Kölner Staatsanwaltschaft ermitteltHat das Autohaus Dirkes die Insolvenz verschleppt?

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Amtsgericht in Köln

Amtsgericht in Köln

Köln – Die Insolvenz der Autohausgruppe Dirkes wird nun auch strafrechtlich untersucht: Wie die Kölner Staatsanwaltschaft dem Kölner Stadt-Anzeiger am Donnerstag bestätigte, hat sie Ermittlungen gegen Verantwortliche des Autohauses aufgenommen – unter anderem wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung. Weitere Informationen, zum Beispiel zu weiteren Straftatbeständen, würden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt.

Die Autohausgruppe Dirkes hatte Anfang Juni Insolvenz angemeldet. Daraufhin meldeten sich zahlreiche Kunden, die zuvor Anzahlungen auf Autos geleistet oder diese sogar vollständig bezahlt hatten, ohne die Wagen letztlich zu erhalten.

Protestaktion in Ehrenfeld für Samstag geplant

Eine Facebook-Gruppe, in der sich Betroffene vernetzen, fasst mittlerweile rund 300 Mitglieder. An diesem Samstag haben sie für zehn Uhr zu einer Protestaktion vor dem Standort der Automobilgruppe am Maarweg in Ehrenfeld aufgerufen.

Die Betroffenen hatten dem Autohaus vor der Insolvenz teils fünfstellige Beträge überwiesen. Einige von ihnen berichteten, von Verkäufern in den Monaten vor der Insolvenz aufgefordert worden zu sein, ihre Rechnungen sehr kurzfristig zu bezahlen. So zum Beispiel Guido Neugebauer, der im Mai gebeten worden sei, „sehr schnell das Geld zu überweisen, damit das Auto ausgeliefert werden könne“.

Auto musste wieder zurückgegeben werden

Nach der Überweisung seien er und seine Familie allerdings immer wieder vertröstet worden – bis sie vom Insolvenzantrag erfuhren. Rolf Bodewig, Gründer der Facebookgruppe, hatte einen Fiat Tipo nach eigenen Angaben sogar bereits vollständig bezahlt und abgeholt – bevor der Wagen wieder zurückgegeben werden musste, da der Fahrzeugbrief nie verschickt wurde.

Insolvenzverwalter Jens Schmidt erklärte Ende vergangener Woche, dass die Dirkes-Kunden ihr Geld vorerst nicht zurückbekommen würden: Das sei aus insolvenzrechtlicher Sicht nicht möglich, da – wie bei allen insolventen Autohäusern – im Insolvenzverfahren ein Zahlungsverbot gelte. Erst, wenn das Verfahren abgeschlossen sei, bekämen alle eine Quote zurücküberwiesen. Die dürfte letztlich allerdings nur einem geringen Teil der gezahlten Beträge entsprechen. Über die genaue Anzahl der Betroffenen konnte der Insolvenzverwalter keine Angaben machen: Die Gläubigerforderungen müssten zunächst einmal gesammelt werden.

Insolvenzverwalter spricht von Standardvorgehen

Zu den Ermittlungen hieß es am Donnerstag, es sei „Standard, dass jeder Insolvenzfall von der Staatsanwaltschaft geprüft“ werde. „Sofern etwas an den Vorwürfen dran sein sollte, wird die Staatsanwaltschaft entsprechende Maßnahmen einleiten.“ Es stehe den Insolvenzverwaltern nicht zu, die Ermittlungen zu kommentieren. Aufgabe sei es, „die Interessen der Gläubiger zu wahren“, dabei aber „ausdrücklich nicht die Rolle des Anklägers“ anzunehmen. Das Autohaus Dirkes gab zuletzt an, sich nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. August nicht mehr persönlich äußern zu können.

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Das Unternehmen hat Standorte zum Beispiel in Frechen, Köln und Siegburg. Ein Standort in Weidenpesch wurde im Zuge eines begonnenen Sanierungsprozesses geschlossen. Zurzeit werden Investoren für das insolvente Autohaus gesucht.

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