohenzollernring auch Eis verkauft.

  • Auf ein Frühstück zu Ikea, auf ein Eis zu Butlers: Immer mehr Geschäfte in Köln und Region haben die Gastronomie für sich entdeckt.
  • Wieso Händler immer öfter auf diese Strategie setzen – obwohl sie damit teilweise Verluste machen.

Köln/Düsseldorf – Schenkt man Stephan Laufenberg Glauben, dann gibt es in der Kaarster Ikea-Filiale Stammkunden, die nur des Essens wegen vorbeikommen. Ein älteres Ehepaar, zum Beispiel, das dort täglich erst frühstückt, dann zu Mittag isst und anschließend noch zum Kaffee bleibt. „Die beiden empfangen hier auch ihre privaten Gäste“, sagt Filialleiter Laufenberg auf dem Handelsgastronomie Kongress des Handelsforschungsinstituts EHI in Düsseldorf.

Ein Restaurant mit Köttbullar und Hotdog gehört zum Ikea-Konzept wie die schwedischen Namen für die Möbel. Die Filiale in Kaarst ist jedoch die einzige weltweit, in der es ein Dachcafé gibt. Vor den Augen der Gäste bereiten Köche frische Gerichte zu. Die Verbindung von Handel und Gastronomie hat hier noch einen größeren Stellenwert.

Eine wachsende Branche

Die Handelsgastronomie ist eine wachsende Branche. Laut einer neuen EHI-Studie wird ihr Umsatz in Deutschland in diesem Jahr auf zehn Milliarden Euro steigen. 2017 waren es noch 9,29 Milliarden Euro und damit rund vier Prozent weniger gewesen. Die Anzahl der einzelnen Standorte stieg im selben Zeitraum von 33.000 auf voraussichtlich 35.000.

Olaf Hohmann, Mitautor der Studie und Mitglied der Geschäftsführung des EHI, sieht einen Grund für den Anstieg im veränderten Konsumentenverhalten: Die Anzahl der deutschen Single-Haushalte und der Grad der Urbanität seien gestiegen, genauso das verfügbare Einkommen. Die Menschen fragten mehr Unterwegs-Verpflegung nach.

Handel bedient den Zeitgeist

Der Handel bediene mit dem wachsenden Gastronomieangebot den Zeitgeist. Er könne außerdem einen konkreten Vorteil daraus ziehen: „Den Händlern geht es darum, sich von Internetplattformen abzugrenzen und die Frequenz und Verweildauer der Kunden zu erhöhen.“ Laut der EHI-Studie kauft fast jeder zweite, der die Handelsgastronomie nutzt, auch Artikel im Handel vor Ort.

Ein Unternehmen in der Region, das bereits von diesem Effekt profitiert, ist die Kölner Einrichtungskette Butlers. In zwei Filialen in Köln und Frankfurt verkauft das Unternehmen Eis. „Wir haben nach einem Konzept gesucht, mit dem wir mehr Kundschaft an und in unsere Filialen bringen können“, sagt Gründer Wilhelm Josten. „Eis passt perfekt zu uns, zu unserer Zielgruppe. Wir verkaufen es im Sommer, was traditionell unsere ruhige Jahreszeit ist.“ In Köln ist das Angebot noch neu, in der Frankfurter Filiale ist der Umsatz seit der Eröffnung 2016 um drei Prozent gestiegen.

Gastronomie rechnet sich nicht immer

Nicht immer rechnet sich das gastronomische Angebot für die Händler: Im Nonfood-Bereich waren 2017 zwar laut EHI 89 Prozent der Handelsgastronomie profitabel, im Lebensmitteleinzelhandel waren es im gleichen Zeitraum jedoch nur 45 Prozent. Volker Klein, Edeka-Kaufmann aus Hamburg, erzählt, wieso das Angebot trotzdem lohnend sein kann: Es gehe weniger darum Geld zu verdienen, als das eigene Geschäft aufzuwerten. Er bietet in seiner Filiale gleich ein eigenes Restaurant mit Mittags- und Abendkarte an.

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Ein integriertes Restaurant kann man sich beim Kölner Einzelhandelsriesen Rewe nicht vorstellen. Trotzdem setzt der Konzern auf das Thema Handelsgastronomie – mit eigenen Angeboten und Kooperationen. An einigen Filialen können die Kunden frisch zubereitete Burger und Pizza kaufen. „Die Leute, die nicht vor die Tür wollen, bestellen im Internet“, sagt ein Sprecher. „Die anderen erwartet vor Ort ein Einkaufserlebnis. Wir wollen einen 360-Grad-Service anbieten.“

Wenn der Kunde Lust auf Kaffee und Pizza habe, solle er das „in angenehmer Atmosphäre bekommen“. Der Onlinehandel sei nicht mehr wegzudenken. Aber wenn der stationäre Handel gute Antworten finde, werde er weiter erfolgreich bestehen bleiben.

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