Was passiert mit der Kölner Zentrale?Unitymedia vor Übernahme – Marke vor dem Aus

Lesezeit 3 Minuten
Unitymedia-Zentrale

Unitymedia-Zentrale an der Aachener Straße

Köln – 18,4 Milliarden Euro will Vodafone für den Kölner Kabelnetzbetreiber Unitymedia bezahlen – stimmen die Kartellbehörden dem Deal zu, wird die Marke „Unitymedia“ wohl über kurz oder lang verschwinden. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilt Vodafone Deutschland mit, dass vor der Entscheidung der Wettbewerbsbehörden zwar keine endgültige Aussage über die Zukunft der Marke getroffen werden könne – „Mittelfristig möchte Vodafone aber natürlich auf die Stärke der globalen Marke Vodafone setzen, um Kunden sowohl Mobilfunk als auch Festnetz, Breitband-Internet und TV aus einer Hand anzubieten“, sagt ein Konzernsprecher. Aktuell ließe sich indes noch keine Aussage über den Zeitplan treffen.

Für Kunden soll sich zunächst nichts ändern

Unitymedia selbst lässt die Frage nach der Zukunft der Marke auf Anfrage unbeantwortet. Für Nutzer des Unitymedia-Kabelnetzes soll zunächst alles beim Alten bleiben, so ein Sprecher des Kölner Unternehmens: „Augenblicklich ändert sich für unsere Kunden nichts, und auch mit einer Übernahme bleiben die Vertragsverhältnisse unberührt.“

Nicht absehbar ist bislang, ob die Kölner Unitymedia-Zentrale an der Aachener Straße die Übernahme durch Vodafone überlebt – weder Unitymedia noch Vodafone äußern sich dazu. Durchaus denkbar ist ein Umzug auf den großzügigen Vodafone-Campus in Düsseldorf. Klar ist aber, dass ein signifikanter Teil der rund 2800 Jobs bei Unitymedia zur Disposition steht. Zu groß sind die Überschneidungen und sich daraus ergebende Synergie-Potenziale.

Bislang in 13 Bundesländern vertreten

Vodafone benennt diese auch, zählt in der Antwort des Konzernsprechers etwa die gegenseitige Nutzung der Netzinfrastruktur, den Vertrieb und die Migration von DSL-Kunden auf das Kabelglasfasernetz auf. Seit der Übernahme von Kabel Deutschland  ist Vodafone mit seinem Kabelnetz in 13 Bundesländern vertreten – die Lücken in NRW, Hessen und Baden-Württemberg schließen sich nun mit der Einverleibung von Unitymedia. Vodafone wird die Migration zum Kabelnetz offensiv vorantreiben, denn: „Aktuell muss Vodafone ja für die Nutzung von DSL-Anschlüssen »auf der letzten Meile« pro Kunde und Monat mehr als zehn Euro an die Telekom zahlen“, so der Konzernsprecher.

Grafik Unitymedia in Zahlen

Unitymedia in Zahlen

„Ob und unter welchen Bedingungen es in Köln und Kerpen weitergeht, ist noch gar nicht abzusehen“, sagt Markus Frings, Gewerkschaftssekretär bei Verdi. Bei den letzten Tarifverhandlungen wurden eine Standortgarantie und ein Kündigungsschutz bis Ende 2019 vereinbart. „Wir versuchen auf allen Ebenen, dass diese Regelungen verlängert werden“, so Frings.

Unitymedia könnte auch eigenständig bleiben

Einfacher dürfte dieser Schritt werden, wenn Unitymedia eigenständig bleibt. Auch diese Option besteht weiterhin, da die EU-Kommission mit ihrer Zustimmung zum Deal noch zögert: Nach einer ersten Begutachtung der Pläne hatte sie deutliche Bedenken geäußert: Durch die Übernahme entfalle der Wettbewerb zwischen den verschmelzenden Unternehmen, die Zahl der Marktteilnehmer schrumpfe, zudem fehle Vodafone künftig der Anreiz, mit den verbleibenden Betreibern in Wettbewerb zu treten. Die Schlussfolgerung der EU-Kommission: Die geplante Übernahme bedarf einer tiefergehenden Prüfung.

Vodafone und Unitymedia rechnen mit einer Zustimmung der Kartellbehörde bis Mitte 2019. Ohne Auflagen, teilt Vodafone mit.

KStA abonnieren