Nachfrage weiter verhaltenDas sagen die Reiseveranstalter über den Sommerurlaub

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Sind die Strände offen? Oder geschlossen? Noch gibt es viele Unsicherheiten.

  • Innerhalb kürzester Zeit sorgte die Corona-Krise für Kontaktsperren und geschlossene Grenzen – und legte die Reisebranche lahm.
  • Die Unternehmen erholen sich nur langsam. Die Nachfrage ist immer noch verhalten.
  • Während über Regeln diskutiert wird, die das Reisen im Sommer ermöglichen könnten, stecken Reisebüros zwischen Anfragen und Stornierungen.

Köln – „Wir spüren einen zaghaften Hauch davon, dass es wieder los geht“, sagt Nicole Siefen, Betreiberin des Kölner Südstadt-Reisebüros: „Aktuell wickeln wir aber vor allem noch Stornierungen ab und beantworten Fragen zu gebuchten Reisen.“ Kaum eine Branche wurde von der Ausbreitung des Coronavirus so schwer getroffen wie die globale Reiseindustrie. Innerhalb kürzester Zeit kam es durch geschlossene Grenzen und Kontaktsperren zum kompletten Stillstand. „Der Tourismuswirtschaft werden allein im Jahr 2020 mehr als 100 Milliarden Umsatz fehlen“, sagte Michael Frenzel, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, kürzlich der „Bild am Sonntag“.

Nun aber schreitet die Diskussion um eine Lockerung der Reisebeschränkungen schnell voran – und mit ihr die Hoffnung vieler Bürger, im Sommer doch noch ins Ausland zu verreisen. Dass Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) die noch bis zum 14. Juni weltweit geltende Reisewarnung für deutsche Touristen zunächst nur für die Europäische Union aufheben und durch individuelle Reisehinweise für die einzelnen Länder ersetzen will, befeuert den Trend. So nähmen aktuell die Anfragen für den Sommerurlaub stark zu, sagte Marija Linnhof vom Verband unabhängiger selbstständige Reisebüros. Buchungen im großen Stil blieben hingegen noch aus, zu groß sei die Unsicherheit, ob ein gebuchter Urlaub tatsächlich auch stattfinden könne. Um diesen Faktor abzumildern, bräuchte es laut Linnhof seitens der Reiseveranstalter wie Tui oder DER Touristik großzügige Storno-Regelungen. Eine kostenlose Stornierung bis zwei Wochen vor Abreise etwa, um die Sorgen vor einer Buchung zu nehmen.

Auslandsreisen: „Es ist einfach zu unsicher“

Jochen Volland vom Kölner Reisebüro Teddy Travel rät seinen Kunden noch davon ab, Auslandsreisen zu buchen: „Es ist einfach zu unsicher, wie es dann vor Ort aussieht“. Er warte lieber ab, statt Reisen rückabwickeln zu müssen, wie er es in den vergangenen Monaten getan hat.

Klar ist: Ohne eindeutige Regeln wird ein Sommerurlaub in diesem Jahr nicht möglich sein. Wichtig ist vor allem der Abstand. Im Hotel, im Restaurant, am Strand. „In Griechenland sollen in 1000 Quadratmetern Meer maximal 40 Gäste baden“, sagte Tui-Deutschlandchef Marek Andryszak: „Außerdem werden die Hotelzimmer nicht nur gereinigt, sondern auch desinfiziert.“ Zudem würden Gäste und Personal an bestimmten Orten Masken tragen müssen, so Andryszak. Tui wolle Hotels bei der Einhaltung der Vorgaben auch kontrollieren.

Essen nur à la carte

„Mit den ganzen Beschränkungen wird es kein Urlaub, wie man ihn gewohnt ist“, konstatiert auch Reisebüro-Betreiber Volland. In Italien sollen Buchungen für den Zugang zu Strandbädern verhindern, dass zu viele Menschen an einem Ort sind. Auch in den Hotels muss natürlich Abstand gewahrt werden. So könnte es nur Essen à la carte geben, um Gedränge am Buffet zu vermeiden.

Auch bei An- und Abreise stellen sich Fragen. Mag Abstand halten am Strand noch machbar sein, ist das im Flugzeug nicht möglich. Die Fluggesellschaften lehnen eine Pflicht zum Freilassen eines bestimmten Anteils der Sitzplätze aus ökonomischen Gründen ab, die EU-Kommission, die zuletzt Vorschläge für den Sommerurlaub gemacht hatte, besteht ebenfalls nicht auf einer solchen Regelung.

Große Nachfrage nach Reisen im Inland

Bei aller Unsicherheit verzeichnen die Veranstalter bereits eine große Nachfrage nach Urlaubsreisen innerhalb Deutschlands: In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern seien die Hochsommerwochen bereits ausgebucht, sagte ein Tui-Sprecher. Kräftige Zuwächse habe es auch für Süddeutschland gegeben, teilweise von über 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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Reisebüros bleibt nur abzuwarten, auch weil sie bei Inlandsreisen nur wenig gefragt sind. Nicht alle halten das durch: „Nach unseren Recherchen haben 15 Prozent der Reisebüros bereits Insolvenz angemeldet“ sagt Linnhof. Wenn bis Anfang Juni kein weiteres Hilfspaket vom Bund für die Firmen auf den Weg gebracht werde, „wird eine zweite drastische Welle einsetzen“. (mit dpa)

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