Kommentar zur Lage des KonzernsBayer hat sich im Glyphosat-Labyrinth verlaufen

Lesezeit 2 Minuten
Bayer-Kreuz hinter Gittern

Blick auf das Bayer-Kreuz am Leverkusener Stammsitz

Leverkusen/San Francisco. – Bloß sechs Seiten brauchte Richter Vince Chhabria in seinem Beschluss, um Bayers Vorschlag für den Umgang mit möglichen neuen Glyphosat-Klagen regelrecht zu zerpflücken. Eine schmetternde Niederlage für den Leverkusener Konzern, der eine Armada an Anwälten monatelang damit beschäftigt hatte, ihn gemeinsam mit der Gegenseite zu konstruieren – nachdem schon der erste Entwurf gescheitert war. Die erneute Klatsche zeigt eindrücklich auf, wie massiv Bayer doch die rechtlichen Risiken aus der Monsanto-Übernahme unterschätzt hat.

Bayer-Chef Werner Baumann gilt als rationaler Stratege ohne große Eitelkeiten. Nach allem, was bekannt ist, dürfte ausgeschlossen sein, dass er bei der 57 Milliarden Euro schweren Übernahme des US-Konzerns Monsanto so gedankenlos war und nicht in Betracht gezogen hat, dass Bayer mit Monsanto nicht nur dessen Portfolio und Potenziale, sondern auch den miesen Ruf und erhebliche Rechtsrisiken übernehmen würde. Doch er hat definitiv unterschätzt, wie schwer der Ausweg aus dem Glyphosat-Labyrinth zu finden sein wird.

Eine krasse Fehleinschätzung

Ein Hindernisgrund waren die rechtlichen Unsicherheiten für die Führungsriege verständlicherweise nicht per se, schließlich ist Bayer als Pharmariese seit Jahrzehnten Ziel von Haftungsklagen und häufig verwickelt in jahrelange Rechtsstreitigkeiten. Die Schlussfolgerung lautete daher womöglich: Auch das Hickhack um Glyphosat würde sich mit Hilfe von Juristerei und viel Geld in Luft auflösen und bald nach dem Kauf den Weg frei machen für die zweifelsohne vorhandenen Potenziale. Eine krasse Fehleinschätzung.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bayer-Chef Baumann hat die Fähigkeiten seines Konzerns bei der Lösung des Glyphosat-Komplexes überschätzt. Nun trägt er die Verantwortung dafür, dass zwei Jahre nach Einstieg in die Vergleichsverhandlungen kein Ende der Misere in Sicht ist. Im Gegenteil: Auch der nun großspurig vorgetragene Fünf-Punkte-Plan hinterlässt mehr Fragen als Antworten und zeigt deutlich, wie verzweifelt sich Bayer verlaufen hat. Das lähmt den Konzern und schadet ihm mit jedem weiteren Tag, an dem sich nichts an dieser Situation ändert.

KStA abonnieren