Preisverleihung in der FloraGames-Studio gewinnt in Köln den Deutschen Entwicklerpreis – und muss schließen

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Robert Habeck und Michael Kellner am Stand von Mimimi Games beim Rundgang über die weltgrößte Computerspielmesse Gamescom 2023 in der KoelnMesse. Köln, 24.08.2023 *** Robert Habeck and Michael Kellner at the booth of Mimimi Games during the tour of the worlds largest computer game fair Gamescom 2023 at the KoelnMesse Cologne, 24 08 2023 Foto:xR.xStoffelsx/xFuturexImagex habeck_gamescom_3826

Im August war Wirtschaftsminister Robert Habeck bei der Gamescom noch am Stand von Mimimi Games, jetzt hat das kleine Studio in Köln den Deutschen Entwicklerpreis gewonnen.

Das Schicksal des Gewinners in der Kölner Flora verdeutlichte die heikle Situation, in der deutsche Entwickler von Computerspielen stecken.

Das Münchner Studio „Mimimi Games“ hat mit seinem letzten Spiel „Shadow Gambit: The Cursed Crew“ den Deutschen Entwicklerpreis 2023 für das „Beste Deutsche Spiel“ gewonnen. Bei der 20. Ausgabe des ältesten deutschen Branchenpreises in der Kölner Flora war das Taktikspiel im Piraten-Setting mit insgesamt drei Ehrungen der Gewinner des Abends. Ziel des Videospiels ist es, eine Gruppe untoter Piraten zu versammeln und verborgene Schätze zu entdecken.

Deutscher Entwicklerpreis: „Shadow Gambit“ ist Bestes Deutsches Spiel 2023

Der Preis für das beste Studio ging nach Frankfurt an „Deck13 Interactive“. Die Entwickler von „Bippinbits“ aus Sachsen wurden wie im Mai beim Deutschen Computerspielpreis für ihr Spieledesign von „Dome Keeper“ gewürdigt. Sie erhielten außerdem das Gamescom-Preispaket in Höhe von 12.000 Euro für das beste Indie-Spiel, also eines, das ohne die finanzielle Unterstützung großer Herausgeber entwickelt wurde.

Branchenverband: 2023 war für Games-Branche „durchwachsen“

Den Scheck überreichte Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands „Game“, der von einem „durchwachsenen“ Jahr für die deutsche Gaming-Branche sprach: „Wir wollen zu einem der besten Standorte der Welt werden. Dahin ist noch ein Stück zu gehen. Aber auch in Zeiten mit einigen Durststrecken bleiben wir dran, haben das klare Ziel vor Augen und arbeiten gemeinsam dafür.“

Er bedankte sich beim Bund, der trotz der Haushaltslücke zuletzt 100 Millionen Euro in die Computer- und Videospiel-Förderung der kommenden drei Jahre gesteckt hatte. Dabei dankte Falk dem anwesenden NRW-Medienminister und Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski (CDU), und dem Land Nordrhein-Westfalen als „starken Partnern“ von Games: „Ihr helft kräftig mit, auch auf Bundesebene. Dafür einen herzlichen Dank.“

Nathanael Liminski: Förderung von Games bleibt „stabil“

Liminiski versicherte, dass die Förderung der schwarz-grünen Landesregierung „stabil“ bleiben werde: „Kaum eine Branche muss sich so sehr daran gewöhnen, dass es alle paar Monate einen Antragsstopp gibt.“ Das Land NRW werde die Branche im kommenden Jahr mit 3,5 Millionen Euro weiter fördern, sagte Liminski. Die Förderung solle Kontinuität und Stabilität für Entwicklerinnen und Entwickler schaffen.

Die fragile Situation der Branche machte sich am Schicksal des Gewinners deutlich. Mimimi Games, Entwickler von beliebten Spielen wie „Desperados 3“, hatte im August die Schließung des Studios angekündigt und dabei auf die Abhängigkeit von Fördermitteln verwiesen: „Der erhöhte finanzielle Druck und das Risiko waren nicht mehr tragbar. Außerdem begann jedes Mal, wenn unsere Spiele kurz vor der Veröffentlichung standen und endlich Spaß machten, ein neuer Kampf um die Finanzierung der folgenden Projekte, sodass dies ein ständiger Kreislauf war“, schrieben die Münchner Entwickler in einem offenen Brief an ihre Community.

Games-Branche: Deutschland ist umsatzstärkster Markt in Europa 

In der Kölner Flora bedauerten zahlreiche Entwicklerinnen und Entwickler die Schließung des Studios. Branchenvertreter Falk stellte klar, dass staatliche Förderung funktioniere und verwies dabei auf eine vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragte Evaluation. Demnach habe Games-Förderung positive Effekte: Sieben von zehn Spielen wären ohne Förderung nicht in Deutschland entwickelt worden. Knapp die Hälfte der Unternehmen erzielte zusätzliche Umsätze, die über die Förderungen hinaus gingen.

Der deutsche Markt mit digitalen Spielen erwirtschaftete laut Branchenverband „Game“ im vergangenen Jahr einen Umsatz von 9,87 Milliarden Euro. Damit sei er nach Umsatz der größte Markt Europas und weltweit auf Platz fünf, heißt es im aktuellen Jahresreport.

Den gesellschaftlichen Wert von Games zeigten die Gewinner in Köln auf: „Duru“ (Bestes Game Beyond Entertainment) sensibilisiert Spielerinnen und Spieler für Depressionen und mentale Gesundheit. „Loot für die Welt“ (Sonderpreis für soziales Engagement) sammelt seit zehn Jahren mit Online-Events Spenden unter anderem für Geflüchtete aus der Ukraine. Und „Fall of Porcupine“ (Beste Story) beleuchtet in einer emotionalen Geschichte die harte Realität eines defekten Gesundheitssystems.

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