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Kölner Schuhreinigungs-Start-up im TestWie sauber werden Sneaker bei Shoehero?

Lesezeit 4 Minuten
Shoehero 2

Julia Dreßler leitet den Kölner Shoehero-Laden.

  • Die Kölner Ayk Odabasyan und Christian Groebe haben Shoehero gegründet und bieten Reinigung für Sneaker und Lederschuhe.
  • Die Gründer erklären, wie das Geschäft wachsen könnte und warum es eine nachhaltige Lösung sein soll, Schuhe per Post zur Reinigung zu schicken.
  • Wir haben uns das Angebot genau angeschaut und mit einer Sneaker-Sonderedition den Reinungstest gemacht.

Köln – Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Schuhe professionell reinigen lassen? Während viele Jüngere diesen Service vermutlich noch nie genutzt haben, dürfte es auch bei Älteren schon länger her sein. Schuheputzen ist eine Dienstleistung, die heute eigentlich kaum noch jemand in Anspruch nimmt. Ayk Odabasyan und Christian Groebe wollen das ändern – sie haben in Köln das Unternehmen Shoehero gegründet und planen, mit ihrem Konzept die professionelle Schuhreinigung zu normalisieren. Wir haben die Reinigung an Sneakern getestet.

„Wir lassen dieses jahrhundertealte Geschäfte mit einem disruptiven Ansatz neu aufleben“, sagt Odabasyan. Das klingt erst einmal wild, ist dann aber doch ganz simpel: Statt mit einem Holzkasten am Straßenrand, wie man es vielleicht aus alten Filmen kennt, haben sie im Belgischen Viertel ein Ladenlokal mit angeschlossener Reinigungswerkstatt. Kundinnen und Kunden können dort ihre Schuhe vorbeibringen oder sie auch per Paket einschicken und sich wieder nach Hause liefern lassen. Nach ein bis drei Werktagen sind die Schuhe abholfertig.

2014 ein App-Unternehmen gegründet

Eigentlich sind Odabasyan und Groebe Digitalunternehmer, haben 2014 das Unternehmen Appmatics gegründet, mit dem sie Unternehmen bei der Entwicklung von Apps beraten. Vor zwei Jahren entschlossen sie sich dann, nebenbei etwas Neues zu starten, gründeten Shoehero und eröffneten im vergangenen Jahr ihr Geschäft.

Seit zehn Monaten lauft das Shoehero-Geschäft nun, zwei davon musste das Ladenlokal wegen Corona schließen, doch das Geschäft entwickle sich positiv: „In den ersten Monaten hatten wir vierstellige Umsätze, jetzt sind sie fünfstellig“, sagt Odabasyan. Profitabel sei Shoehero aktuell noch nicht. Die Gründer sind derzeit auf der Suche nach Investoren und würden in den nächsten eineinhalb Jahren gerne bis zu 500.000 Euro in die Expansion investieren. Der nächste Schritt seien repräsentative Standorte in den großen Ballungsräumen, so Odabasyan, schließlich müsse die in Vergessenheit geratene Dienstleitung wieder richtig bekannt gemacht werden, damit der geschäftliche Erfolg einsetzen kann.

Klimaneutraler Versand

Die CO2-Emissionen, die beim Versand der Schuhe zustandekommen, würden standardmäßig ausgeglichen, antworten die Shoehero-Macher auf die Frage, wie nachhaltig es denn sei, Schuhe durch das Land zu schicken, nur um sie zu reinigen. Auch bei der Verpackung und den Pflegemitteln achteten sie auf Nachhaltigkeit, sagen Odabasyan und Groebe.

Letzterer bemängelt zudem eine Wegwerfmentalität, die klimaschädlicher sei. Zu oft würden Schuhe weggeworfen, weil sie dreckig seien. „Wenn ein Sneaker mit weißer Sohle ein paar hartnäckige Flecken hat, tragen viele ihn einfach nicht mehr.“ Dabei könne er bei richtiger Pflege und Reinigung drei bis vier Jahre halten. „Der ökologische Fußabdruck ist kleiner, wenn man einen Schuh mehrmals professionell reinigt und länger trägt, statt schnell neue zu kaufen.“

Mit ihrer Idee sind die Kölner nicht alleine, auch andere tragen vor allem dem Konsumententrend zu ausgefallenen und hochpreisigen Sneakern Rechnung. Online findet man jede Menge Anbieter, denen man seine Lieblingsschuhe schicken kann, sie nennen sich Sole Fresh, Sneakercleaner oder Reshoe. Auch der Düsseldorfer Dax-Riese Henkel hat unter seiner Marke Persil eine Sneakerreinigung im Angebot, je nach Leistung kostet sie zwischen 24,90 und 39,90 Euro. Henkel arbeitet wie die anderen Wettbewerber mit einer Versandlösung.

Shoehero will sich mit einem breiteren Angebot von der Konkurrenz abgrenzen, reinigt neben sportlichen Straßenschuhen auch Lederschuhe. Die Preise reichen bei Sneakern von 14,50 bis 19,50 Euro, bei Lederschuhen von 17,50 bis 28,50 Euro.

So lief der Test

Beim Reinigungstest seien die Sneaker des Redakteurs – eine Sonderedition des beliebten Adidas I-5923 – eingeschäumt und gebürstet, das Wildleder aufgeraut, mit vielerlei Art spezialbehandelt und die Schnürsenkel mit Gardinenreiniger wieder aufgefrischt worden, erzählt Julia Dreßler, die den Laden in der Maastrichter Straße leitet.

Ein dicker brauner Fleck an der Schuhspitze ist nicht mehr zu erkennen. Wenn man weiß, wo er war, erkennt man bloß noch eine leichte Verfärbung. Das in verschiedenen Bunttönen gehaltene Leder hatte vor der Reinigung einen braune Farbe angesetzt, ist jetzt aber wieder richtig sauber. Zwar sehen die Materialien nicht wie neu aus, sie haben noch Benutzungsspuren, aber Dreck ist keiner mehr zu sehen.

Kleine, schwarze Streifen, die sich hartnäckig in das kunststoffähnliche Material auf der Oberseite eingefressen hatten, sind zwar nicht ganz weg, aber kaum noch sichtbar.

Die ursprünglich weiße und vor der Reinigung an der Seite fleckige Styroporsohle ist zwar etwas sauberer, ein paar Flecken sind jedoch noch zu sehen. Das Material habe ein besseres Ergebnis nicht zugelassen, sagt Dreßler.

Die Schnürsenkel, die jede Menge Straßendreck und auch den einen oder anderen Essensspritzer abbekommen hatten, sind wieder komplett sauber. In der Reinigungswerkstatt von Shoehero wurden sie vom Schuh entfernt, in Gardinenreiniger gelegt, anschließend nochmals gereinigt und dann wieder in den Schuh gebunden.

Das Gesamtergebnis ist sehr positiv. Vor der Reinigung lag der Schuh ein halbes Jahr im Schrank, ein erster Versuch, den dicken Fleck an der Schuhspitze zu entfernen, war fehlgeschlagen. Jetzt werden die Schuhe sofort wieder angezogen.

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