KlimaschutzRhein-Energie will Kölner Dächer für Solaranlagen pachten

Lesezeit 4 Minuten
MDS-EXP-2020-06-23-71-162374839

Die Unternehmenszentrale der Rhein-Energie AG in Ehrenfeld.

Köln – Der Kölner Energieversorger Rhein-Energie will es Hausbesitzern und Gewerbetreibenden künftig ermöglichen, Solaranlagen auf ihren Dächern zu installieren. „Wir starten hier zusammen mit der Kölner Handwerkskammer eine große Offensive“, kündigte Rhein-Energie-Chef Dieter Steinkamp bei der Vorlage der Bilanz an.

In einem ersten Schritt biete der Konzern spätestens ab Ende August umfangreiche Beratungen unter anderem zu Fördermöglichkeiten an – zuerst nur virtuell, später dann auch vor Ort. Darüber hinaus wird es aber auch die Möglichkeit geben, dass die Rhein-Energie die Photovoltaikanlage auf eigene Kosten auf Dächern installiert. Dem Besitzer zahlt der Konzern dann entweder eine Pacht und speist den Strom in das Rhein-Energie-Netz ein oder es wird direkt für das jeweilige Haus eingespeist und die Kosten dann verrechnet.

Zu Details des Modells wie Pachthöhe, konkrete Preisgestaltung sowie Einsatzgebiet wollte sich das Unternehmen gestern noch nicht äußern. Die Rhein-Energie liefert Strom, Erdgas, Wärme und Trinkwasser an Privat- und Geschäftskunden und versorgt gemeinsam mit Partnern und Beteiligungsgesellschaften ein Gebiet vom Rhein-Erft-Kreis  bis weit ins Bergische Land im Osten, von Leverkusen im Norden bis in das nördliche Rheinland-Pfalz.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Gute Chancen für Eon-Deal

Einer der zentralen Punkte beim Jahrespressegespräch war die Neuordnung der Stadtwerke-Landschaft im Rheinland. In der vergangenen Woche hatte der Kölner Stadtrat den Plänen für die sogenannte „Regionalpartnerschaft Rheinland“ zugestimmt. Demnach wird der Essener Energieversorger Eon seinen Anteil an der Rhein-Energie von bislang 20 auf künftig 24,9 Prozent ausbauen. Im Gegenzug erhält die Rhein-Energie eine 20-prozentige Beteiligung an den Stadtwerken Duisburg. Zudem wird der Kölner Versorger und die 100-prozentige Eon-Tochter Westenergie ihre Beteiligungen an Stadtwerken und Energieversorgern im Rheinland in der gemeinsamen Tochter Rhenag bündeln. Steinkamp hatte in der vergangenen Woche bereits betont, dass sich an den bisherigen Machtverhältnissen beim Kölner Energieversorger nichts ändern werde. Auch an der Subventionierung etwa der KVB oder der Kölnbäder durch die Gewinne der Rhein-Energie werde es keine Änderungen geben.  „Vorbehaltlich der Zustimmung der kommunal- und wettbewerbsrechtlichen Aufsichtsbehörden gehen wir zusammen mit dem Eon-Unternehmen Westenergie und unserer gemeinsamen Tochtergesellschaft rhenag einen entscheidenden Schritt in der energiewirtschaftlichen Kooperation im Rheinland weiter – über das bisherige regionale Modell der Rhein-Energie deutlich hinaus“, sagte Steinkamp.

Umsatz sinkt leicht, Ergebnis legt zu

Mit dem vergangenen Jahr zeigte sich der Vorstandschef insgesamt zufrieden. Trotz der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie weise der kommunale Versorger gute finanzwirtschaftliche Kennziffern auf. Der Umsatz der Rhein-Energie (Einzelumsatz ohne Konzern) sank in 2020 leicht auf rund 2,47 Milliarden Euro, nach 2,51 Milliarden Euro im Jahr 2019. Das Unternehmensergebnis liegt bei rund 170 Millionen Euro. Das sind rund 22 Millionen Euro über dem Ergebnis des Vorjahres (148 Millionen Euro).

Positiv auf die Bilanz wirkte sich der Verkauf der Anteile am Mannheimer Versorger MVV Energie AG aus. Nach der Genehmigung der Kartellbehörden flossen rund  270 Millionen Euro in die Kassen des Kölner Versorgers. Käufer und damit neuer Großaktionär sind von der internationalen Vermögensverwaltungsgesellschaft First State Investments verwaltete Fonds.

Negativ schlugen auf der Aufwandsseite Kosten für Umstrukturierung und Neuausrichtung von  Lieferanten zu Buche, sagte Dieter Hassel, kaufmännischer Vorstand, der  ab dem 1.  Juli das Unternehmen verlässt und in den Ruhestand geht.

Ausgleichzahlung für Gesellschafter

Unter dem Strich  erhält die Westenergie als Gesellschafter der Rhein-Energie eine Ausgleichszahlung  von rund 30 Millionen Euro, nach 25 Millionen im Jahr zuvor.  Mit insgesamt  acht Millionen Euro (Vorjahr 25 Millionen) stärkt der Kölner Energieversorger sein Eigenkapital. Demzufolge wird ein Gewinn in Höhe von 132 Millionen Euro an den mit 80 Prozent beteiligten Mehrheitsgesellschafter GEW Köln AG abgeführt. Insgesamt 147 Millionen Euro (2019: 122 Millionen Euro)  investierte der Versorger in die Infrastruktur, vor allem in die Netze. Weil die Verbraucher sich energiesparender verhielten und die Geräte immer energieeffizienter  würden, sank der  Stromabsatz von 11,80 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2019 ist auf 10,38 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2020, so Steinkamp. 

Das könnte Sie auch interessieren:

Für das laufende Geschäftsjahr geht das Unternehmen von einer leicht rückläufigen Umsatzentwicklung  in Höhe von rund 2,4 Milliarden Euro aus, sowie einem  Ergebnis vor Ertragsteuern  von rund 154 Millionen Euro. Bei den Investitionen steht neben laufenden Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen der weitere Ausbau der Erneuerbaren Energien im Vordergrund.

KStA abonnieren