Konjunktursorgen40 Prozent der Kölner Industriebetriebe erwarten Einbruch

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15.07.2022, Köln: Werkshalle Ford Foto: Uwe Weiser

Werkshalle von Ford in Köln (Archivbild)

Die Kölner Industrie blickt mit Sorgen auf das neue Jahr. Vielen Unternehmen droht Kurzarbeit.

Die Industrieunternehmen aus Köln und der Region befürchten eine weitere Abschwächung der Konjunktur. „Mit großer Sorge betrachten wir den regelrechten Einbruch bei den Ertragserwartungen für das kommende Jahr. Nur sechs Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung, aber 41 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Köln-Metall, Dirk Wasmuth. Das spiegele sich dann auch in der nach wie vor zurückhaltenden Investitionsbereitschaft der Unternehmen wider, so Wasmuth weiter. 53 Prozent und damit nur jeder zweite Betrieb rechnet mit einer gleichbleibenden Auftragslage.

In der Vorjahresumfrage hatten noch 29 Prozent der Befragten mit einer Verbesserung gerechnet. Jeweils ein gutes Drittel glaubten an eine gleichbleibende beziehungsweise schlechtere Auftragslage.

Befragt nach der aktuellen Geschäftslage, gab nur die Hälfte der Unternehmen das Urteil „gut“ ab. 25 Prozent schätzen die Geschäftslage als „befriedigend“ ein und weitere 25 Prozent als „schlecht“.

Auftragslage ist schlechter als im Vorjahr

Bei der Beurteilung der Auftragslage im In- und Ausland ergibt sich ein noch negativeres Gesamtbild als im Vorjahr. Wurde die Lage 2022 noch von 41 Prozent für das Inland und gar von 56 Prozent für das Ausland als „gut“ bewertet, schätzen mittlerweile nur noch 35 Prozent die Lage für inländische und 39 Prozent für ausländische Aufträge als „gut“ ein. 38 Prozent der Befragten bezeichnen die Auftragslage für das Inland hingegen als „schlecht“, auch die Auftragslage im Ausland folgt einem Negativtrend und wurde von 36 Prozent der Unternehmen als schlecht bewertet.

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Dirk Wasmuth
Foto: Martina Goyert,

Der Hauptgeschäftsführer von Köln-Metall, Dirk Wasmuth

„Unsere Industrie ist der Wachstumsmotor in diesem Land und zugleich auch ein Gradmesser für die gesamte Stimmung des Wirtschaftsstandorts. Die Ergebnisse unserer Konjunkturumfrage machen deutlich, dass in unserer Industrie nach wie vor Zurückhaltung und Vorsicht herrscht“, sagte Wasmuth weiter.

Sinkende Nachfrage und schwache Ertragslage machten sich bei den nur zurückhaltenden Investitionsplänen der Unternehmen bemerkbar. „Um dies zu ändern, bedarf es dringend notwendiger Entlastungen auf Steuer- und Abgabenseite, einer Beschleunigung und Entbürokratisierung von Planungs- und Genehmigungsverfahren und einer nachhaltigen Senkung der Energie- und Strompreise. Stattdessen bremst die Politik die Unternehmen mit ständig neuen Verordnungen und Belastungen aus“, so Wasmuth.

Jedes siebte Unternehmen will weniger investieren

Im Inland wollen zwar 29 Prozent der Betriebe ihre Investitionen ausweiten, 15 Prozent der Firmen wollen ihre Investitionen aber zurückfahren. Mit 62 Prozent wollen der weit überwiegende Teil nichts verändern. Im Ausland planen 27 Prozent mit zunehmenden Investitionen, demgegenüber beabsichtigen zwölf Prozent, ihre Investitionen zu drosseln. Auch hier erwartet mit 62 Prozent der weit überwiegende Teil keine Veränderung.

Ungeachtet der mit Blick auf das nächste Halbjahr größer werdenden Unsicherheit angesichts mannigfaltiger Risikofaktoren bleibt die Beschäftigung im wichtigsten Industriezweig vergleichsweise stabil. Als unverändert betrachtet gut die Hälfte der Unternehmen die Beschäftigungslage und 68 Prozent rechnen mit keinen größeren Veränderungen der Lage in den kommenden sechs Monaten.

Allerdings ist bei den Neueinstellungen in den vergangen sechs Monaten ein Rückgang um 15 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Auch die zu erwartenden Neueinstellungen für die kommenden Monate liegen lediglich bei 21 Prozent, dafür rechnen die Unternehmen mit weniger Entlassungen in 2024.

Für das kommende Halbjahr wird allerdings mit mehr Kurzarbeit gerechnet. Die beiden letzten Aspekte zeige deutlich, dass die Unternehmen aufgrund des anhaltenden Fach- und Arbeitskräftemangels länger an den Beschäftigten festhalten, so Wasmuth. Das spiegele sich auch beim Rückgang der Mehrarbeit um 18 Prozentpunkte im vergangenen halben Jahr und im zu erwartenden Rückgang der Mehrarbeit für 2024 auf gerade einmal 15 Prozent.

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